Santiago meint, die Pension Casa de Carmen sei vom gleichen Architekten gebaut worden, wie der schiefe Turm von Pisa. Beim Aufstehen zieht es mich gleich zum Schrank hinunter. So bringen wir denn die erste Steigung des Tages schon früh hinter uns. Vom hauseigenen Brunnen füllen wir vor dem Weggehen noch unsere Wasserflaschen, denn dies ist das beste Wasser, das wir in Spanien je gefunden haben.
Die zweite Steigung beginnt gleich in Barbadelo. Durch schmale Strässchen, die von ziemlich hohen Trockensteinmauern eingefasst sind, geht es bergan, nicht steil zwar, aber immerhin. Die Mauern setzen sich zwischen den Weiden fort, und oft stehen mächtige alte Eichen am Weg, welche die Mauern weggedrückt haben. So durchqueren wir unzählige Gehöfte und Weiler; manchmal nehmen wir ihre Nähe nur durch den Geruch wahr. Auf den Feldern liegen Nebelschwaden.
Kurz vor Morgade passieren wir in einem Hohlweg den Stein, der die Distanz nach Santiago de Compostela mit 100 km angibt. Wir sind nicht die ersten, die hier Halt machen und ihn fotografieren, aber überwältigt sind wir nicht, haben wir uns ihm doch langsam genähert, um genau zu sein, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,88 km/Tag. In Morgade macht die Bar das Geschäft mit all jenen, die wie wir in Barbadelo ohne Frühstück aufgebrochen sind.
Heute morgen entdecke ich ein neues Hobby für mich: Maisspeicherfotografieren. Diese kleinen Gebäude stehen auf hohen Mauern oder Stelzen und ihre Längswände sind entweder aus Ziegelsteinen (Lüftungsziegel?) oder Holz gebaut. Was sie speziell macht, ist die Verzierung der schmalen Seitenwände, die häufig aus Stein und mit Reliefen sowie den Initialen oder dem Namen des Erbauers geschmückt sind.
Die kleine romanische Kirche Santa María in Mirallos weist mozarabische Elemente im Portal auf. Der grosse Taufstein steht vor der Kirche in der Mitte des Friedhofes, der im „Schubladenstil“ den zwei Wänden entlang angeordnet ist. Diese Kirche wurde 1790 vom nahen Ferreiros nach Mirallos „gezügelt“. Früher konnte man in Ferreiros noch Schuhe sohlen lassen und eine neue Rüstung kaufen. Heute hat der Weiler noch 25 Einwohner.
Ständig bewältigen wir irgendeine Steigung: entweder hinauf oder hinunter. Aber darüber vergessen wir nicht, die Aussicht zu geniessen, die allerdings mehr und mehr im Dunst verschwindet. Kurz vor Portomarín beginnt der echte Abstieg: auf einer Asphaltstrasse und sehr steil. Wir sehen zwei Brücken, die eine hoch oben (das erspart uns einen weiteren Abstieg) und die andere weit unten, seit 1956 normalerweise mit dem Wasser des Stausees bedeckt, der heute jedoch praktisch leer ist und ein tristes Bild abgibt mit den zerstörten Häusern des ehemaligen Dorfes, die aus dem trüben Wasser ragen. In direkter Fortsetzung der Brücke erklimmen wir eine hohe Treppe, um die neue Stadt mit ihren schönen Arkaden zu erreichen.
Die etwas klotzig wirkende romanische Kirche San Nicolás ist mit drei fein verzierten Portalen gesegnet, die sich aber scheinbar nicht öffnen lassen. Dies ist sehr schade, denn die beiden etwas besonderen Rosenfenster sehen von aussen interessant aus. Diese befestigte Kirche wurde beim Bau des Staudamms Stein für Stein abgetragen und im neuen Dorf wieder aufgebaut. Allerdings ging dabei die kanonische Richtung verloren.
Ueber den Seitenarm des Rego de Torres des Stausees Belesar, der vom río Miño gespiesen wird, verabschieden wir uns von den beiden Ortschaften und beginnen wieder anzusteigen, diesmal durch einen schönen alten Eichenwald, der später einer Pinienplantage Platz macht, in der die Bäume viel zu nahe nebeneinander gepflanzt wurden, als dass alle gedeihen könnten. Auch einige auch Eukalyptusbäume sehen wir heute.
Bei einer Porzellanfabrik überqueren wir die Hauptstrasse, der wir denn auch mehrheitlich folgen, allerdings meistens von Bäumen oder Hecken von ihr getrennt.
Das Portal der kleinen romanischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert in Castromaior ist ungewöhnlich aber schlicht und leider auch geschlossen.
So erreichen wir denn heute früh unseren Bestimmungsort Hospital da Cruz, wo für uns ein Zimmer in der Bar/Restaurant Labrador reserviert ist.
Heute ist der erste Tag seit einiger Zeit, dass Santiago, Miguel und Oscar in einer andern Ortschaft als wir übernachten. Jedes Mal, wenn wir irgendwo ankamen, waren sie schon da, oder umgekehrt. Während des Tages haben wir sie jedoch ausser heute kaum je gesehen.
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Today, we covered some 31 kilometres, with some significant climbs and descents, in 7½ hours. We have a room for the night in the Bar-Restaurante Labrador in Hospital da Cruz, a hamlet about 11 kilometres west of Portomarín.
The morning was cloudy, but cool and dry. There were some prolonged sunny periods during the day, but it was never too hot for walking.
Since the Pensión did not serve breakfast, we set off at 7.35 this morning before eating and navigated our way through the sleeping countryside for the first half hour by the light of our torch. We halted for breakfast at the first opportunity after about one hour, at a bar in the hamlet of Morgade.
The path towards Portomarín, our first intermediate destination, was agreeable, with the usual ascents and descents, but generally descending (altitude change more than 1’000 feet).
The approach to Portomarín took us over a bridge spanning an artificial lake, the Belesar reservoir. The old village and a medieval bridge were submerged as a result of the damming of the river Miño in 1956, and a new town was built higher up the bank. At the time that we crossed the reservoir, the water level was so low that the remains of the old village and the still intact bridge were fully exposed.
Portmarín is an agreeable little town. The fortified church of San Nicolás in the old village was saved from its watery fate and reconstructed stone by stone in the new town. Its impressive Romanesque architecture harmonises well with the surrounding buildings in the town centre.
We stocked up on provisions in Portmarín before setting off in the direction of Hospital da Cruz, our destination for the day. Although there were a few descents, the main emphasis was on climbing a total of nearly 1’100 feet up to Hospital, which lies at 2’250 feet above sea level.
Santiago is now less than 50 miles away!
Samstag, 6. Oktober 2007
Freitag, 5. Oktober 2007
80. Tag: Fonfría - Barbadelo
Noch vor dem Frühstück bewundern wir den sternenübersäten Himmel und freuen uns auf den wolkenlosen Tag. Es dämmert, als wir unsere Unterkunft verlassen, und die Berge um uns herum sind als dunkle Silhouetten vor dem bereits recht hellen Himmel sichtbar. In den Tälern liegen Nebelschwaden und betonen so die vielen Bergrücken, die hintereinander liegen. Wir haben den Eindruck, bereits bis zum Atlantik sehen zu können.
Während wir steil nach O Biduedo (1190 müM, 28 Einwohner) absteigen, färbt die hinter uns aufgehende Sonne die Felsen eines nahen Berges rot. Selbst in Filloval (956 müM, 9 Einwohner) sind wir noch im Schatten, bewundern aber die sich immer wandelnde Aussicht. Schon bald sehen wir Triacastela (665 müM, 137 Einwohner) und erreichen es auch nach den Weilern Pasantes (803 m, 51 Einwohner) und Ramil (700 müM, 97 Einwohner). Die Weiler sind sehr ländlich mit den Kühen auf den Weiden und den Hunden, die in der Strassenmitte liegen, ohne für uns auch nur aufzuschauen.
Da die Jakobuskirche in Triacastela geschlossen ist, begnügen wir uns damit, den Kirchturm von 1790 zu bewundern. Nach Triacastela steigen wir nochmals steil durch Mischwälder, die später Birkenhainen Platz machen, auf, bis wir über A Balsa (740 müM, 28 Einwohner) und San Xil (858 müM, 27 Einwohner) die Passhöhe des Alto de Riocabo (896 müM) erreichen.
Durch mit Hecken voneinander abgetrennten Weiden, auf denen Kühe mit enorm weitausladenden Hörnern liegen, kommen wir an den Weilern Montán (760 müM, 48 Einwohner), Fontearcuda (740 müM, 3 Einwohner), Furela (665 müM, 22 Einwohner), Pintín (623 müM, 45 Einwohner) und Calvor (534 müM, 25 Einwohner) vorbei nach Aguiada (491 müM, 44 Einwohner). Die hiesigen Kuhställe mit ihren Metalltoren erinnern mich mehr an Werkstätten oder kleine Industriebetriebe als an Landwirtschaft. Die umliegenden Berge flachen allmählich ab und werden zu Hügeln.
Seit einiger Zeit sehen wir im Tal unten Sarria, aber zuerst werden wir 5 km der Strasse entlang geführt. Da ich heute morgen das letzte Brot aus León gegessen habe, bemühen wir uns, vor 14.00 Uhr, wenn die Bäckerei schliesst, in Sarria zu sein. Nach all den wunderschönen Aussichten auf bewaldete Berge sind es fünf ausgesprochen mühsame Kilometer. Und in Sarria (453 müM, 7323 Einwohner) heisst es nach der Ueberquerung der Brücke zuerst 63 Treppenstufen hochzusteigen, um in die Altstadt zu gelangen. Was wir vom Städtchen sehen, gefällt uns, insbesondere die Rúa Maior, aber wir würden gerne auch die Erlöserkirche, die im galizisch-romanischen Stil erbaut wurde, und die Burg besichtigen. Stattdessen rasten wir unter Platanen mit Blick auf den Stein, der die Distanz bis Santiago mit 111 km angibt, auf die Aussenquartiere von Sarria und auf die Berge, aus denen wir heute morgen abgestiegen sind. Nicht einmal das Magdalenenkloster kann besichtigt werden. So verlassen wir Sarria dem Friedhof entlang und einen steilen Abhang hinunter.
