Samstag, 8. September 2007

53. Tag: Aire-sur-l’Adour - Arzacq-Arraziguet

Gestern nahmen wir sechs „Pilger“ das Abendessen im Kreise der elfköpfigen Viergenerationenfamilie Porte ein. Auf den Tisch kamen nur Produkte aus dem eigenen Garten und dem eigenen Hof.

Nach dem grosszügigen Frühstück verlassen wir, d.h. Björk, Martine, Robin und ich den Hof zusammen, um im Halbdunkel den 7 km langen Pfad zu finden, der uns auf den markierten Jakobsweg zurückführen soll. Der Dunst verhüllt den Horizont, erst als die Sonne rot aufgeht, verzieht er sich etwas. Zwischen vielen grossen Maisfeldern hindurch finden wir die uns skizzierte Route problemlos und überqueren einen Damm zwischen zwei Seen, über denen bei unserem Herannahmen die Fischreiher auffliegen. Knapp über dem Wasser, das noch mit Nebelschwaden bedeckt ist, fliegen sie dahin.

Im Dorf Latrille besuchen wir die Kirche aus dem 16. Jahrhundert mit ihrem Arkadenglockenturm. Seit gestern sind wir im Département Landes, das noch eine weitere Variante der Markierung des Weges verwendet. Die muss natürlich auf einer Tafel erklärt werden. Mit Björk und Martine zusammen wandern wir weiter zur Kirche von Miramont-Sensacq, die auch einen Glockenturm mit Arkaden aufweist. Auf der Panoramatafel gegenüber der Kirche sehen wir, was wir sehen würden, wäre da nicht dieser zähe Nebel: die Pyrenäen. Es sind viele Berge aufgezeichnet und wir schauen angestrengt in die angegebene Richtung. Leider vergebens. In diesem Dorf finden wir dafür eine Bäckerei und Roggenbrot. Beim Verlassen des Dorfes bemerken wir, dass der Nebel Wolken Platz gemacht hat.

Beim Ortsausgang fällt uns ein weiterer Gänsemastbetrieb auf. Die Gänse sind zwar im Freien, haben aber kein Gras, sondern nur trockene Erde. Von hier aus gehe ich ein gutes Stück mit Rémy weiter, der uns in Miramont aufgeholt hat. Durch einzelne Weiler und Gehöfte und viel Grasland mit einzelnen Kuhherden erreichen wir die romanische Kirche von Sensacq aus dem 11. Jahrhundert, in der ein Taufbecken zum vollständigen Eintauchen steht (allerdings nur für Kleinkinder).

Inzwischen hat die Sonne die Wolken vertrieben und es wird warm. Deshalb schätzen wir den schönen Hohlweg, der auf der einen Seite mit hohem Farn und auf der anderen durch Wald eingefasst ist, und erreichen so den Fuss des Hügels, auf dem Pimbo, eine ehemalige Bastide, liegt. Ihn zu erklimmen erfordert jedoch nochmals eine Anstrengung. Die Kirche St-Barthélémy liegt am grossen Platz, wo auch die Mairie und die Salle des fêtes steht. Davor erspähen wir drei Bänke, von denen eine im Schatten liegt. Eine ist bereits besetzt und zwar, wie sich herausstellt, von einem Winterthurer, der den Jakobsweg vor 15 Tagen in Genf mit dem Velo in Angriff genommen hat. Nach der Mittagsrast besuchen wir die Kirche mit ihrem romanischen Portal und dem Glockenturm mit den Arkaden für die zwei Glocken.

Nun haben wir das Département offensichtlich bereits wieder gewechselt und sind jetzt in den Pyrénées-Atlantiques, natürlich wieder mit einer neuen Wegmarkierung. Den Landes haben wir nur einen Kurzbesuch durch den äussersten Südostzipfel abgestattet.

Der Abstieg von Pimbo ist genauso steil wie der Aufstieg (wen wundert’s?), aber auf einer Asphaltstrasse. Hier dominieren wieder die Maisfelder, vor denen vielfach hoher Farn wächst. Und schon wieder ein Gänsemastbetrieb. Da der Wind in unsere Richtung bläst, ist der ganze Strassenrand mit Gänsedaunen bedeckt.

Beim Aufstieg auf den nächsten Hügel treffen wir zwei Velofahrer an, die einen Reifen wechseln. Es sind der Winterthurer und ein in der Schweiz wohnhafter Engländer, der in Basel mit dem Velo gestartet ist. Er sagt uns auch, dass er eine grosse Anzahl Leute überholt hat, die alle zu Fuss unterwegs sind.

Nun ist es nicht mehr weit bis Arzacq -Arriziguet, wo wir im Gîte communal ein Zimmer gebucht haben. Noch ist allerdings die für heute letzte Steigung zu schaffen. Es gibt nur wenig Schatten, aber es bläst ein angenehmes Lüftchen, das uns die Hitze weniger spüren lässt.

In dieser Gegend sind die alten Gebäude wieder aus Feldsteinen gebaut, die mit Lehm als Mörtel befestigt sind. Arzacq hat zwei Dorfplätze, einen schönen alten, der von Arkaden umgeben ist, und einen neuen, eher gesichtslosen, wo der Markt abgehalten wird.

Der Gîte communal ist sehr komfortabel, wenn nicht gar luxuriös eingerichtet. Wir hätten es nicht besser treffen können. Entgegen unserer Gepflogenheiten reservieren wir bereits heute bis zur spanischen Grenze alle Unterkünfte, da im September Hochsaison herrscht und bereits jetzt so viele Leute hier sind. So sollten wir also am nächsten Freitag bereits in Spanien eintreffen.
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Day 53 was again a comfortable day. We covered some 27 km in about seven hours and have checked into our room in the Gîte communal in Arzacq-Arraziguet.

