Wir wandern an neuerstellten Einfamilienhäusern vorbei, die noch nicht bezugsbereit sind, aber die hohen Maschendrahtzäune und die imposanten Einfahrtstore sind schon montiert.
Langsam aber sicher gewinnen wir Höhe und folgen mehr oder weniger der Höhenkurve des Hügels. Wären die Wolken ein bisschen höher, hätten wir sogar eine Aussicht. So sehen wir Felder mit Sonnenblumen, deren Köpfe inzwischen zu schwer sind, um sich nach der Sonne zu drehen. Im Weiler Ornacieux ist die schöne Steinkirche geschlossen. Ueber gute Strässchen erreichen wir Faramans, wo wir durch einen wunderschönen Park an einem Weiher vorbei geleitet werden. Es gibt darin unzählige verschlungene Wasserwege mit romantischen Stegen, denen wir auf ebenso verschlungenen Wegen folgen. So früh am Morgen ist noch niemand unterwegs und wir können das ganze Paradies in Ruhe geniessen. Bis zum eigentlichen Dorf steigt die Strasse nochmals steil an. Hier versuche ich mein Glück wieder einmal in einer Bäckerei, aber ohne Erfolg.
Nun geht’s Stoppelfeldern und einem riesigen Hirsefeld entlang weiter, bis wir in einem lauschigen Wäldchen wieder absteigen. Der Weg wäre perfekt, hätte nicht das Wasser tiefe Furchen hineingegraben. Nach dem Steg über ein munteres Bächlein steigen wir wieder an, diesmal aber ausgesprochen steil, denn wir sollen Pommier-de-Beaurepaire erreichen, das weit herum sichtbar auf einem Hügel thront. Auch die hiesige Kirche St. Romain variiert leicht das hier traditionelle Steinmuster. Sie hat einen wunderschön gemalten Sternenhimmel und Glasfenster, die Heilige darstellen.

Eglise St-Romain, Pommier-de-Beaurepaire
Ab diesem malerischen Dörfchen bleiben wir auf dem Grat des Moränenhügels (es geht nicht etwa beidseitig steil hinunter) und sehen bereits die Ebene im Süden, da sich die Wolken etwas aufgelockert haben. Bei der Panoramatafel geniessen wir eine weite Rundsicht und erfahren, dass wir sogar den Mont Blanc sehen könnten, wenn...
Zuerst durch ein lichtes Wäldchen, wo viel Wasser liegt, nachher auf offenem Gelände folgen wir dem Hügel. Hier geht uns so richtig auf, was Molasse heisst, denn wir kommen zu einem vor kurzen gepflügten Feld, das auf den ersten Blick aussieht, als ob eine reiche Ernte Kartoffeln ausgegraben worden sei. Bei näherem Hinsehen entpuppen sich diese aber als Steine. Obwohl noch kein Unkraut wachsen konnte, ist bereits viel Lehm ausgewaschen und die Steine „schwimmen“ an der Oberfläche. Weiter hinten staunen wir über ein Sonnenblumenfeld, bei dem keine Erde mehr, sondern nur noch Steine sichtbar sind. Natürlich sind die Wege auch entsprechend. Aber darauf muss ja nicht unbedingt etwas wachsen.

Sonnenblumenfeld auf Molasse / Sunflowers on molasse soil
Wir sind unschlüssig, wie weit wir heute marschieren sollen: Nach Revel-Tourdan oder 6,5 km weiter zur nächsten Uebernachtungsmöglichkeit? Die Entscheidung wird uns abgenommen, da die Auberge in Revel-Tourdan geschlossen ist. Also steigen wir wieder ins Tal hinunter und auf der andern Seite wieder hinauf. Inzwischen hat sich das Wetter noch mehr gebessert und die Sonne scheint, während wir uns etwa einen Kilometer weit auf einem Steinweg entlang den Gleisen des TGV Valence-Paris den nächsten Hügel hinaufkämpfen, bis wir die Bahnlinie unterqueren und wieder – auf ebenso steilen Strassen – nach Moissieu-sur-Dolon hinuntergelangen.
Wir haben von Revel-Tourdan aus ein Zimmer im Hôtel-restaurant La Colombière reserviert und staunen nicht schlecht, als wir den Eingang des Hotels sehen: Es heisst Domaine de la Colombière und ist ein weitläufiges schlossähnliches Anwesen, in dem wir uns als „coquillards“, wie hier die Leute genannt werden, die auf dem Jakobsweg unterwegs sind, fast etwas fehl am Platz vorkommen. Aber von der Besitzerin der Domaine werden wir aufs freundlichste empfangen und sie bringt uns persönlich zum Zimmer.
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Again an easy day! After a most agreeable evening in La Côte-St-André, we covered some 27 km in about 7½ hours today and are now installed in the comfortable hotel ‘Le Domaine de la Colombière’ in Moissieu-sur-Dolon.
Yesterday evening in the ‘Hotel de l'Europe’ in La Côte-St-André was quite amusing. The hotel is run by a 57-year old Frenchman with the aid of his 81 year old mother. This old woman had a really dry wit and was a real source of amusement.
While we were eating our evening meal last night, Silvia and Christof, two of the fellow pilgrims who had spent the night with us in the same B&B in Le Pin, joined us at the table. The number of possible places to stay overnight is so limited, that the possibility of meeting old acquaintances in this way is always very great.
We left the hotel shortly before 8.00 this morning in dry, but cloudy, weather. It was slightly warmer than yesterday, but certainly not too warm for walking.
Although in principle we are now crossing the plain that lies between the pre-alps of Isère and the Rhone valley south of Lyon, the way is not at all flat. It seems to be a characteristic of the Camino that it takes you by the most hilly way possible. This plain lies between the side moraines of a former glacier, so, rather than running along the plain, the route took us up and over the hills at the side.
The first place of interest was the delightful village of Faramans, which we entered via a particularly pleasant park. In the village, we ran into Ralph, the Liechtensteiner, and had a brief exchange of experiences with him before we continued on to the village of Pommier-de-Beaurepaire, via a roundabout route (also a speciality of the Camino). The ceiling of the church in this village is quite special, being studded with painted stars.

Eglise St-Romain, Pommier-de-Beaurepaire
The way then took us along a ridge with impressive views over the plain. Although the weather had improved (we even had occasional glimpses of the sun), the air was not sufficiently clear to appreciate the panorama fully. Nevertheless, we were able to see the Ardèche, which must have been 70 km away.
We then descended to the village of Revel-Tourdan, where we would have considered staying the night in the village inn. Since this was quite obviously closed, we decided to continue to Moissieu-sur-Dolon.
After passing over (yet another) hill, the path here from Revel-Tourdan led us along a way parallel to the Paris – Valence TGV line. It is somehow always comes as a surprise to me to suddenly come across a major modern means of transport in the middle of a walk through largely otherwise undisturbed countryside.