Die Grossbaustelle der Umfahrungsstrasse und die Bahnlinie überqueren wir ebenso wie den río Pequeno und finden uns in einem Wald voller uralter Edelkastanienbäume wieder. Sie sind so mächtig, dass wir sie zu zweit nicht umfassen könnten, und zum Teil sehr verwachsen. Die nachfolgenden Maisfelder sind noch nicht geerntet. Mittlerweile sind Wolken aufgezogen aber wir sind schon fast in Barbadelo (570 müM, 13 Einwohner), wo wir in der Pension Casa de Carmen ein Zimmer reserviert haben. Doch zuerst schauen wir noch die schöne romanische Kirche an, die, gehütet vom Pfarrer persönlich, sogar geöffnet ist. Er gibt uns auch den Pilgerstempel.
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Our 80th day of travelling took us from Fonfría to Barbadelo, a small village about 4 kilometres west of Sarria. We covered the 32 kilometres (with multiple ascents and descents) in 7½ hours.
When we left the hostel in Fonfría after a good breakfast at 7.55 this morning, the heavens were beautifully clear. Once again, our phenomenal luck with the weather held; once the sun rose, the day was bright and sunny, with an occasional cool breeze to ensure that it did not become too hot.
The path from Fonfría to Triacastela, the next small town, was mostly downhill (altitude reduction nearly 2’100 feet). Except for when it passed through a village, the way itself was mainly a good walking path, away from the road. Shortly after dawn, we were still at an altitude of over 4’000 feet and had a superb view over the Galician valleys, most of which were filled with mist. Unlike the rather barren areas through which we have been travelling recently, this area is particularly lush and verdant. In places where cattle were grazing in the meadows, the scenery looked rather like that of the Alpine foothills in Switzerland.
From Triacastela, we had a long, often steep, 800 ft climb up to the 3’000 ft high Riocabo Pass. This ascent was followed by one or two descents and ascents (mainly descents) down to the town of Sarria (1’500 feet above sea level). Particularly the last five, relatively flat, kilometres seemed never-ending.
In Sarria, we had a pause for lunch. We then viewed (from the outside) the 12th century Church of El Salvador, which is built in Galician Romanesque style. On our way out of Sarria, we passed by the impressive Monastery of La Magdelena. Unfortunately, it was closed at the time that we were there, but the exterior architecture was most imposing.
The last four kilometres, with a climb of more than 250 feet, brought us to the hamlet of Barbadelo, where we have a room in the Pensión-Restaurante Casa de Carmen. We arrived here at about 15.20 after visiting the Church of Santiago de Barbadelo, with its interesting portal and tympanum.
The countdown has begun! Since we entered the province of Lugo, there is a stone alongside the Camino every 500 metres giving the remaining distance to Santiago. According to these kilometre stones, we now have 107 kilometres to Santiago. Not much further!
Während wir steil nach O Biduedo (1190 müM, 28 Einwohner) absteigen, färbt die hinter uns aufgehende Sonne die Felsen eines nahen Berges rot. Selbst in Filloval (956 müM, 9 Einwohner) sind wir noch im Schatten, bewundern aber die sich immer wandelnde Aussicht. Schon bald sehen wir Triacastela (665 müM, 137 Einwohner) und erreichen es auch nach den Weilern Pasantes (803 m, 51 Einwohner) und Ramil (700 müM, 97 Einwohner). Die Weiler sind sehr ländlich mit den Kühen auf den Weiden und den Hunden, die in der Strassenmitte liegen, ohne für uns auch nur aufzuschauen.
Da die Jakobuskirche in Triacastela geschlossen ist, begnügen wir uns damit, den Kirchturm von 1790 zu bewundern. Nach Triacastela steigen wir nochmals steil durch Mischwälder, die später Birkenhainen Platz machen, auf, bis wir über A Balsa (740 müM, 28 Einwohner) und San Xil (858 müM, 27 Einwohner) die Passhöhe des Alto de Riocabo (896 müM) erreichen.
Durch mit Hecken voneinander abgetrennten Weiden, auf denen Kühe mit enorm weitausladenden Hörnern liegen, kommen wir an den Weilern Montán (760 müM, 48 Einwohner), Fontearcuda (740 müM, 3 Einwohner), Furela (665 müM, 22 Einwohner), Pintín (623 müM, 45 Einwohner) und Calvor (534 müM, 25 Einwohner) vorbei nach Aguiada (491 müM, 44 Einwohner). Die hiesigen Kuhställe mit ihren Metalltoren erinnern mich mehr an Werkstätten oder kleine Industriebetriebe als an Landwirtschaft. Die umliegenden Berge flachen allmählich ab und werden zu Hügeln.
Seit einiger Zeit sehen wir im Tal unten Sarria, aber zuerst werden wir 5 km der Strasse entlang geführt. Da ich heute morgen das letzte Brot aus León gegessen habe, bemühen wir uns, vor 14.00 Uhr, wenn die Bäckerei schliesst, in Sarria zu sein. Nach all den wunderschönen Aussichten auf bewaldete Berge sind es fünf ausgesprochen mühsame Kilometer. Und in Sarria (453 müM, 7323 Einwohner) heisst es nach der Ueberquerung der Brücke zuerst 63 Treppenstufen hochzusteigen, um in die Altstadt zu gelangen. Was wir vom Städtchen sehen, gefällt uns, insbesondere die Rúa Maior, aber wir würden gerne auch die Erlöserkirche, die im galizisch-romanischen Stil erbaut wurde, und die Burg besichtigen. Stattdessen rasten wir unter Platanen mit Blick auf den Stein, der die Distanz bis Santiago mit 111 km angibt, auf die Aussenquartiere von Sarria und auf die Berge, aus denen wir heute morgen abgestiegen sind. Nicht einmal das Magdalenenkloster kann besichtigt werden. So verlassen wir Sarria dem Friedhof entlang und einen steilen Abhang hinunter.
Die Grossbaustelle der Umfahrungsstrasse und die Bahnlinie überqueren wir ebenso wie den río Pequeno und finden uns in einem Wald voller uralter Edelkastanienbäume wieder. Sie sind so mächtig, dass wir sie zu zweit nicht umfassen könnten, und zum Teil sehr verwachsen. Die nachfolgenden Maisfelder sind noch nicht geerntet. Mittlerweile sind Wolken aufgezogen aber wir sind schon fast in Barbadelo (570 müM, 13 Einwohner), wo wir in der Pension Casa de Carmen ein Zimmer reserviert haben. Doch zuerst schauen wir noch die schöne romanische Kirche an, die, gehütet vom Pfarrer persönlich, sogar geöffnet ist. Er gibt uns auch den Pilgerstempel.
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Our 80th day of travelling took us from Fonfría to Barbadelo, a small village about 4 kilometres west of Sarria. We covered the 32 kilometres (with multiple ascents and descents) in 7½ hours.
When we left the hostel in Fonfría after a good breakfast at 7.55 this morning, the heavens were beautifully clear. Once again, our phenomenal luck with the weather held; once the sun rose, the day was bright and sunny, with an occasional cool breeze to ensure that it did not become too hot.
The path from Fonfría to Triacastela, the next small town, was mostly downhill (altitude reduction nearly 2’100 feet). Except for when it passed through a village, the way itself was mainly a good walking path, away from the road. Shortly after dawn, we were still at an altitude of over 4’000 feet and had a superb view over the Galician valleys, most of which were filled with mist. Unlike the rather barren areas through which we have been travelling recently, this area is particularly lush and verdant. In places where cattle were grazing in the meadows, the scenery looked rather like that of the Alpine foothills in Switzerland.
From Triacastela, we had a long, often steep, 800 ft climb up to the 3’000 ft high Riocabo Pass. This ascent was followed by one or two descents and ascents (mainly descents) down to the town of Sarria (1’500 feet above sea level). Particularly the last five, relatively flat, kilometres seemed never-ending.
In Sarria, we had a pause for lunch. We then viewed (from the outside) the 12th century Church of El Salvador, which is built in Galician Romanesque style. On our way out of Sarria, we passed by the impressive Monastery of La Magdelena. Unfortunately, it was closed at the time that we were there, but the exterior architecture was most imposing.
The last four kilometres, with a climb of more than 250 feet, brought us to the hamlet of Barbadelo, where we have a room in the Pensión-Restaurante Casa de Carmen. We arrived here at about 15.20 after visiting the Church of Santiago de Barbadelo, with its interesting portal and tympanum.
The countdown has begun! Since we entered the province of Lugo, there is a stone alongside the Camino every 500 metres giving the remaining distance to Santiago. According to these kilometre stones, we now have 107 kilometres to Santiago. Not much further!
Donnerstag, 4. Oktober 2007
79. Tag: Trabadelo - Fonfría
Nach dem Frühstück brechen wir direkt auf, ohne nochmals zur Dépendance zurückzugehen. Wie gewohnt, versuchen wir im Dunkeln den Weg zu finden, was heute unproblematisch ist, da Trabadela nur eine Strasse aufweist, die dafür umso länger mit Strassenlampen gesegnet ist.
Doch schliesslich gelangen wir wieder an den Rand der Hauptstrasse, hören links das Rauschen des Wildbaches und weit über uns jenes der Fahrzeuge auf der Autobahn, die wir zweimal unterqueren. Im Osten sehen wir einen Silberstreifen am Horizont, den ich eigentlich immer mit der Zukunft in Verbindung brachte, nicht mit dem Sonnenaufgang. In unserer Marschrichtung leuchtet ein Bergkamm grellgelb, während die andern Berge noch im Schatten liegen.
In A Portela de Valcarce (580 müM, 30 Einwohner) verlassen wir die Hauptstrasse und wandern angenehm zwischen Wäldern hindurch zum schmucken Weiler Ambasmestas (606 müM, 60 Einwohner), direkt auf einen Regenbogen zu. Nochmals unterqueren wir die Autobahn, bevor wir sie verlassen, und sie sich in zwei richtungsgetrennte Stränge hoch oben am Berg aufteilt.
Die Nussbäume am Strassenrand verlieren die Blätter und viele Nüsse liegen am Boden, ebenso Edelkastanien, die meisten noch in ihren stacheligen Schalen, die von den mächtigen und weitausladenden Bäumen gefallen sind.
In Vega de Valcarce (630 müM, 165 Einwohner) ist das Angebot ganz auf die Pilger eingestellt: Es wird sogar Obelix’ Zaubertrank angeboten, um den Pass ohne Schwäche zu erreichen. Wir steigen nämlich zwar noch fast unmerklich, dafür umso steter bergan. Links sehen wir auf einem Berg die Ruinen der Burg Sarracín.