The evening at the gîte ‘Ferme Crabot’ was most agreeable. Six of us pilgrims had a very good meal together with the 11 members of our host family, the Porte clan.

After a substantial early breakfast, we set out at about 7.10 this morning. At that time, it was cool with an absolutely clear sky.

We carefully followed the map given to us by our hosts to the village of Latrille, where we rejoined the official Camino. Somewhat typical for the whole Camino, here there was a pilgrim’s refuge with refreshments (including hot coffee) next to the church.

The next fixed point on our route was the village of Miramont-Sensacq. Next to the church there was a view point with orientation table. The only difficulty was that, in the meantime, the whole region had become enveloped in a thick mist, so that we could only imagine the magnificent view of the Pyrenees.

From Miramont-Sensacq we descended into the rapidly clearing mist and arrived at the Eglise de Sensacq in brilliant sunlight after about half an hour. This beautiful old church (originating from the 11th century) was at one time dedicated to St. James. It has a font for christening with total immersion.

We continued over field paths to the village of Pimbo. The 12th century church of Saint-Barthélemy is integrated into the fortifications of a citadel.

The countryside through which we passed today is mostly devoted to agriculture and we have been passing countless fields of maize, which here would seem to be practically ready for harvesting.

The last few kilometres of the day were covered mostly on asphalted roads to the village of Arzacq-Arraziguet, where we have a very comfortable – almost luxurious - room for the night in the communal gîte.

Freitag, 7. September 2007

52. Tag: Arblade-le-Haut (Nogaro) –Aire-sur-l’Adour

Das Selbstbedienungsfrühstück, das wir zusammen mit Björk und Irene einnehmen, dauert etwas länger, so sind wir denn bei Tagesanbruch unterwegs auf der langen geraden Strasse, der ehemaligen voie royale, die uns für einmal ziemlich genau nach Westen führt. Es ist kühl und der Himmel wolkenlos. Einige schön restaurierte Fachwerkhäuser befinden sich am Ortsende von Arblade-le-Haut.

Für glücklicherweise nur kurze Zeit gehen wir am Rande der Hauptstrasse, bevor wir auf einen engen Pfad neben die Strasse geleitet werden. Die langen noch taunassen Grashalme benetzen meine Beine und auch die Hosen sind mehr als feucht, als wir der kleinen Kirche von Lanne-Soubiran einen Besuch abstatten.

Seit mein Rucksack in Condom vom Schuhmacher behandelt wurde, sitzt er wieder besser. Für die Schuhe hat leider die Zeit nicht gereicht. Er meinte, er habe nur Zeit für eine Arbeit, und der Rucksack sei dringender. Das hindert mich allerdings nicht daran, rucksackbezogene Albtäume zu haben. Nach dem schweren und zu späten Abendessen in Escoubet habe ich nämlich geträumt, ich müsse sechs Paar Militärschuhe in meinen Rucksack packen.

Vor uns geht ein Wanderer, der auf dem Rucksack ein immer besser erkennbares Schweizerkreuz trägt. Wir holen ihn ein und seine erste Frage ist, ob wir von Zürich kommen. Er hat vorhin Björk getroffen, die vor uns gestartet ist. Er wohnt im Jura und geht den ganzen Weg nach Santiago.

Danach erreichen wir einen verwunschenen Wald, in dem unter den Bäumen viel Farn wächst. Die höchsten Wedel überragen mich bei weitem. Im Maisfeld daneben steht eine lange Bewässerungsanlage, die aussieht wie das Skelett eines Dinosauriers. Sie ist viel zu lang, als dass wir sie ganz fotografieren könnten. Wieder sehen wir Rebberge und Maisfelder, denen später Grasflächen und viel Brachland folgen.

Inzwischen ist es schon recht warm geworden und wir versuchen, eine Unterkunft in Aire-sur-l’Adour zu organisieren. Dies erweist sich allerdings als gar nicht so einfach, denn es sind momentan viele Coquillards unterwegs und ein Hotel der Stadt wird renoviert. Doch in einem Bauernhof, dem ein Gîte angegliedert ist, finden wir Betten.

Allerdings müssen wir zuerst nach Barcelonne-du-Gers, denn gestern abend ist uns beim Bezahlen der Uebernachtung fast das Geld ausgegangen. So folgen wir denn der langen und unendlich scheinenden fast geraden Strasse in diese ehemalige Bastide. Die Ladenbetreiberin wartet, bis wir unsere Früchte gekauft haben, bevor sie für den Tag schliesst. Die Kirche sollte dringend saniert werden. Das Dach ist eingebrochen und nur notdürftig mit Plastik abgedeckt. Dabei ist sie ein „monument classé“. Sie ist selbstverständlich geschlossen, doch ihre vergangene Grösse sieht man ihr noch an.

Nun folgen wir der schnurgeraden Strasse über die Brücke über die Adour, bei der wir Catherine, Rémy, Jacques und Irene treffen, die dann aber dem Weg weiterfolgen, während wir direkt den Hof Crabot ansteuern. Dazu nehmen wir eine moosbedeckte, recht steile Waldstrasse, vorbei an Schloss-/Burgruinen und wieder ins Tal der Léès hinunter, bevor wir die letzte Steigung zum Hof der Familie Porte bewältigen (warum ist die letzte Steigung des Tages wohl immer die kräfteraubendste?)

Es ist an der Zeit, all der Tiere zu gedenken, denen wir auf der Strasse begegnen und die nicht mehr auf- und davonspringen können. Da ist das Reh, das ich nach Varaire bereits roch, als ich es noch lange nicht sah; der junge Fuchs, der am Strassenrand lag, als ob er nur schliefe. Oder der Greifvogel, den wir auf unserem Pfad nach Montfaucon fanden und der erst kurz zuvor vom Himmel gefallen sein konnte, da ihn erst eine oder zwei Ameisen gefunden hatten. Die Schlange nach Fonteilles war die grösste, sie mass sicher 1,2 m, doch auch kleinere Exemplare haben wir angetroffen. Eine Ratte hat irgendeinen Angriff nicht überlebt und eine Katze lag scheinbar friedlich schlafend am Strassenrand. Das kopflose Kaninchen war wahrscheinlich nicht Menschen zum Opfer gefallen. „Natürlich“ sind viele Igel, Mäuse und kleinere Vögel Opfer des Verkehrs geworden; die Frösche gehen in die Hunderte, die Nacktschnecken in die Tausende.
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We covered 25 km in seven hours on our 52nd day and will be spending the night in a B&B on a farm about four km south of the centre of Aire-sur-l’Adour. According to more or less reliable indications, we now have fewer than 1’000 km to cover to Santiago.

The departure from the pleasant B&B where we spent last night was at about 7.15. It was cool and fine. A few clouds appeared in the course of the day, so that the weather remained dry and warm, but not too hot.

After a short stretch along roads, we were walking either along field paths or through woods. The vineyards of the last two days have now given way to agriculture, mainly maize cultures.

Shortly before the village of Arblade-le-Bas, we had a short pause during which Annette was able to arrange accommodation for this evening. To some extent, our plans for the next days are governed by the availability of overnight accommodation possibilities. On the one hand, they are rather few and far between, and on the other hand there is a high demand at this time of the year since there are many pilgrims on their way at the moment.

Since we were beginning to get short of cash, we made a diversion through the small town of Barcelonne-du-Gers to plunder a Bancomat before completing our day’s walk and arriving in Crabot shortly after 14.15. Here we were very friendlily received by our hosts and their three dogs.

On this trip, we have seen very many animals. Apart from countless cattle, with their always delightful calves, there have been a large number of horses and donkeys (also always very delightful and friendly). We have even seen a herd of bison. In the woods we have seen deer, squirrels and rabbits.

Naturally, we have also encountered numerous dogs. Fortunately, up to now, we have not had any problems with dogs (if you discount Annette’s being startled a couple of times by dogs creeping up alongside her and suddenly barking into her ear from the other side of a fence – some dogs have a twisted sense of humour).

There has been quite a difference in the reactions of the dogs to the passage of pilgrims, depending on the area through which we were walking. Before Le Puy, where pilgrims were relatively seldom, each dog that we passed would run to the fence and bark at us; this was evidently a welcome change in an otherwise monotonous day. After Le Puy, the number of pilgrims was such that the dogs would have been working overtime if they had barked at each passing pilgrim, so passing pilgrims were largely ignored.

It will be interesting to see how the Spanish dogs behave towards the even more numerous pilgrims south of the Pyrenees.

Donnerstag, 6. September 2007

51. Tag: Escoubet - Arblade-le-Haut (Nogaro)

Nach dem rationierten Frühstück gelangen wir auf unser Gleis, und ich danke den Erbauern der Eisenbahn bei jeder Brücke, dass sie uns einen Abstieg und Wiederaufstieg ersparen. So eben ist das Vorwärtskommen einfach, besonders so früh am Morgen, bei doch recht kühlen Temperaturen.

Wir erreichen Eauze (wäre es kein Eigenname würde es éauze geschrieben), die Hauptstadt des Armagnac, durch die Industriezone, aber unser Eindruck der Stadt verbessert sich zusehends. Die mächtige Kathedrale ist leider noch geschlossen, und die Marktstände davor werden erst aufgebaut. Viele schöne Fachwerkhäuser säumen die engen Gassen, einige aus dem 15. Jahrhundert stammend.

Doch uns zieht es weiter, zwischen Weinbergen und Maisfeldern, durch die mit Bäumen eingefasste Bächlein fliessen, erreichen wir den Hof Pennebert (Pénabert), wo wir bei einer Wegbiegung auf der Hügelkuppe ganz unerwartet das erste Mal die Pyrenäen sehen. Sie liegen zwar noch weit entfernt im Dunst, aber trotzdem... In einem Gehege befinden sich ziemlich eingeengt junge weisse Gänse, die auf ihre Mast warten, ist doch die beste Zeit dazu von November bis zum Frühjahr. Die Region ist berühmt für ihre Fois gras. Hier wechseln auch die Kulturen: Es sind nun ausschliesslich Rebberge, die uns umgeben.

Den Bach Bergon überqueren wir auf einer Brücke aus Holzplanken und nehmen einen wunderschönen und weichen Hohlweg unter die Füsse. Aber bald erreichen wir über eine Strasse und einen schmalen Weg eine Kette von Weihern, die in einem Wald liegen. Es handelt sich um eine Fischzucht und wir sind nicht sehr überrascht, dass uns ein Schild das Fischen verbietet. Hier in der Senke stehen die Pappeln wieder in Reih und Glied, auch der Hauptstrasse entlang, über die wir das malerische Dorf Manciet erreichen. Hier kaufen wir Früchte, besuchen die Kirche mit dem Sarkophag aus dem 13. Jahrhundert und rasten auf einem Bänklein unter Maulbeerbäumen.

Auf der Hauptstrasse (hier sind wir noch nicht auf die Feldränder umgeleitet) verlassen wir Manciet, erreichen eine weitere Kuppe und sehen rundherum nur noch Maisfelder. Eines allerdings ist etwas eigenartig: jeweils zwei Reihen Mais und dann vier Reihen blühende Sonnenblumen. Ob das die Ernte erleichtert?