Durch Ruitelán (664 müM, 20 Einwohner) und Ferrerías (682 müM, 66 Einwohner) steigen wir nur mässig an, freuen uns an den Glocken der weidenden Kühe und bewundern die Aussicht auf die vielen bewaldeten Bergketten, die uns umgeben. Doch nun beginnt die echte Steigung. Zuerst sieht sie zwar eher wie ein Abstieg aus, dies ist aber nur eine Finte. Ein schmaler Pfad durch hohes Farn führt uns über nackten Fels und Steine steil in die Höhe, so steil, dass selbst der Pfad noch Serpentinen aufweist. Nach 3,5 km erreichen wir A Faba (921 müM, 37 Einwohner), wo wir eine erste Rast einschalten und uns in der Sonne etwas zu trocknen versuchen (nein, es hat nicht geregnet).
Nach A Faba bläst der Wind kräftig, denn es sind keine schützenden Bäume mehr vorhanden. Weiterhin die Aussicht auf die vielen bewaldeten Bergzüge bewundernd, steigen wir weiter nach Laguna de Castilla (1175 m, 26 Einwohner) an. Danach betreten wir erstmals galizischen Boden. Der Grenzstein ist richtig pompös. Von hier aus wird die Distanz bis Santiago de Compostela alle 500 m angegeben. Die erste Markierung nennt 152 km.
Doch schliesslich erreichen wir das vielgefürchtete O Cebreiro (1296 müM, 29 Einwohner), das bereits voll Touristen ist. Die Souvenirläden und Bars dominieren den Weiler. Aber er birgt auch ein schönes strohbedecktes Haus. Es wird mir gesagt, dass Roggenstroh das beste Isolationsmaterial überhaupt sei. Es sei allerdings teuer, müsse das Dach doch alle zehn Jahre erneuert werden. Die aus kleinen flachen Steinen gebaute Kirche, Santuario de Santa María la Real, mit ihrer Steinkuppel ist sehr schlicht. Sie wurde im 4./5. Jahrhundert im asturischen Stil gebaut und weist drei Schiffe auf. Zeugen des „heiligen Wunders“ werden darin aufbewahrt. Was den ganz besonderen Charme ausmacht, ist jedoch die Tatsache, dass die Erbauer den Bogen des Chors nicht symmetrisch hingekriegt haben.
Wir rasten nochmals kurz, bevor wir die weitere Steigung in Angriff nehmen. Sie führt uns um den Gipfel des Pozo da Area (1395 müM) herum und eröffnet uns so einen neuen Ausblick auf noch mehr Berge. Sie sind steil, fast kegelförmig, bewaldet, und die ehemals kahlen Flanken wurden einem grossflächigen Aufforstungsprogramm unterzogen, das scheinbar Resultate zeigt. Nur dort, wo für die Hochspannungsleitungen gerodet wurde, wächst ausschliesslich Farn.
Nun steigen wir nach Liñares (1222 müM, 28 Einwohner) ab, fast so steil, wie wir vorher heraufgekraxelt sind, aber viel angenehmer. Doch sofort wird uns eine neue Anstrengung abverlangt. Wir erklimmen den Alto de San Roque mit seinem Pilgerdenkmal, anschliessend den Alto de Penedo (1306 müM) und erreichen schliesslich Hospital da Condesa (1241 müM, 39 Einwohner), wo uns eine Kuhherde auf dem Weg entgegenkommt. Auch bei der Kirche werden uns nochmals von Hütehunden Kühe auf dem Weg zum Stall entgegengetrieben. Dazwischen läuft auch ein friedlich Esel mit.
Ueber den Weilder Padornelo erreichen wir den Alto de Poio (1335 müM), wo nur ein heute geschlossenes Hotel und eine Bar stehen. Am Weg nach Fonfría blühen Herbstzeitlosen und Krokusse, sie teilen sich die Wegränder auf und bilden ganze Nester. Die Aussicht auf die bewaldeten, absolut menschenleeren Berge bleibt uns zuerst noch erhalten, erst allmählich wechselt im Norden das Bild. Es ist nun mehr bewirtschaftetes Land zu sehen und sogar ein paar Weiler liegen verstreut an den Bergflanken.
In Fonfría (1290 müM, 47 Einwohner), verbringen wir die Nacht im Albergue A Reboleira in einem geräumigen Zweierzimmer mit einem riesigen Badezimmer.
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On our 79th day, we covered ‘only’ the 32 kilometres from Trabadelo to Fonfría in 7½ hours. In doing so, we climbed over 2’400 feet.
We left our hotel in Trabadelo before dawn at 7.30 this morning. The skies were heavily clouded. We feared that we would be having rain in the course of the day, but, once again, our luck held.
For the first ten kilometres, we were climbing steadily up the Valcarce valley, more or less following the river Valcarce, which is a pleasant mountain stream. The valley is characterised however by three generations of roads, the old national road N-VI, the new N-VI and the Autopista A-6 (Madrid – La Coruña).
The first three kilometres were along the old main N-VI road, which is traffic-free. By the time that the sun had risen, we were already walking along the new N-VI, the pedestrian path separated from the vehicular traffic by a concrete barrier. This was not disagreeable, the traffic along this road being quite light. As we entered the village of Ambasmestas we had our only spots of rain of the day, two in all.
From Ambasmestas on, the further way up the Valcarce valley was along the practically traffic-free old N-VI, through some picturesque villages, up to the village of Ruitelán, where we left the road to take the pedestrian path up towards O Cebreiro.
A small road took us through Herrerías, a village that was involved in iron founding from the 17th to the 20th centuries.
Up to this point, we had been climbing slowly, but steadily, from the 2’000 feet altitude at our starting point up to 2’350 feet. The real climb started here however.
The steep walking path took us through the hamlets of La Faba (3’050 feet) and Laguna de Castilla (3’825 feet) up to the village of O Cebreiro (4’350 feet). Between Laguna de Castilla and Cebreiro, we crossed the border from León into the province of Lugo, our sixth province in Spain.
We had a short pause in Cebreiro, where we visited the delightfully simple, ancient church of Santa María la Real. We also admired the thatched-roofed dwellings, for which Cebreiro is also famous.
The undulating route from Cebreiro towards our day’s destination took us past the pilgrim’s statue on the Alto de San Roque, through the villages of Hospital da Condesa and Padornelo via the Alto de Poio (4’375 feet) to Fonfría. We arrived at 15.00. Here we have a comfortable room in the pilgrim’s hostel Albergue A Reboleira.
Doch schliesslich gelangen wir wieder an den Rand der Hauptstrasse, hören links das Rauschen des Wildbaches und weit über uns jenes der Fahrzeuge auf der Autobahn, die wir zweimal unterqueren. Im Osten sehen wir einen Silberstreifen am Horizont, den ich eigentlich immer mit der Zukunft in Verbindung brachte, nicht mit dem Sonnenaufgang. In unserer Marschrichtung leuchtet ein Bergkamm grellgelb, während die andern Berge noch im Schatten liegen.
In A Portela de Valcarce (580 müM, 30 Einwohner) verlassen wir die Hauptstrasse und wandern angenehm zwischen Wäldern hindurch zum schmucken Weiler Ambasmestas (606 müM, 60 Einwohner), direkt auf einen Regenbogen zu. Nochmals unterqueren wir die Autobahn, bevor wir sie verlassen, und sie sich in zwei richtungsgetrennte Stränge hoch oben am Berg aufteilt.
Die Nussbäume am Strassenrand verlieren die Blätter und viele Nüsse liegen am Boden, ebenso Edelkastanien, die meisten noch in ihren stacheligen Schalen, die von den mächtigen und weitausladenden Bäumen gefallen sind.
In Vega de Valcarce (630 müM, 165 Einwohner) ist das Angebot ganz auf die Pilger eingestellt: Es wird sogar Obelix’ Zaubertrank angeboten, um den Pass ohne Schwäche zu erreichen. Wir steigen nämlich zwar noch fast unmerklich, dafür umso steter bergan. Links sehen wir auf einem Berg die Ruinen der Burg Sarracín.
Durch Ruitelán (664 müM, 20 Einwohner) und Ferrerías (682 müM, 66 Einwohner) steigen wir nur mässig an, freuen uns an den Glocken der weidenden Kühe und bewundern die Aussicht auf die vielen bewaldeten Bergketten, die uns umgeben. Doch nun beginnt die echte Steigung. Zuerst sieht sie zwar eher wie ein Abstieg aus, dies ist aber nur eine Finte. Ein schmaler Pfad durch hohes Farn führt uns über nackten Fels und Steine steil in die Höhe, so steil, dass selbst der Pfad noch Serpentinen aufweist. Nach 3,5 km erreichen wir A Faba (921 müM, 37 Einwohner), wo wir eine erste Rast einschalten und uns in der Sonne etwas zu trocknen versuchen (nein, es hat nicht geregnet).
Nach A Faba bläst der Wind kräftig, denn es sind keine schützenden Bäume mehr vorhanden. Weiterhin die Aussicht auf die vielen bewaldeten Bergzüge bewundernd, steigen wir weiter nach Laguna de Castilla (1175 m, 26 Einwohner) an. Danach betreten wir erstmals galizischen Boden. Der Grenzstein ist richtig pompös. Von hier aus wird die Distanz bis Santiago de Compostela alle 500 m angegeben. Die erste Markierung nennt 152 km.
Doch schliesslich erreichen wir das vielgefürchtete O Cebreiro (1296 müM, 29 Einwohner), das bereits voll Touristen ist. Die Souvenirläden und Bars dominieren den Weiler. Aber er birgt auch ein schönes strohbedecktes Haus. Es wird mir gesagt, dass Roggenstroh das beste Isolationsmaterial überhaupt sei. Es sei allerdings teuer, müsse das Dach doch alle zehn Jahre erneuert werden. Die aus kleinen flachen Steinen gebaute Kirche, Santuario de Santa María la Real, mit ihrer Steinkuppel ist sehr schlicht. Sie wurde im 4./5. Jahrhundert im asturischen Stil gebaut und weist drei Schiffe auf. Zeugen des „heiligen Wunders“ werden darin aufbewahrt. Was den ganz besonderen Charme ausmacht, ist jedoch die Tatsache, dass die Erbauer den Bogen des Chors nicht symmetrisch hingekriegt haben.
Wir rasten nochmals kurz, bevor wir die weitere Steigung in Angriff nehmen. Sie führt uns um den Gipfel des Pozo da Area (1395 müM) herum und eröffnet uns so einen neuen Ausblick auf noch mehr Berge. Sie sind steil, fast kegelförmig, bewaldet, und die ehemals kahlen Flanken wurden einem grossflächigen Aufforstungsprogramm unterzogen, das scheinbar Resultate zeigt. Nur dort, wo für die Hochspannungsleitungen gerodet wurde, wächst ausschliesslich Farn.
Nun steigen wir nach Liñares (1222 müM, 28 Einwohner) ab, fast so steil, wie wir vorher heraufgekraxelt sind, aber viel angenehmer. Doch sofort wird uns eine neue Anstrengung abverlangt. Wir erklimmen den Alto de San Roque mit seinem Pilgerdenkmal, anschliessend den Alto de Penedo (1306 müM) und erreichen schliesslich Hospital da Condesa (1241 müM, 39 Einwohner), wo uns eine Kuhherde auf dem Weg entgegenkommt. Auch bei der Kirche werden uns nochmals von Hütehunden Kühe auf dem Weg zum Stall entgegengetrieben. Dazwischen läuft auch ein friedlich Esel mit.
Ueber den Weilder Padornelo erreichen wir den Alto de Poio (1335 müM), wo nur ein heute geschlossenes Hotel und eine Bar stehen. Am Weg nach Fonfría blühen Herbstzeitlosen und Krokusse, sie teilen sich die Wegränder auf und bilden ganze Nester. Die Aussicht auf die bewaldeten, absolut menschenleeren Berge bleibt uns zuerst noch erhalten, erst allmählich wechselt im Norden das Bild. Es ist nun mehr bewirtschaftetes Land zu sehen und sogar ein paar Weiler liegen verstreut an den Bergflanken.
In Fonfría (1290 müM, 47 Einwohner), verbringen wir die Nacht im Albergue A Reboleira in einem geräumigen Zweierzimmer mit einem riesigen Badezimmer.
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On our 79th day, we covered ‘only’ the 32 kilometres from Trabadelo to Fonfría in 7½ hours. In doing so, we climbed over 2’400 feet.
We left our hotel in Trabadelo before dawn at 7.30 this morning. The skies were heavily clouded. We feared that we would be having rain in the course of the day, but, once again, our luck held.
For the first ten kilometres, we were climbing steadily up the Valcarce valley, more or less following the river Valcarce, which is a pleasant mountain stream. The valley is characterised however by three generations of roads, the old national road N-VI, the new N-VI and the Autopista A-6 (Madrid – La Coruña).
The first three kilometres were along the old main N-VI road, which is traffic-free. By the time that the sun had risen, we were already walking along the new N-VI, the pedestrian path separated from the vehicular traffic by a concrete barrier. This was not disagreeable, the traffic along this road being quite light. As we entered the village of Ambasmestas we had our only spots of rain of the day, two in all.
From Ambasmestas on, the further way up the Valcarce valley was along the practically traffic-free old N-VI, through some picturesque villages, up to the village of Ruitelán, where we left the road to take the pedestrian path up towards O Cebreiro.
A small road took us through Herrerías, a village that was involved in iron founding from the 17th to the 20th centuries.
Up to this point, we had been climbing slowly, but steadily, from the 2’000 feet altitude at our starting point up to 2’350 feet. The real climb started here however.
The steep walking path took us through the hamlets of La Faba (3’050 feet) and Laguna de Castilla (3’825 feet) up to the village of O Cebreiro (4’350 feet). Between Laguna de Castilla and Cebreiro, we crossed the border from León into the province of Lugo, our sixth province in Spain.
We had a short pause in Cebreiro, where we visited the delightfully simple, ancient church of Santa María la Real. We also admired the thatched-roofed dwellings, for which Cebreiro is also famous.
The undulating route from Cebreiro towards our day’s destination took us past the pilgrim’s statue on the Alto de San Roque, through the villages of Hospital da Condesa and Padornelo via the Alto de Poio (4’375 feet) to Fonfría. We arrived at 15.00. Here we have a comfortable room in the pilgrim’s hostel Albergue A Reboleira.
Mittwoch, 3. Oktober 2007
78. Tag: Ponferrada – Trabadelo
Die Strassenlampen beleuchten unseren Weg und die unzähligen Treppenstufen, die uns neben der Burg des Templerordens und der Basilika, in der eine monumentale Ausstellung u.a. über den Camino gezeigt wird, aus der Altstadt hinunter in die bereits lebhaften Aussenquartiere führen. Die Altstadt ist mit Geldern der EFTA fein herausgeputzt worden. Die farbigen Häuser mit den Arkaden machen einen einladenden Eindruck, während die Aussenquartiere offensichtlich noch auf den Geldsegen warten.
Es liegt ein leichter Nebel über der Stadt, und manchmal müssen wir einige Male hinschauen, um die Pfeile zu finden. Es ist nicht so, dass sie jeweils fehlen würden, man müsste nur wissen, wo zu schauen.
In Compostilla (1788 Einwohner), das heute kein eigentliches Dorf mehr ist, werden wir mitten durch ein Haus einer von ENDESA erstellten Arbeitersiedlung geführt, um bei einer kleinen Kapelle mit einem doppelseitigen Kreuz vorbeizukommen. So erreichen wir, ohne überbautes Gebiet verlassen zu haben und unter der Autobahn hindurch, das Dorf Columbrianos. Die hiesige Bar und der Bäcker profitieren vom Umstand, dass in der Pilgerunterkunft von Ponferrada kein Frühstück angeboten wird.
Die Stefanskirche von Columbrianos steht etwas ausserhalb des Dorfes auf einer Aussichtsterrasse, die von alten Olivenbäumen beschattet wird. Nachdem wir sie umrundet haben, finden wir den Eingang. Das hölzerne barocke Altarbild überrascht uns. Leider ist der Pilgerstempel in Reparatur. Hier hat das Storchenpaar nicht den Kirchturm zum Nisten auserwählt, sondern einen Strommast. Die Drähte helfen, die Last zu tragen. Die Kapelle San Blas y San Roque mit dem Pilgerfresko liegt mitten im Dorf von Strassen umgeben und ist geschlossen.
Ab hier wird es ländlich. Viel Brachland umgibt uns und darin verstreut immer wieder Pünten. Meistens sind sie lang und schmal (die Schmalseite gegen den Feldweg hin), vielfach eingezäunt und manchmal mit Mauern umgeben. Die Tomaten reifen immer noch, daneben gibt es überall Peperoni, Riesenkürbisse und ein paar Maispflanzen, sowie ab und zu Bohnen, Kartoffeln und Kohl.
Auch die Kapelle Divino Cristo in Fuentes Nuevas (2432 Einwohner) steht in der Mitte einer Strassenkreuzung. Da kein Verkehr herrscht, könnte man sie jedoch ungefährdet erreichen. Fast übergangslos gelangen wir nach Camponaraya, an dessen Ortseingang eine rege Bautätigkeit herrscht. Die Dächer Wohnblöcke werden betoniert. Das Dorf scheint nicht enden zu wollen, doch ein schöner Uhrenturm entschädigt uns für das unangenehme Trottoir. Nach der Industriezone und der Unterquerung der Autobahn jedoch finden wir uns in Weinbergen wieder. Auch hier werden fleissig Trauben gelesen. Die alten schmalen Traktoren rattern vollbeladen mit blauen und weissen Trauben an uns vorbei.
Wir holen eine amerikanische Reisegruppe ein, die eben an einer Kreuzung aus dem Car gestiegen ist, und gelangen nach Cacabelos hinunter, einem schmucken Weinbaudorf. Die schönen Steinhäuser mit ihren geschmiedeten oder hölzernen Balkonen sind gut unterhalten und gepflegt. Eine Kirche ist geschlossen, eine wird eben einer Innenrenovation unterzogen und die dritte wird geputzt, so dass uns verboten wird, einzutreten, da wir den Boden verschmutzen könnten.
Ausserhalb von Carcabelos überqueren wir auf einer Steinbrücke den Cúa, an dessen Ufern sich 1809 Franzosen und Engländer eine Schlacht geliefert haben. (Was die wohl hier zu suchen hatten?)
Bis Pieros steigen wir stetig am Strassenrand an. Der Nebel hat inzwischen Wolken Platz gemacht, aber es ist weiterhin trocken. Nun biegen wir auf einen Feldweg ab und wir werden in (viel zu) weitem Bogen durch Weinberge nach Villafranca del Bierzo geführt. Die ersten Rebenblätter sind bereits rot gefärbt und einzelne Pappeln gelb. Aus dem Unkrautstreifen entlang des Weges dringt der Duft von Fenchel und Apfelwein. Die Aepfel werden nicht gepflückt und gären am Boden. Bereits sehen wir die Bergkette, die wir morgen entdecken werden, ohne jedoch die genaue Richtung unserer Reise zu kennen.
Bei der romanischen Jakobuskirche (12./13. Jahrhundert) mit ihrem schönen Nordportal, der Puerta del Perdón und der halbrunden Apsis erreichen wir die Hauptstadt des Bierzo. Am imposanten Schloss und den vier mächtigen Ecktürmen vorbei gelangen wir in die Stadt hinunter, wo uns zwei Madrilenen ansprechen und unbedingt eine Foto mit uns machen wollen, um ihren Frauen zu zeigen, dass es möglich ist, 2000 km zu Fuss zu überleben.
Von hier aus folgen wir dem Val Carceris, in dem ein munterer Bergbach weit unter uns rauscht. Wir gehen von einer Mauer getrennt am Rande der kaum befahrenen Hauptstrasse einige Male unter der hoch oben geführten Autobahn hin und her. Wir verlassen diese eigentlich nicht unangenehme Route nur für den Weiler Pereje (37 Einwohner) und jenen von Trabadelo (580 müM, 157 Einwohner , wo wir heute in einer Dépendance (einschliesslich Schwimmbad) des Hostals Nova Ruta übernachten.
___________
For the start of our 12th week, we covered the distance of 35 kilometres from Ponferrada to Trabadelo, a small village 10 kilometres west of Villafranca del Bierzo, in about eight hours.
Our night in the Albergue Santo Nicolás de Flüe in Ponferrada could have been better. On the one hand, we were lucky to share a four-bed room with just one other pilgrim. On the other hand, the place was very noisy until late in the evening. The worst thing, however, was that the mattresses were terrible – it would almost have been better not to have a mattress at all.
The Albergue Santo Nicolás de Flüe was financed mainly by a Swiss benefactor who donated two million Pesetas (approximately SFr. 200’000.--). The refuge is named after the patron saint of Switzerland because the Swiss patron lives in Flüeli-Ranft.