Die kleine Eglise-Hôpital Ste-Christine, wo früher der Malteserorden stationiert war, ist idyllisch im Wald gelegen und von einem Friedhof umgeben. Sobald wir aus dem Wald kommend das ins offene Land erreichen, sind wir wieder zwischen Weinbergen unterwegs und erreichen denn auch bald Nogaro (tönt das nicht Japanisch?), wo eben in allen Terrassenrestaurants zu Mittag gegessen wird. Wir aber gehen zur romanischen Kirche St-Nicolas hinauf. Nogaro wurde im 11. Jahrhundert auf Veranlassung des damaligen Erzbischofs von Auch, St-Austinde, gebaut; die Kirche weihte er 1060 dem hl. Nikolaus. 1569 griff Montgomery mit seinen Truppen die Kirche an. Ein Pfeiler wurde umgestossen und die Bögen schwer beschädigt, aber 1662 wiederaufgebaut. Die Revolution machte aus der Kirche ein Kohlelager. Aber 1862 wurde sie gegen Westen vergrössert und der neue Glockenturm gebaut. Es ist eine schöne, schlichte Kirche, mit wunderschönen Kapitellen auf den Pfeilern. Die vier westlichsten Glasfenster sind eher ungewöhnlich, denn sie stellen biblische Pflanzen dar: Eines Palmblätter, das zweite Olivenzweige, das dritte Rosen und das vierte Rebenranken. Alte Wandmalereien zeigen Stationen im Leben des hl. Laurentius. Im Hof sind noch die Ueberreste eines einmal wunderschönen Kreuzgangs zu sehen.

Wir gehen noch 4 km weiter bis zu einem privaten Gîte, L’Arbladoise, in Arblade-le-Haut, und erreichen auf der Ausfallstrasse einen Garten, wo ein grosser Teich liegt, der voller Lotusblumen ist. Nach dem zweiter Wasserturm zweigen wir ab und erklimmen noch eine letzte Steigung zum Gîte, wo wir vom Hausherrn sehr zuvorkommend empfangen werden.

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Progress is slow, but sure! Today we took about 7¼ hours to cover the 28 km from our quarters in Escoubet (we had a room in a gîte / holiday camp) to the small village of Arblade-le-Haut, which is about 4 km West of Nogaro.

It was just 7.00 when we left Escoubet this morning after an early breakfast. After a very fine night, the morning was cool, not to say cold. The weather remained fine, so that it steadily became warmer in the course of the day.

The first short stage to Eauze was along the path of the disused railway track, and thus was quite comfortable and flat. In Eauze we were able to find some bread for Annette. In the 4th century, Eauze was the capital of the Roman province of Novempopulana. Today the town is the capital of Armagnac. Many of the old houses have been kept in a good state.

The further route took us over the plateau through vineyards and agricultural country. Here we were surprised to see the Pyrenees for the first time. We are getting nearer! We descended from the plateau to the small town of Manciet, where we stocked up with fruit for the day. After Manciet, we were able to visit the Eglise-Hôpital Sainte-Christine, a pleasant little church that was formerly under the Maltese order.

From here, we continued over the plateau to the small town of Nogaro, again passing through many vineyards. Nogaro was founded in 1055 on the initiative of the Archbishop of Auch. It was named after a nut-tree orchard. The Saint-Nicolas church, which dates back to Roman times, was damaged in various wars. Its major restoration was in the 19th century. Some particularly interesting murals were discovered in the course of works done in 1995.

We arrived at our accommodation for the night, a B&B in the village of Arblade-le-Haut at about 14.15, where we were friendlily received by our host and hostess, M. & Mme Bloquet.

Mittwoch, 5. September 2007

50. Tag: Condom - Escoubet

Wir verlassen das heimelige Hotel, das aus dem 18. Jahrhundert stammt und noch die Originaltreppe aufweist, nach dem Frühstück, das uns liebenswürdigerweise von der Patronne zur Selbstbedienung vorbereitet worden ist. Wir folgen der Baïse und schon ab der nächsten Brücke wieder den rot/weissen Zeichen. Sie führen uns weiter dem Fluss nach hinter die Jakobuskirche, die um diese Zeit noch geschlossen ist. Es ist zwar Tag, aber die Stadt schläft noch, nur die Lastwagen sind bereits unterwegs. Es ist kühl, aber der Himmel ist wolkenlos.

Wir durchqueren zwei Senken und steigen zu einem alten Wasserturm hoch, bevor wir einen Umweg nach Larressingle unter die Füsse nehmen. Dieses Dorf aus dem 13. Jahrhundert ist eines der am besten erhaltenen befestigten Dörfer der Region. Es ist in eine Stadtmauer von 270 m Länge eingeschlossen, die ihrerseits von einem Graben umgeben ist. In einem der vier viereckigen Türme befindet sich das Eingangstor, das früher mit einer Zugbrücke geschützt war. Wir schauen uns im Gemäuer um, leider ist aber noch alles geschlossen. Die Kirche ist neben dem verfallenen Schloss das einzige Gebäude innerhalb der Mauern. Die Wohnhäuser selbst bilden die Umfassungsmauer.




Larressingle

Beim Pont d’Artigues erreichen wir wieder den markierten Weg. Diese romanische Brücke wird seit rund tausend Jahren von den Pilgern nach Santiago benützt. Sie hat vier ungleiche Bögen und erlaubt uns, trockenen Fusses die Osse zu überqueren.

Zwischen Sonnenblumenfeldern liegen grosse Leguminosenfelder (die Hülsen sind behaart) und einige Reihen Rebstöcke.

Auch in Lauraët, das früher ein wichtiges Dorf auf dem Jakobsweg war, ist die Kirche noch geschlossen. Wir passieren den Weiler Le Paysan, nähern uns Rome an und erreichen schliesslich Montréal-du-Gers auf seinem Felssporn, das römischen Ursprungs ist und 1289 zu einer der ersten Bastiden der Gascogne ausgebaut wurde. Der Dorfplatz ist mit breiten Laubengängen eingefasst und die Häuser in den engen Gassen sind zwar alt aber reizvoll, viele Fachwerkhäuser sind dabei. In der Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die vier Jahrhunderte später nach ihrer Zerstörung durch Montgomery wieder aufgebaut wurde, ist ein Stück Mosaik der nahen gallorömischen Ausgrabungsstätte von Séviac ausgestellt. Wir verlassen das Dorf durch das Festungstor, finden ein Bänklein im Schatten mit Blick auf Kirche und Stadtmauern und legen eine kurze Mittagsrast ein.



Montréal-du-Gers

Wir wandern weiter talwärts durch ein Auenwäldchen bis zum ehemaligen Bahnwärterhäuschen, wo wir auf das stillgelegte Bahngleise steigen, das nun als Weg benutzt wird. Kurz vor dem Stausee Ténarèze biegen wir nach Westen ab. Hier kommen wir ins offene Gelände und sind von Reben umgeben. Sie wirken sehr gepflegt und die Reihen stehen in immer wieder verschiedenen Winkeln zum Weg. Soweit ich sehen kann, wachsen hier ausschliesslich weisse Trauben. Da ein immer stärker werdender Wind aufkommt, ertragen wir die Sonne heute ausgesprochen gut.

Nachdem wir zwei Strassen überquert haben, folgen wir wieder der Eisenbahn. So fahren wir in den Bahnhof Bretagne-d’Armagnac ein, aber niemand läutet die Glocke, um unsere Ankunft anzukünden. So folgen wir denn diesem schönen Weg in einem lichten Wald weiter mit grossem Vergnügen, hatten wir doch gemäss Karte befürchtet, heute keinen Schatten zu finden.

Unser Etappenziel, das Centre d’hébergement-vacances, Domaine du Possible, in Escoubet, liegt direkt am Geleise. Hier haben wir ein schönes Zimmer mit Terrasse, Verlängerungskabel und Wäscheständer (die Prioritäten verändern sich manchmal).
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Again a comfortable day! We covered the 30.5 km from Condom to Escoubet in about 7½ hours. (Escoubet is a small place about 4 km from Eauze.)

After taking an early breakfast (organised by the hotel on a kind of do-it-yourself basis), we set off shortly before 7.30 this morning. The weather was fine, but very cool. During the day, it warmed up, but a cool wind (and plenty of shade) made the conditions for walking quite comfortable.

Having cleared the outskirts of Condom, we climbed up to a rolling plateau. After about 5 km, we made a short detour to visit the village of Larressingle. Larressingle is a fortified village and qualifies as being one of the best-kept examples of its kind in the region. The 13th century village centre is surrounded by a moat.

Shortly after rejoining the Camino, we crossed the Roman Pont d’Artigues over the river Osse. This four-arched stone bridge has been used by many pilgrims over the centuries and is about 1’000 years old.





Pont d’Artigues

On the continuation of our route, we managed to miss a turning, so that we walked along roads to the small town of Montréal-du-Gers. The centre of this town, which was inhabited in Roman times, has a particularly fine-looking arcaded village square.

From Montréal, we descended to an old level-crossing keeper’s house and walked along the path of a disused railway for a short distance before climbing up to the plateau again.

After crossing a further part of the plateau and walking through a large number of vineyards, we descended to the disused railway line again and walked along a shady (and level) path to our day’s destination of Escoubet, which we reached at about 15.00.

The seemingly unending fields of sunflowers have steadily given way to no less extensive vineyards. The area through which we are passing, the Gascogne, is renowned for three specialities – the Armagnac liqueur, the Three Musketeers and its wines.

Dienstag, 4. September 2007

49. Tag: Lectoure - Condom

Noch ist es dunkel und schon sind wir unterwegs. Es ist 7.00 Uhr. Da wir den Weg zum Camino gestern abend rekognosziert haben, finden wir ihn auch in der Dunkelheit. Doch einen Sonnenaufgang erleben wir heute nicht, denn bald wird klar, dass die Wolken tief hängen und ziemlich bedrohlich dunkel sind. Doch wir erreichen einen Wald und sehen sie nicht mehr (aus den Augen, aus dem Sinn).

Wir bewegen uns weiter in dieser welligen Landschaft (würde Peter Stamm wohl von einer ungefähren Landschaft sprechen?), in der auf jedem zweiten Hügel ein Dorf liegt. Ein leichter Nieselregen setzt ein, aber beim ersten Aufstieg haben wir noch einmal eine gute Sicht auf Lectoure und seine Stadtmauern, die auf dieser Seite viel besser erhalten sind. Bei unserer Ankunft in Marsolan regnet es schon ziemlich stark. Die Kirche Notre-Dame-du-Rosaire wurde im 16. Jahrhundert wieder aufgebaut, ist aber geschlossen, so dass wir uns auf die noch trockenen Stufen zum Hauptportal setzen, um die Lage zu besprechen. Wir versuchen ein Zimmer in Condom zu reservieren, haben aber keinen Empfang.

Also geht’s dem nächsten Tal entgegen, wo wir einen Bach überqueren. bevor wir bequem einen sanften Hügelzug auf einem nun feuchten Lehmpfad bewältigen. Die Schuhe sind plötzlich doppelt so schwer, hat sich doch ein Klumpen Lehm daran festgeklebt. Hier sind die ersten Sonnenblumenfelder bereits geerntet und die Maschinen stehen startbereit für die Fortsetzung. Beim Weiler Montravail (mon travail oder Mont Ravail?) finden wir die unglaublichste Sammlung ausrangierter Vehikel und Landwirtschaftsgeräte, die wir bisher gesehen haben und daneben auf einer Fläche, die etwa einem Fussballfeld entspricht, seit langem vor sich hinrottende Strohballen, schön säuberlich deponiert und hoch aufgeschichtet. Unterdessen hat es wieder aufgehört zu regnen, und die Wolken sind wie von Zauberhand verschwunden.