Our luck with the weather continued. At 7.10, when we left the refuge, it was overcast and cool, but dry. It remained dry the whole day, and we had a few short sunny periods.
After navigating our way through the town of Ponferrada, we passed by the modern church of Nostra Señora del Refugio in the suburb of Compostilla. This pleasant little church was closed, but we were able to visit the Parish Church of San Esteban in Columbrianos, the next suburb. The simple beauty of this church was particularly appealing after the over-decorated churches that we have visited recently, with their profusion of gilt.
We were not so lucky as to find any open churches in the next villages of Fuentes Nuevas, Camponaraya and Cacabelos. The beauty of these villages partly compensated for this however.
The way continued along a busy main road to the village of Pieros, after which we joined a field path which led us through vineyards to the small town of Villafranca del Bierzo.
The valley of the river Boeza through which we were walking is much more fertile than the wild area of yesterday. Apart from a few vegetable cultures, there a many (rather unkempt looking) vineyards in this area. The wine harvest has just begun.
At the entrance of Villafranca del Bierzo we visited the Church of Santiago, with its richly carved north portal, the Puerta del Perdón. After passing the impressive 16th century Castle of the Marquesses of Villafranca, we walked through the picturesque town centre, crossed the bridge over the river Burbia and set out along the N-IV main road in the direction of Trabadelo, our day’s destination. We arrived in this small village at 15.10 and installed ourselves in our room in the Nova Ruta hotel.
Es liegt ein leichter Nebel über der Stadt, und manchmal müssen wir einige Male hinschauen, um die Pfeile zu finden. Es ist nicht so, dass sie jeweils fehlen würden, man müsste nur wissen, wo zu schauen.
In Compostilla (1788 Einwohner), das heute kein eigentliches Dorf mehr ist, werden wir mitten durch ein Haus einer von ENDESA erstellten Arbeitersiedlung geführt, um bei einer kleinen Kapelle mit einem doppelseitigen Kreuz vorbeizukommen. So erreichen wir, ohne überbautes Gebiet verlassen zu haben und unter der Autobahn hindurch, das Dorf Columbrianos. Die hiesige Bar und der Bäcker profitieren vom Umstand, dass in der Pilgerunterkunft von Ponferrada kein Frühstück angeboten wird.
Die Stefanskirche von Columbrianos steht etwas ausserhalb des Dorfes auf einer Aussichtsterrasse, die von alten Olivenbäumen beschattet wird. Nachdem wir sie umrundet haben, finden wir den Eingang. Das hölzerne barocke Altarbild überrascht uns. Leider ist der Pilgerstempel in Reparatur. Hier hat das Storchenpaar nicht den Kirchturm zum Nisten auserwählt, sondern einen Strommast. Die Drähte helfen, die Last zu tragen. Die Kapelle San Blas y San Roque mit dem Pilgerfresko liegt mitten im Dorf von Strassen umgeben und ist geschlossen.
Ab hier wird es ländlich. Viel Brachland umgibt uns und darin verstreut immer wieder Pünten. Meistens sind sie lang und schmal (die Schmalseite gegen den Feldweg hin), vielfach eingezäunt und manchmal mit Mauern umgeben. Die Tomaten reifen immer noch, daneben gibt es überall Peperoni, Riesenkürbisse und ein paar Maispflanzen, sowie ab und zu Bohnen, Kartoffeln und Kohl.
Auch die Kapelle Divino Cristo in Fuentes Nuevas (2432 Einwohner) steht in der Mitte einer Strassenkreuzung. Da kein Verkehr herrscht, könnte man sie jedoch ungefährdet erreichen. Fast übergangslos gelangen wir nach Camponaraya, an dessen Ortseingang eine rege Bautätigkeit herrscht. Die Dächer Wohnblöcke werden betoniert. Das Dorf scheint nicht enden zu wollen, doch ein schöner Uhrenturm entschädigt uns für das unangenehme Trottoir. Nach der Industriezone und der Unterquerung der Autobahn jedoch finden wir uns in Weinbergen wieder. Auch hier werden fleissig Trauben gelesen. Die alten schmalen Traktoren rattern vollbeladen mit blauen und weissen Trauben an uns vorbei.
Wir holen eine amerikanische Reisegruppe ein, die eben an einer Kreuzung aus dem Car gestiegen ist, und gelangen nach Cacabelos hinunter, einem schmucken Weinbaudorf. Die schönen Steinhäuser mit ihren geschmiedeten oder hölzernen Balkonen sind gut unterhalten und gepflegt. Eine Kirche ist geschlossen, eine wird eben einer Innenrenovation unterzogen und die dritte wird geputzt, so dass uns verboten wird, einzutreten, da wir den Boden verschmutzen könnten.
Ausserhalb von Carcabelos überqueren wir auf einer Steinbrücke den Cúa, an dessen Ufern sich 1809 Franzosen und Engländer eine Schlacht geliefert haben. (Was die wohl hier zu suchen hatten?)
Bis Pieros steigen wir stetig am Strassenrand an. Der Nebel hat inzwischen Wolken Platz gemacht, aber es ist weiterhin trocken. Nun biegen wir auf einen Feldweg ab und wir werden in (viel zu) weitem Bogen durch Weinberge nach Villafranca del Bierzo geführt. Die ersten Rebenblätter sind bereits rot gefärbt und einzelne Pappeln gelb. Aus dem Unkrautstreifen entlang des Weges dringt der Duft von Fenchel und Apfelwein. Die Aepfel werden nicht gepflückt und gären am Boden. Bereits sehen wir die Bergkette, die wir morgen entdecken werden, ohne jedoch die genaue Richtung unserer Reise zu kennen.
Bei der romanischen Jakobuskirche (12./13. Jahrhundert) mit ihrem schönen Nordportal, der Puerta del Perdón und der halbrunden Apsis erreichen wir die Hauptstadt des Bierzo. Am imposanten Schloss und den vier mächtigen Ecktürmen vorbei gelangen wir in die Stadt hinunter, wo uns zwei Madrilenen ansprechen und unbedingt eine Foto mit uns machen wollen, um ihren Frauen zu zeigen, dass es möglich ist, 2000 km zu Fuss zu überleben.
Von hier aus folgen wir dem Val Carceris, in dem ein munterer Bergbach weit unter uns rauscht. Wir gehen von einer Mauer getrennt am Rande der kaum befahrenen Hauptstrasse einige Male unter der hoch oben geführten Autobahn hin und her. Wir verlassen diese eigentlich nicht unangenehme Route nur für den Weiler Pereje (37 Einwohner) und jenen von Trabadelo (580 müM, 157 Einwohner , wo wir heute in einer Dépendance (einschliesslich Schwimmbad) des Hostals Nova Ruta übernachten.
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For the start of our 12th week, we covered the distance of 35 kilometres from Ponferrada to Trabadelo, a small village 10 kilometres west of Villafranca del Bierzo, in about eight hours.
Our night in the Albergue Santo Nicolás de Flüe in Ponferrada could have been better. On the one hand, we were lucky to share a four-bed room with just one other pilgrim. On the other hand, the place was very noisy until late in the evening. The worst thing, however, was that the mattresses were terrible – it would almost have been better not to have a mattress at all.
The Albergue Santo Nicolás de Flüe was financed mainly by a Swiss benefactor who donated two million Pesetas (approximately SFr. 200’000.--). The refuge is named after the patron saint of Switzerland because the Swiss patron lives in Flüeli-Ranft.
Our luck with the weather continued. At 7.10, when we left the refuge, it was overcast and cool, but dry. It remained dry the whole day, and we had a few short sunny periods.
After navigating our way through the town of Ponferrada, we passed by the modern church of Nostra Señora del Refugio in the suburb of Compostilla. This pleasant little church was closed, but we were able to visit the Parish Church of San Esteban in Columbrianos, the next suburb. The simple beauty of this church was particularly appealing after the over-decorated churches that we have visited recently, with their profusion of gilt.
We were not so lucky as to find any open churches in the next villages of Fuentes Nuevas, Camponaraya and Cacabelos. The beauty of these villages partly compensated for this however.
The way continued along a busy main road to the village of Pieros, after which we joined a field path which led us through vineyards to the small town of Villafranca del Bierzo.
The valley of the river Boeza through which we were walking is much more fertile than the wild area of yesterday. Apart from a few vegetable cultures, there a many (rather unkempt looking) vineyards in this area. The wine harvest has just begun.
At the entrance of Villafranca del Bierzo we visited the Church of Santiago, with its richly carved north portal, the Puerta del Perdón. After passing the impressive 16th century Castle of the Marquesses of Villafranca, we walked through the picturesque town centre, crossed the bridge over the river Burbia and set out along the N-IV main road in the direction of Trabadelo, our day’s destination. We arrived in this small village at 15.10 and installed ourselves in our room in the Nova Ruta hotel.
Dienstag, 2. Oktober 2007
77. Tag: Rabanal del Camino – Ponferrada
Wir verlassen die Posada nach 7.00 Uhr, um im Café an der gleichen Strasse zu frühstücken. Dieses ist jedoch noch geschlossen, und so machen wir uns im Nebel und im Dunkeln auf, die Montes de León zu besteigen. Die Calle Real steigt bereits an und die stete Steigung bleibt uns erhalten. Sie ist absolut erträglich. Die Büsche und Bäume der näheren Umgebung nehmen wir nur schemenhaft wahr. Der Mond ist knapp über dem Nebel sichtbar.
Wir kommen zu einer Lichtung und ich registriere: Achtung, überfliessender Brunnen. Da sitze ich aber auch schon im Morast. Es gibt sicher schöneres, als klatschnasse Hosen zu Tagesbeginn. In Foncebadón (1440 müM), einem Ruinenweiler, in dem gemäss Führer zwei Personen leben, nehmen wir das Frühstück ein. Die alte Zeitung, die ich erhalte, hilft, meinen Hosen die ärgste Nässe zu entziehen. Die Jacke und die Karte kann ich dort auch gleich säubern. Heute leben – so heisst es – vier Personen ständig im Weiler. Im Sommer kommen noch einige Leute von Madrid, die verfallene Häuser instand gestellt haben.
Beim Cruz de Ferro (1504 müM) deponieren wir, wie alle andern, einen Stein auf den Haufen um das Kreuz herum, der hier Humilladero heisst. Eine neue kleine Kapelle ist in der Nähe gebaut worden. Dazwischen ist ein Feld von Herbstzeitlosen, leider die meisten zertrampelt.