Die Kapelle von Abrin, früher im Besitz des Malteserordens, ist nun in Privatbesitz und nicht zugänglich, aber schön renoviert. Von hier aus wandern wir einem Bach entlang, den wir eher ahnen denn sehen, bis wir ihn nach etwa 4 km überqueren und bei der romanischen Chapelle Ste-Germaine aus dem 13. Jahrhundert vorbeikommen. Von überall her hören wir nun die Geräusche der Bewässerungsanlagen und der Maschinen, welche die Sonnenblumen ernten (Sonnenblumenkopfschneidemaschinen?). Wir erreichen den seichten Stausee Bousquetara, auf dem der inzwischen aufgekommene kühle Wind die Wellen in unsere Richtung treibt. Wir aber verlassen ihn wieder und nehmen Kurs auf das nahe gelegene Condom, das in einer Senke liegen soll. Doch wir steigen zwar sachte, aber doch merklich, immer weiter hinan, bis wir schliesslich - schon fast nicht mehr erwartet - den ersten Blick auf die mächtige Kathedrale werfen können.

Bereits die Kelten bauten in Condom eine Siedlung. Zum Ursprung des Namens werden viele Möglichkeiten genannt: Condato magnus, Condate Dun und Cum-Dominium. Im Musée de l’Armagnac werden die Herstellung und die alten Handelswege des Getränks gezeigt, für das Condom berühmt ist. Im Führer zwar aufgeführt, aber nicht empfohlen, ist die Exposition du préservatif, womit der landläufigen Assoziation Genüge getan wäre.

1317 wurde die Stadt Bischofssitz. Die spätgotische Kathedrale St-Pierre ist mächtig und prächtig ausgeschmückt. Sie wurde 1507 und 1531 einschiffig mit 12 Seitenkapellen erbaut. Das intensive Blau der Glasfenster leuchtet auffallend in der Sonne.

Wir sind heute im Relais de la Ténarèze untergekommen, das direkt an der Baïse gegenüber der alten Mühle von Condom liegt.
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For the completion of our 7th week, we had a stage that corresponds to usual daily average – 25 km, which we covered in just over 5½ hours.

After an early breakfast, we left our hotel in Lectoure at about 7.00 this morning, in cool and cloudy conditions. After about half an hour, a fine drizzle set in. Fortunately, we decided to put on the rain protection at this point, as the drizzle soon turned to light rain.

In the village of Marsolan, Annette tried to arrange a bed for the night, but the preferred hotel was fully booked. Only a bit later was it possible to make a reservation at another hotel.

The rain eased after about 1½ hours, finally stopped and the sun started to show its way through the clouds. It was fortunate that none of the paths on our route were too steeply inclined. Even with the gentle slopes that we encountered were quite tricky to negotiate. This rain was the first precipitation for some time and the paths were bone hard, so that the fresh moisture just formed a kind of slurry on the hard surface.

The route took us over an undulating plateau, with numerous fields of sunflowers, some of which are being harvested already.



Sonnenblumen / Sunflowers

Just before the hamlet of Baradieu, we passed the 13th century chapelle Sainte-Germaine. The way continued (with the usual climbs and descents) past a small artificial lake, before descending into the town of Condom, where we arrived at about 12.30.

Since we were able to check into the hotel quite early, we had a little time to explore Condom. The town was a settlement already in Celtic times. In 1317 it became the centre of a diocese. The old town is very picturesque, but the most impressive building is the 16th century gothic cathedral Saint-Pierre.

Having now seven complete weeks behind us, we are both in amazingly good form. We have the problems with the feet under control. Both of us lost some weight in the first few weeks (I would estimate that I have lost about two kg), which at least makes the climbing a little easier. Annette’s shoes are beginning to show signs of breaking up, and they are less than two months old! Her rucksack also needed a repair, which she has been able to arrange this afternoon.

So we are well set up for the next few kilometres to Santiago!

Montag, 3. September 2007

48. Tag: Saint-Antoine - Lectoure

Wir sind bereits auf dem ersten Hügel, als die Sonne hinter uns aufgeht. Gross steigt sie über dem Wald auf und taucht das vor uns liegende Land in goldenes Licht. Im Streiflicht der Morgensonne kommen die welligen Konturen des Landes besonders schön zur Geltung. Auch das Schloss und die Kirche von Flamarens heben sich auf ihrem Hügel klar vom Horizont ab.

Auf dem Weg nach Flamarens lachen uns die Sonnenblumen wirklich an: auf einigen sind Smileys zu sehen. Vor einem Bauernhof ein Frühstückstisch für Pilger gedeckt. Wir wechseln ein paar Worte mit dem älteren Mann, der dieses Angebot jeden Morgen erneuert. Das Schloss von Flamarens wird momentan restauriert. Es gilt als Prototyp der Schlösser der Gascogne, die im 15. Jahrhundert die Festungen des Mittelalters ablösten. Vor der Kirche ist der Renovationsplan angeschlagen. Sie sieht aus, als ob sie nie fertiggestellt worden wäre. Die gotischen Bögen stehen zum Teil, aber das Dach fehlt ganz.

Gestern haben wir nach der alten Mühle auf der Brücke über den Arrats das Département du Gers erreicht, kurz bevor wir in St-Antoine–du-Pont-d’Arratz, wie der volle Name lautet, eintrafen. Im Gers werden grosse Anstrengungen unternommen, um die Wanderer/Pilger von der Strasse wegzuholen. Vielerorts ist ein Feldrand an der Strasse geopfert worden, wo auch Hecken und Bäume gepflanzt werden. So wandern wir heute hauptsächlich ein paar Meter neben den Strassen, was wir sehr schätzen, besonders wenn wieder einmal ein schwerer Lastwagen vorbeidonnert. Die gestampften Lehmwege weisen ein tiefes Craquelé-Muster auf und in den angrenzenden Sonnenblumen- und Hirsefeldern sind die Spalten manchmal 5 cm breit.

Auf dem nächsten Hügel thront das befestigte Miradoux, das 1253 gegründet wurde. 1652 wurde die Festung während acht Tagen vom Prince de Condé belagert. Saint Luc und seine Truppen, wie auch die Bevölkerung, hielten den verschiedenen Attacken mutig stand. Aber im folgenden Jahr dezimierte die Pest die Bevölkerung und ein Viertel des Dorfes ging in Feuer auf. Die imposante romanische Kirche wurde im 13. Jahrhundert anstelle der Festung erbaut. Ihr Glockenturm ist massig und unvollendet. Das Eingangsportal aus dem 16. Jahrhundert stammt von einer anderen, zerstörten Kirche. In einer der Seitenkapellen erinnern Kanonenkugeln an die Angriffe von Condé. Der alte gedeckte Markt befindet sich nur wenig unterhalb der Kirche.

Wir verlassen Miradoux gegen das Tal hinunter und bemerken, dass uns der Nebel vom Horizont her einkreist. Wir sehen die Kuppen der uns umgebenden Hügel nicht mehr. Es weht auch ein kühler Wind. Am Weg hinab ins Tal der Auroue erblicken wir nah am Weg die Ruinen des Gachepouy-Schlosses, das gegen 1585, zu Ende der Religionskriege, erbaut wurde.

Im malerischen Dörfchen Castet-Arrouy, was soviel heisst wie rotes Schloss, besuchen wir die kleine gotische Kirche, deren Fassade und Glockenturm aus dem 16. Jahrhundert stammen, und rasten etwas. Von hier aus folgt der Weg abwechselnd dem rechten oder linken Strassenrand, wahrscheinlich in Funktion des zur Verfügung gestellten Landes, bis wir uns von der Strasse entfernen und einem Bach entlang gehen, der an ein paar Stellen gestaut ist, um Wasser für die Bewässerungsanlagen der umgebenden Felder zu gewinnen. Inzwischen hat sich die Sonne durchgesetzt und wir sind nicht unglücklich, dem Waldrand zu folgen.

Schon von weitem sehen wir von einem Hügelkamm aus die imposante Kirche von Lectoure. Wir nähern uns zwar an, gehen aber nicht direkt auf die Stadt zu, die stolz einen Hügel krönt. Zuerst folgen wir noch der Flanke eines Hügels, erst dann steigen wir hinab ins Tal, damit wir anschliessend dem Friedhof entlang nach Lectoure hinaufkeuchen können.

Lectoure ist eine ehemalige gallorömische Stadt, die im Mittelalter befestigt wurde. Sie hat verschiedene Bürger- und Religionskriege durchgemacht, 1473 eine lange Belagerung durch Ludwig XI erduldet und ist 1562 von den katholischen Truppen von Montluc besetzt worden. Wir besuchen die eindrückliche Cathédrale St-Gervais et St-Protais, die an der Stelle eines römischen Tempels im 14. und im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Neben der Kathedrale befindet sich der ehemalige Bischofspalast und dazwischen auf einer Terrasse der Kastaniengarten, der eine eindrückliche Rundsicht erlaubt, u.a. auf den Weg, den wir morgen einschlagen werden. Das Laub der Rosskastanienbäume ist bereits rot gefärbt und die Kastanien sind reif.

Als besondere Sehenswürdigkeit wird uns der Henkersturm empfohlen. Da wir aber daran vorbei in die Stadt gelangt sind, verspüren wir nicht das Bedürfnis, ihn zu besichtigen.

Wir sind so früh in Lectoure, dass wir noch einen gemütlichen Stadtbummel unternehmen und unseren Pilgerstempel im Pfarrhaus abholen. Doch ausser der Kathedrale scheint nicht viel Sehenswertes vorhanden zu sein. Die Stadt ist alt, nicht herausgeputzt und gibt irgendwie nicht viel her.

Unser Hotel, das Relais de Saint-Jacques, liegt einen guten Kilometer westlich von Lectoure, sodass wir morgen schon einen Bonus haben.

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On the 48th day, we covered a comfortable 25 km in about seven hours.

After an early breakfast at the gîte, the departure was at about 7.10 this morning. The weather was again fine, but cool at that time of the morning. The rest of the day was mostly sunny, with occasional passing clouds, even a few patches of mist, and quite warm.

The first stage took us to the small village of Flamarens, with the usual measure of climbing and descending. The 15th century castle is currently being renovated, but still looks fairly dull from the outside. The adjoining church is in a desolate state, comprising only disintegrating walls.

The next stop was in Miradoux where the church of Saint-Orens was in a better state, with its renaissance style entrance portal and its tower taken over from the castle. The village also has a charming 16th century market hall.

In Castet-Arrouy, the next village on our route, we were able to admire the murals in the small gothic church.

The final stage of our journey took us over rolling countryside to Lectoure, where we arrived at about 14.00.

The countryside that we have been travelling through is evidently quite fertile and it is full of vast fields of sunflowers. Unfortunately, they have all gone to seed, so that we can only imagine how the views of so many sunflowers in full bloom must look. The areas taken up by other crops, millet, maize and melons are small in comparison with those of the sunflowers.

Yesterday, we crossed into the département of Gers. With the change of département, there is a change of the method of signposting our path – but the signposting is still very good. One other change that we have noted in Gers is that there have been particular efforts made to improve the routing of the paths. Very many of the ways run along roads, but in Gers paths have been made running parallel to the roads. Trees and bushes have been planted along these paths, so that there will be better shade in future. Walking along a path parallel to a road is much more agreeable than walking along the road itself, even if there is still an exposure to the noise and the fumes of the passing vehicles.