Der Nebel hat sich etwas verflüchtigt und wir sehen sogar ein wenig blauen Himmel. Dies bringt natürlich auch die schöne Aussicht, und zwar auf reihenweise waldbewachsene Berge des Bierzo soweit das Auge reicht. Nun beginnt der Abstieg, der als unendlich lang und gefährlich geschildert wird.
Der nächste Weiler, Manjarín (1460 müM) ist offenbar der verkannte Mittelpunkt der Welt. Es gibt nichts als Ruinen, in einer davon ist eine Pilgerherberge untergebracht (ohne WC, ohne Dusche). Aber von hier aus sind die Distanzen zu den wichtigsten Städten angegeben. Ob in Jerusalem auch steht, 5000 km nach Manjarín?
Der Abstieg ist genau so stetig wie der Aufstieg. Da meine Schuhe seit der Neubesohlung in León kein griffiges Profil mehr aufweisen, sondern eher Slicks sind, bin ich etwas vorsichtig. Wir gehen vielfach auf nacktem Fels (Schiefer) und bedauern die Pferde, die wenig vor uns unterwegs sind. Mit ihren Hufen finden sie sicher weniger Halt als wir. Ich jedenfalls geniesse diese Strecke sehr.
Die Weiler El Acebo (1145 müM, 37 Einwohner) und Riego de Ambrós (920 müM, 38 Einwohner) sind ausgesprochen schmucke Dörfchen. Viele Häuser sind mit Schieferschindeln bedeckt und die Balkone ziehen sich über die ganze Fassade hin.
Die Aussicht auf die Berge bleibt uns weiterhin erhalten, obwohl immer wieder Nebelschwaden durch die Täler heraufziehen. Es ist Heide, die uns umgibt, und an einigen Orten sind Brandspuren zu sehen, wo die Bäume nur noch aus Skeletten bestehen.
In Molinaseca (600 müM, 587 Einwohner) sind wir im Tal angekommen und überqueren eine Brücke, von der es verboten ist, ins Wasser zu springen, deshalb unterlassen wir es. Aus diesem Dorf steigen wir an neuen Siedlungen vorbei wieder hinauf, ohne so genau zu wissen weshalb, liegt doch Ponferrada, unser heutiges Etappenziel, auf 541 müM. Beim Einschwenken auf einen Feldweg auf dem Hügel liegt vor uns ganz unerwartet ein Weinbaugebiet. Die Weinlese ist in vollem Gange.
Nach Campo (548 müM, 618 Einwohner), das ein lebhaftes Dörfchen ist, werden wir in einem grossen endlos scheinenden Bogen nach Ponferrada geführt, das wir schon lange sehen.
Ueber eine alte Brücke erreichen wir das Zentrum beim Schloss und finden von hier aus gut die Albergue de San Nicolás de Flüe, wo wir heute übernachten. Das Gebäude wurde von einem Schweizer finanziert und vor sieben Jahren erstellt. Im Foyer hängt ein grosses Bild von Bruder Klaus.
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Day 77 was in some ways a tough one. We covered 32 kilometres in about 7¾ hours, but, since we have now left the plains behind us, these kilometres involved quite some climbing and descending.
Again, we have been lucky with the weather. It had rained during the night, but, when we left our hotel in Rabanal at 7.10 this morning, it was cloudy, but dry.
We set off early with the intention of eating breakfast in a café in Rabanal, since the hotel did not serve breakfast sufficiently early for us. However, the café was also closed, so we had to postpone breakfast until we reached the next village, six kilometres away.
Due to the fact that we were out before sunrise, Annette suffered a mishap. She was just crossing below an overflowing fountain / drinking trough, when she slipped on the muddy ground and landed on her rear in the mud. Fortunately, apart from the seat of her trousers being very muddy, there was no damage done. She was able to have a first clean up when we stopped for breakfast in Foncebadón.
The path today took us over the Irago Pass, up to an altitude of 5’050 feet, the highest point of our entire expedition. Unlike the hard climb up to the Haggenegg 73 days ago, it caused us really no problems Apart from the fact that we are certainly fitter, the climb was quite steady, nowhere was it really steep. On the way up to the top of the pass, we each deposited a stone at the Cruz de Ferro. In doing so, we became part of an ancient tradition that pre-dates even the Romans, who called these stone piles ‘mounts of Mercury’, after the god of travellers. The mountains were covered in cloud, so that on the way up we were also enclosed in mist from time to time. As the sun gained in intensity, the clouds lifted, so that we then had fine views over Monte Irago.
Having passed the highest point, in principle it was then a matter of descending. Annette’s repaired shoes have only a fine profile on the sole, so we were fortunate that the weather was dry and the path, which was fairly steep and stony in places, was not too slippery.
The descent of over 3’000 feet took us through the very attractive villages of El Acebo, Riego de Ambrós and Molinaseca, before we entered the town of Ponferrada via the suburb of Campo. We arrived here shortly before 15.00. Since all the hotels in the town are fully booked (and there are many hotels in the town), we will be staying at the Pilgrims’ hostel tonight.
Wir kommen zu einer Lichtung und ich registriere: Achtung, überfliessender Brunnen. Da sitze ich aber auch schon im Morast. Es gibt sicher schöneres, als klatschnasse Hosen zu Tagesbeginn. In Foncebadón (1440 müM), einem Ruinenweiler, in dem gemäss Führer zwei Personen leben, nehmen wir das Frühstück ein. Die alte Zeitung, die ich erhalte, hilft, meinen Hosen die ärgste Nässe zu entziehen. Die Jacke und die Karte kann ich dort auch gleich säubern. Heute leben – so heisst es – vier Personen ständig im Weiler. Im Sommer kommen noch einige Leute von Madrid, die verfallene Häuser instand gestellt haben.
Beim Cruz de Ferro (1504 müM) deponieren wir, wie alle andern, einen Stein auf den Haufen um das Kreuz herum, der hier Humilladero heisst. Eine neue kleine Kapelle ist in der Nähe gebaut worden. Dazwischen ist ein Feld von Herbstzeitlosen, leider die meisten zertrampelt.
Der Nebel hat sich etwas verflüchtigt und wir sehen sogar ein wenig blauen Himmel. Dies bringt natürlich auch die schöne Aussicht, und zwar auf reihenweise waldbewachsene Berge des Bierzo soweit das Auge reicht. Nun beginnt der Abstieg, der als unendlich lang und gefährlich geschildert wird.
Der nächste Weiler, Manjarín (1460 müM) ist offenbar der verkannte Mittelpunkt der Welt. Es gibt nichts als Ruinen, in einer davon ist eine Pilgerherberge untergebracht (ohne WC, ohne Dusche). Aber von hier aus sind die Distanzen zu den wichtigsten Städten angegeben. Ob in Jerusalem auch steht, 5000 km nach Manjarín?
Der Abstieg ist genau so stetig wie der Aufstieg. Da meine Schuhe seit der Neubesohlung in León kein griffiges Profil mehr aufweisen, sondern eher Slicks sind, bin ich etwas vorsichtig. Wir gehen vielfach auf nacktem Fels (Schiefer) und bedauern die Pferde, die wenig vor uns unterwegs sind. Mit ihren Hufen finden sie sicher weniger Halt als wir. Ich jedenfalls geniesse diese Strecke sehr.
Die Weiler El Acebo (1145 müM, 37 Einwohner) und Riego de Ambrós (920 müM, 38 Einwohner) sind ausgesprochen schmucke Dörfchen. Viele Häuser sind mit Schieferschindeln bedeckt und die Balkone ziehen sich über die ganze Fassade hin.
Die Aussicht auf die Berge bleibt uns weiterhin erhalten, obwohl immer wieder Nebelschwaden durch die Täler heraufziehen. Es ist Heide, die uns umgibt, und an einigen Orten sind Brandspuren zu sehen, wo die Bäume nur noch aus Skeletten bestehen.
In Molinaseca (600 müM, 587 Einwohner) sind wir im Tal angekommen und überqueren eine Brücke, von der es verboten ist, ins Wasser zu springen, deshalb unterlassen wir es. Aus diesem Dorf steigen wir an neuen Siedlungen vorbei wieder hinauf, ohne so genau zu wissen weshalb, liegt doch Ponferrada, unser heutiges Etappenziel, auf 541 müM. Beim Einschwenken auf einen Feldweg auf dem Hügel liegt vor uns ganz unerwartet ein Weinbaugebiet. Die Weinlese ist in vollem Gange.
Nach Campo (548 müM, 618 Einwohner), das ein lebhaftes Dörfchen ist, werden wir in einem grossen endlos scheinenden Bogen nach Ponferrada geführt, das wir schon lange sehen.
Ueber eine alte Brücke erreichen wir das Zentrum beim Schloss und finden von hier aus gut die Albergue de San Nicolás de Flüe, wo wir heute übernachten. Das Gebäude wurde von einem Schweizer finanziert und vor sieben Jahren erstellt. Im Foyer hängt ein grosses Bild von Bruder Klaus.
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Day 77 was in some ways a tough one. We covered 32 kilometres in about 7¾ hours, but, since we have now left the plains behind us, these kilometres involved quite some climbing and descending.
Again, we have been lucky with the weather. It had rained during the night, but, when we left our hotel in Rabanal at 7.10 this morning, it was cloudy, but dry.
We set off early with the intention of eating breakfast in a café in Rabanal, since the hotel did not serve breakfast sufficiently early for us. However, the café was also closed, so we had to postpone breakfast until we reached the next village, six kilometres away.
Due to the fact that we were out before sunrise, Annette suffered a mishap. She was just crossing below an overflowing fountain / drinking trough, when she slipped on the muddy ground and landed on her rear in the mud. Fortunately, apart from the seat of her trousers being very muddy, there was no damage done. She was able to have a first clean up when we stopped for breakfast in Foncebadón.
The path today took us over the Irago Pass, up to an altitude of 5’050 feet, the highest point of our entire expedition. Unlike the hard climb up to the Haggenegg 73 days ago, it caused us really no problems Apart from the fact that we are certainly fitter, the climb was quite steady, nowhere was it really steep. On the way up to the top of the pass, we each deposited a stone at the Cruz de Ferro. In doing so, we became part of an ancient tradition that pre-dates even the Romans, who called these stone piles ‘mounts of Mercury’, after the god of travellers. The mountains were covered in cloud, so that on the way up we were also enclosed in mist from time to time. As the sun gained in intensity, the clouds lifted, so that we then had fine views over Monte Irago.
Having passed the highest point, in principle it was then a matter of descending. Annette’s repaired shoes have only a fine profile on the sole, so we were fortunate that the weather was dry and the path, which was fairly steep and stony in places, was not too slippery.
The descent of over 3’000 feet took us through the very attractive villages of El Acebo, Riego de Ambrós and Molinaseca, before we entered the town of Ponferrada via the suburb of Campo. We arrived here shortly before 15.00. Since all the hotels in the town are fully booked (and there are many hotels in the town), we will be staying at the Pilgrims’ hostel tonight.
Montag, 1. Oktober 2007
76. Tag: Hospital de Órbigo – Rabanal del Camino
Beim Verlassen von Hospital de Óbrigo sehen wir ein Schild an der Strasse, das die Distanz bis Santiago mit 315 km angibt. Es ist also nicht mehr weit...
Nach etwa einem Kilometer am Rande der Strasse gehend, wechseln wir auf den Jakobsweg, der ab hier wieder neben der Strasse verläuft. Es ist trocken, Nebelfetzen liegen über dem Land und der Mond wird von Wölkchen umspielt.
Es ist vor allem Brachland, das wir durchschreiten, manchmal liegt eine Pünt ganz verlassen da. Die Kürbisblätter sind erfroren, aber den Kürbissen scheinen die beiden Frostnächte nicht geschadet zu haben. Grosse Kohlköpfe wachsen in einer andern, oder dann ganz einsam eine Reihe Lauch.
Die Hauptstrasse wurde in diesem Abschnitt nivelliert und begradigt, was uns die Ehre verschafft, auf den nicht mehr benutzten Teilen gehen zu dürfen, und dies ist ausgesprochen angenehm. Wenn ich daran denke, dass sich früher die Fussgänger mit den Autos und Lastwagen diese schmale Strasse teilen mussten, fühle ich mich im nachhinein noch unsicher. Vielleicht wäre es überdies langsam an der Zeit, dass sich jemand der Bekämpfung des Autolärms annehmen würde. An der Stelle, wo wir zwischen Hauptstrasse und Autobahn gehen, wird es nämlich ziemlich laut.
Gegen San Justo de la Vega kommt Nebel auf. Die Anhöhe, auf der wir eine Aussicht auf Astorga haben sollten, ist mit einer Raststätte bestückt und der Abstieg nach San Justo de la Vega ist sorgfältig und grosszügig gestaltet. Das Dorf ist noch nicht erwacht, nur in einer Textilfabrik rattern die Maschinen. In regelmässigen Abständen führt ein Ablaufrohr Wasser direkt aus der Hauswand aufs Trottoir. Von hier aus sehen wir bereits nach Astorga hinauf, das eine eindrucksvolle Silhouette abgibt.
Durch die Puerta del Sol erreichen wir die Altstadt, die uns mit dem schön angelegten und gepflegten Jardín de la Sinagoga empfängt, einem Park und Aussichtspunkt über die alten Stadtmauern hinab.
Auf der Plaza de San Bartolomé steht das Denkmal zur Erinnerung an das 2000jährige Bestehen der Stadt (1986). Das Stadthaus ist im ehemaligen Consistorio von 1704 an der Plaza de España untergebracht. Die vollen Stunden werden dort von einem Trachtenpaar abwechselnd angeschlagen. Wir sind pünktlich zur Stelle, um die 11.00 Uhr-Vorstellung zu erleben. Das Schokolademuseum lassen wir links liegen, wenden uns aber dem neogotischen Bischofspalast von Antoni Gaudí zu, der gleich neben der Kathedrale steht. In seinem Garten stehen drei grosse Engel. Ganz unscheinbar zwischen den beiden grossen Gebäuden verbirgt sich die Kapelle San Esteban.
Die Kathedrale ist mächtig, ganz besonders im Hinblick auf die Einwohnerzahl von Astorga (11'987). Sie wurde 1471 in gotischem Stil begonnen, aber die Arbeiten zogen sich bis ins 18. Jahrhundert hin. Auf einem Türmchen steht die feine Statue von Pero Mato, der in der Schlacht von Clavijo Standartenträger war. Die barocke Fassade wird eingerahmt durch zwei viereckige Türme. Der Chor ist spätgotisch und einige der Glasfenster stammen aus dem 16., andere aus dem 20. Jahrhundert. Im Museum bewundern wir einige Marienstatuen aus dem 13./14. Jahrhundert, ein paar alte handgeschriebene Bibeln (eine davon in karolingisch-gotischer Schrift), reich bestickte Messgewänder, fein ziselierte Kelche und vieles andere mehr.
Beim Verlassen von Astorga fällt uns anfangs gar nicht auf, dass sich der Nebel verzogen und Wolken Platz gemacht hat. Es regnet denn auch einige Male, immer genug, um den Hut aufzusetzen, aber nie genug, um den Regenschutz hervorzukramen.
Murias de Rechivaldo ist das erste Dorf der Region Maragatería, die bekannt ist für ihre kargen Böden und ein Volk, dessen Ursprung im Dunkeln liegt. Der Name scheint visigotisch zu sein. Die schönen Steinhäuser aus dem lokalen roten und orangen Stein stehen direkt an der Strasse.
Ab hier gewinnen wir – zuerst unmerklich – Höhe. Nachdem wir uns seit Burgos immer auf einer Höhe von zwischen 800 und 900 müM. bewegt haben, sind wir in Santa Catalina de Somoza bereits auf 920 müM. Hier begegnet uns eines der hier typischen roggenstrohbedeckten Häuser; es ist allerdings nicht mehr sehr fotogen. Im Norden erheben sich bewaldete Berge, während dazwischen gelbweisses Gras dominiert, das von Ginster und einzelnen Bäumen unterbrochen wird. Auch im Süden wachsen auf den Bergen Bäume, sie sehen allerdings eher wie Bartstoppeln auf einem schlecht rasierten Kinn aus.
Mit Victoria, der jungen Litauerin, in angeregtes Gespräch vertieft, beschleunigen wir beide so sehr, dass ich mir in El Ganso (49 Einwohner) auf Robin wartend, ein Zitronensorbet zu Gemüte führen kann, denn inzwischen ist es recht heiss geworden. In El Ganso haben wir die 1000 m Grenze erreicht und steigen weiter gemächlich an. Zwischen Eichenwäldern, vor denen Ginster, Lavendel, Thymian und Rosmarin wachsen, treffen wir auf die Nachhut einer norwegischen Wandergruppe, die heute in Astorga gestartet ist.
Die letzte Steigung nach Rabanal del Camino (1150 müM, 49 Einwohner) wird dann doch noch steil, aber da sind wir ja auch schon am Ziel des heutigen Tages angelangt, denn wir übernachten in der Posada El Tesín, bevor wir morgen die Bergetappe auf den höchsten Punkt unseres Camino in Angriff nehmen.
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The 76th day was a longish one. As well as exploring the town of Astorga, we covered some 33 kilometres in 8½ hours.
After rain in the night, we left our hotel in Hospital de Órbigo under cloudy skies at 7.30 this morning. The weather was dull but dry the whole morning, with low cloud covering the hills over which we passed. In the afternoon there were increasingly long sunny periods, but we did have six drops of rain (I counted them).
The first part of the day’s journey, to Astorga, was mostly parallel to the busy N-120 main road, although, to join the ‘official Camino’, we walked along the N-120 itself for the first 1½ kilometres (and it was dark, which made it specially interesting!).
We spent some time sightseeing in the ancient town of Astorga. Astorga was an important town (‘Asturica Augusta’) in Roman times, being at the junction of two of the most important Roman roads, the Via Traiana from Bordeaux and the Via de la Plata from Mérida.
At the entrance to the town, we were able to view the church of San Francisco (from the outside) and admire the ancient city walls. We arrived in the town centre at the right time to witness the striking of 11 o’clock by the clock on the beautiful town hall. The bell is struck by a pair of figurines in the local Maragato costume. The clock in fact struck the hour twice, presumably as an aid to those who were not able to count up to 11 the first time.
The next point of interest in the town was the Bishop’s Palace, built by Antonio Gaudi between 1889 and 1913 in his inimitable style. This now houses the ‘museum of the ways’, dedicated to the roads that lead to Astorga, particularly the pilgrims’ routes.
The most impressive monument however was the 15th century Gothic cathedral, with its two great towers. The tympanum of the main door was particularly notable. The cathedral was open, so that we were able to admire the Renaissance high altar and the beauties of the interior architecture. We were also able to visit the cathedral museum, which houses many valuable religious pieces.
On the way out of Astorga, we passed the modernistic church of San Pedro, before setting off on the 22 kilometre stretch to our destination for the day, the village of Rabanal del Camino, where we have lodgings in the Bar-Restaurant El Tesin. We arrived here at 16.00.
My concluding remark in the report of our day 74 (“…the remaining 350 kilometres to Santiago”) brought forth a reaction that it is only 311 kilometres from León to Santiago, and that I was being unduly pessimistic. The information about distances to Santiago is so variable, that I prefer to err on the safe side. I was in fact a bit too generous with the distance; my guide gives the distance from León as being 303.947 kilometres.
According to my tally, we have now covered more than 2’000 kilometres from home. From Rabanal, we now have 236.922 kilometres left to do – say 250.
Nach etwa einem Kilometer am Rande der Strasse gehend, wechseln wir auf den Jakobsweg, der ab hier wieder neben der Strasse verläuft. Es ist trocken, Nebelfetzen liegen über dem Land und der Mond wird von Wölkchen umspielt.
Es ist vor allem Brachland, das wir durchschreiten, manchmal liegt eine Pünt ganz verlassen da. Die Kürbisblätter sind erfroren, aber den Kürbissen scheinen die beiden Frostnächte nicht geschadet zu haben. Grosse Kohlköpfe wachsen in einer andern, oder dann ganz einsam eine Reihe Lauch.
Die Hauptstrasse wurde in diesem Abschnitt nivelliert und begradigt, was uns die Ehre verschafft, auf den nicht mehr benutzten Teilen gehen zu dürfen, und dies ist ausgesprochen angenehm. Wenn ich daran denke, dass sich früher die Fussgänger mit den Autos und Lastwagen diese schmale Strasse teilen mussten, fühle ich mich im nachhinein noch unsicher. Vielleicht wäre es überdies langsam an der Zeit, dass sich jemand der Bekämpfung des Autolärms annehmen würde. An der Stelle, wo wir zwischen Hauptstrasse und Autobahn gehen, wird es nämlich ziemlich laut.