The town where we have our hotel for the night, Lectoure, is one of the oldest towns in Gers. Our early arrival permitted us to explore the town a little. Lectoure is dominated by the tower of the Saint-Gervais cathedral. This cathedral was built in the 14th and 17th centuries on the site of an old Roman temple. The bishop’s palace and gardens adjoining the cathedral are also impressive.

The town itself leaves a somewhat rundown impression, and is by far not so attractive as, e.g., the town Lauzerte, where we were two days ago. Not everywhere can be beautiful!

Sonntag, 2. September 2007

47. Tag: Moissac – Saint-Antoine

Vom Hotel aus gelangen wir an den Kanal, dem wir heute über mehrere Kilometer folgen. Der Nebel hängt über dem Kanal auf unserer rechten Seite und dem Tarn auf der linken. Dazwischen wandern wir auf dem ehemaligen Treidelweg, der heute geteert ist. Die Bäume sind links noch sichtbar, aber dahinter scheint das Ende der Welt zu liegen. Das obere Ende des Fabrikschlotes auf der andern Seite des Kanals und der Eisenbahnlinie ist vor lauter Nebel nicht mehr sichtbar. Wir überholen drei Personen und wir sind noch nicht ausser Hörweite, als wir sie sagen hören, wir seien nur so schnell, weil es unser erster Tag sei, wir würden dann schon noch langsamer.

Sobald der Abstand der beiden Gewässer grösser wird, liegen Obstkulturen dazwischen, auch einige Reihen Kiwi. Dann wieder Maisfelder, Pappelreihen und immer wieder Obst.

Der Tarn fliesst in die Garonne und und sie teilen sich auf. Wir bewegen uns zwischen zwei Kanälen, dem Canal Latéral à la Garonne und dem Canal de Gollech(?). Der Canal Latéral à la Garonne, dem wir direkt folgen, ist mit riesigen Platanen gesäumt, die im Abstand von 10 m gepflanzt sind. Jetzt weiss ich auch, warum bei uns die Platanen so unbarmherzig gestutzt werden, würden sie doch sonst in den Himmel wachsen. Dies sind die wohl leichtesten 15 km: alles eben, alles im Schatten und alles auf geteerten Wegen. Um den Treidelweg zugänglich zu halten, wird das Gras und Gestrüpp geschnitten und in den Kanal geworfen.Der Schiffsverkehr auf dem Kanal ist minim. Wir sehen nur drei angebundene Boote und eines, das unter der Brücke durchfährt, als wir sie überqueren.

Doch bei Pommevic überqueren wir die beiden Kanäle und die weite Ebene. Hier haben wir einen unverbauten Blick auf das Kernkraftwerk, das uns heute weiter begleiten soll. Wieder liegen Sonnenblumen- und Hirsefelder am Weg.

Es ist absolut unwahrscheinlich, wie viele Autos und Landwirtschaftsgeräte in Frankreich still vor sich hinrosten. Jeder Bauernhof, der etwas auf sich hält, hat im Hof ein paar alte Autos und Pflüge, manchmal sogar einen ausrangierten Mähdrescher vorrätig. Robin freut sich immer darüber und fotografiert fleissig.

In Espalais besuchen wir die Kirche und überqueren auf einer langen und hohen Brücke die Garonne, bevor wir im Weiler Le Port in einen Brocante-Markt geraten und von dort recht steil nach Auvillar aufsteigen. Dieses malerische Dorf ist sehr lebhaft und im runden Markt auf dem Hauptplatz ist eben Markt. Die Aussicht vom Schlossplatz geht über die ganze Ebene, besonders das Kernkraftwerk kommt gut zur Geltung. Die Kirche ist schön mit ihren alten Bildern und Wandmalereien.

Nun sind wir nur noch 9 km von St-Antoine entfernt, wo ein Bett im Gîte auf uns wartet. Aber vorher führt uns der Weg über eine leicht wellige Landschaft, nach Bardigues, das uns als malerisch empfohlen wird, aber eine Enttäuschung ist.

Der Weiler St-Antoine hat eine kleine Kirche, ein Restaurant, das am Sonntag geschlossen ist, und einen Gîte auf einem Bauernhof.

Hier kommen wir wieder mit Günther zusammen und erfahren, dass Georges wieder nach Hause zurückkehren musste.
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Today was a comfortable day. We covered some 27 km in just about seven hours.

Yesterday evening we explored Moissac. In the middle ages, Moissac was an important station for pilgrims on their way to Santiago. Except for the central old town, modern Moissac is somewhat dilapidated, and its principal claim to fame is that it is well-known for the quality of its table grapes.

The most interesting building is the 11th century Abbey church of St. Pierre. The tympanum is, for me, second only to that of Conques. The interior is decorated with colourful murals and one of the windows in the sacristy was created by Marc Chagall.

The cloister adjoining the church can only be described as being phenomenally beautiful. One of the photos that we included in yesterday’s report should give an idea of its splendour.

We always meet the same fellow pilgrims in the course of our days and evenings on our march. Yesterday, after our visit to the church, we encountered several old acquaintances in the main square of Moissac.

Today, we left our hotel at about 8.00 in cool conditions. The weather warmed up steadily throughout the day, but was never too hot for comfort, since there was a cool breeze.

The first 15 km of the journey was along the towpath of the Canal Latéral à la Garonne. Although walking along the banks of a canal has the big advantage that there are no hills and valleys to be overcome, the scenery is not very varied. The next 5 km took us along a road across a plain, then over the Garonne.

We then had a short climb up to the wonderfully picturesque town of Auvillar, where we purchased a snack from the market.

From Auvillar, we had an 8 km stage to St. Antoine, mostly over roads, but with a few short stretches over woodland paths. The countryside is gently rolling, and evidently quite fertile.

We arrived at about 15.00 at the gîte where we will be spending the night. A number of our fellow-pilgrim acquaintances will certainly also be here – there is practically nowhere else to stay.