Gegen San Justo de la Vega kommt Nebel auf. Die Anhöhe, auf der wir eine Aussicht auf Astorga haben sollten, ist mit einer Raststätte bestückt und der Abstieg nach San Justo de la Vega ist sorgfältig und grosszügig gestaltet. Das Dorf ist noch nicht erwacht, nur in einer Textilfabrik rattern die Maschinen. In regelmässigen Abständen führt ein Ablaufrohr Wasser direkt aus der Hauswand aufs Trottoir. Von hier aus sehen wir bereits nach Astorga hinauf, das eine eindrucksvolle Silhouette abgibt.
Durch die Puerta del Sol erreichen wir die Altstadt, die uns mit dem schön angelegten und gepflegten Jardín de la Sinagoga empfängt, einem Park und Aussichtspunkt über die alten Stadtmauern hinab.
Auf der Plaza de San Bartolomé steht das Denkmal zur Erinnerung an das 2000jährige Bestehen der Stadt (1986). Das Stadthaus ist im ehemaligen Consistorio von 1704 an der Plaza de España untergebracht. Die vollen Stunden werden dort von einem Trachtenpaar abwechselnd angeschlagen. Wir sind pünktlich zur Stelle, um die 11.00 Uhr-Vorstellung zu erleben. Das Schokolademuseum lassen wir links liegen, wenden uns aber dem neogotischen Bischofspalast von Antoni Gaudí zu, der gleich neben der Kathedrale steht. In seinem Garten stehen drei grosse Engel. Ganz unscheinbar zwischen den beiden grossen Gebäuden verbirgt sich die Kapelle San Esteban.
Die Kathedrale ist mächtig, ganz besonders im Hinblick auf die Einwohnerzahl von Astorga (11'987). Sie wurde 1471 in gotischem Stil begonnen, aber die Arbeiten zogen sich bis ins 18. Jahrhundert hin. Auf einem Türmchen steht die feine Statue von Pero Mato, der in der Schlacht von Clavijo Standartenträger war. Die barocke Fassade wird eingerahmt durch zwei viereckige Türme. Der Chor ist spätgotisch und einige der Glasfenster stammen aus dem 16., andere aus dem 20. Jahrhundert. Im Museum bewundern wir einige Marienstatuen aus dem 13./14. Jahrhundert, ein paar alte handgeschriebene Bibeln (eine davon in karolingisch-gotischer Schrift), reich bestickte Messgewänder, fein ziselierte Kelche und vieles andere mehr.
Beim Verlassen von Astorga fällt uns anfangs gar nicht auf, dass sich der Nebel verzogen und Wolken Platz gemacht hat. Es regnet denn auch einige Male, immer genug, um den Hut aufzusetzen, aber nie genug, um den Regenschutz hervorzukramen.
Murias de Rechivaldo ist das erste Dorf der Region Maragatería, die bekannt ist für ihre kargen Böden und ein Volk, dessen Ursprung im Dunkeln liegt. Der Name scheint visigotisch zu sein. Die schönen Steinhäuser aus dem lokalen roten und orangen Stein stehen direkt an der Strasse.
Ab hier gewinnen wir – zuerst unmerklich – Höhe. Nachdem wir uns seit Burgos immer auf einer Höhe von zwischen 800 und 900 müM. bewegt haben, sind wir in Santa Catalina de Somoza bereits auf 920 müM. Hier begegnet uns eines der hier typischen roggenstrohbedeckten Häuser; es ist allerdings nicht mehr sehr fotogen. Im Norden erheben sich bewaldete Berge, während dazwischen gelbweisses Gras dominiert, das von Ginster und einzelnen Bäumen unterbrochen wird. Auch im Süden wachsen auf den Bergen Bäume, sie sehen allerdings eher wie Bartstoppeln auf einem schlecht rasierten Kinn aus.
Mit Victoria, der jungen Litauerin, in angeregtes Gespräch vertieft, beschleunigen wir beide so sehr, dass ich mir in El Ganso (49 Einwohner) auf Robin wartend, ein Zitronensorbet zu Gemüte führen kann, denn inzwischen ist es recht heiss geworden. In El Ganso haben wir die 1000 m Grenze erreicht und steigen weiter gemächlich an. Zwischen Eichenwäldern, vor denen Ginster, Lavendel, Thymian und Rosmarin wachsen, treffen wir auf die Nachhut einer norwegischen Wandergruppe, die heute in Astorga gestartet ist.
Die letzte Steigung nach Rabanal del Camino (1150 müM, 49 Einwohner) wird dann doch noch steil, aber da sind wir ja auch schon am Ziel des heutigen Tages angelangt, denn wir übernachten in der Posada El Tesín, bevor wir morgen die Bergetappe auf den höchsten Punkt unseres Camino in Angriff nehmen.
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The 76th day was a longish one. As well as exploring the town of Astorga, we covered some 33 kilometres in 8½ hours.
After rain in the night, we left our hotel in Hospital de Órbigo under cloudy skies at 7.30 this morning. The weather was dull but dry the whole morning, with low cloud covering the hills over which we passed. In the afternoon there were increasingly long sunny periods, but we did have six drops of rain (I counted them).
The first part of the day’s journey, to Astorga, was mostly parallel to the busy N-120 main road, although, to join the ‘official Camino’, we walked along the N-120 itself for the first 1½ kilometres (and it was dark, which made it specially interesting!).
We spent some time sightseeing in the ancient town of Astorga. Astorga was an important town (‘Asturica Augusta’) in Roman times, being at the junction of two of the most important Roman roads, the Via Traiana from Bordeaux and the Via de la Plata from Mérida.
At the entrance to the town, we were able to view the church of San Francisco (from the outside) and admire the ancient city walls. We arrived in the town centre at the right time to witness the striking of 11 o’clock by the clock on the beautiful town hall. The bell is struck by a pair of figurines in the local Maragato costume. The clock in fact struck the hour twice, presumably as an aid to those who were not able to count up to 11 the first time.
The next point of interest in the town was the Bishop’s Palace, built by Antonio Gaudi between 1889 and 1913 in his inimitable style. This now houses the ‘museum of the ways’, dedicated to the roads that lead to Astorga, particularly the pilgrims’ routes.
The most impressive monument however was the 15th century Gothic cathedral, with its two great towers. The tympanum of the main door was particularly notable. The cathedral was open, so that we were able to admire the Renaissance high altar and the beauties of the interior architecture. We were also able to visit the cathedral museum, which houses many valuable religious pieces.
On the way out of Astorga, we passed the modernistic church of San Pedro, before setting off on the 22 kilometre stretch to our destination for the day, the village of Rabanal del Camino, where we have lodgings in the Bar-Restaurant El Tesin. We arrived here at 16.00.
My concluding remark in the report of our day 74 (“…the remaining 350 kilometres to Santiago”) brought forth a reaction that it is only 311 kilometres from León to Santiago, and that I was being unduly pessimistic. The information about distances to Santiago is so variable, that I prefer to err on the safe side. I was in fact a bit too generous with the distance; my guide gives the distance from León as being 303.947 kilometres.
According to my tally, we have now covered more than 2’000 kilometres from home. From Rabanal, we now have 236.922 kilometres left to do – say 250.
Sonntag, 30. September 2007
75. Tag: León – Hospital de Órbigo
Kreuzgang San Marcos / San Marcos cloister
Ohne Frühstück, dafür früh am Morgen, machen wir uns auf den Weg, grüssen nochmals San Marcos und verlassen die Altstadt von León mit ihren verwinkelten Gassen über die alte Brücke, welche den río Bernesga überspannt. In der Nacht hat es geregnet, so widerspiegelt sich das Licht der Strassenlampen in jeder Pfütze. Durch das noch schlafende Aussenquartier – nur ein paar junge Leute sind auf dem Heimweg – und die sich anschliessende Gewerbe-/ Industriezone erreichen wir, ohne es zu bemerken, den Weiler Virgen del Camino. Es ist eine eigenartige Mischung aus altem Dorfteil, Industriebrachen, Gewerbebauten, neuen Einfamilienhäusern mit gepflegten Gärten, Feldern, Brachland und Strassengewirr, das sich auch nach dem Unterqueren der Autobahn fortsetzt.
Es beginnt zu regnen und wir packen in einer nicht mehr genutzten Autowerkstätte unseren Regenschutz aus. Allerdings dauert der Regen nicht lange, aber die dunklen Wolken hängen tief.
Wir überqueren einige Bächlein und immer nah bei der Ueberlandstrasse (entweder an ihrem Rand oder durch einen Graben von ihr getrennt) erreichen wir San Miguel del Camino, ein eher gesichtsloses Strassendorf. Aber da steht doch am Wegrand ein Tisch mit Reineclauden, Birnen, Aepfeln, Nüssen und Guetzli, offeriert von Agapito, einem Freund des Weges und des Pilgers, wie er sich nennt. Er freut sich offensichtlich über jedes Gespräch und ist glücklich, gleich vier Nationalitäten um sich zu haben, nämlich einen Italiener, eine Litauerin und uns beide.
Bis Villadangos del Páramo folgen wir weiter der vielbefahrenen Strasse (die Autobahn ist mautpflichtig und wird deshalb von vielen, insbesondere den Lastwagenfahrern, gemieden). Einige davon grüssen beim Vorbeibrausen. Heute haben sie nicht so viel zu tun; es sind nur wenige Pilger unterwegs. Der Regen setzt von Zeit zu Zeit ein und dann habe ich Musse, die Kamillen und Malven zu bewundern, oder den feinen Fenchelduft, der zwischen den Abgasen der Dieselfahrzeuge an meine Nase dringt.
Villadangos des Páramo ist ein Dorf, das weder beginnt, noch aufhört. Ein weit verzettelter Gewerbegürtel umgibt es. Doch es hat zwei Längsstrassen und wir finden sogar ein gut geschütztes, trockenes Bänklein unter dem Vordach des Gemeindehauses für unsere Mittagsrast.
Nachher wird es grün. Unvermittelt liegen Maisfelder auf beiden Strassenseiten. Unzählige kleinere und grössere Bewässerungskanäle führten Wasser. Neben uns fliesst es schnell über die Stufen hinunter und ich bin fasziniert von den Fliessmustern, die sich bei jeder Richtungsänderung ergeben. Nun geht der zeitweise leichte Regen in dauerhaften starken über.
Zwischen San Martín del Camino und Puente de Órbigo überqueren wir den Canal del Páramo und entfernen uns etwas von der Strasse. Der Puente de Órbigo ist eine lange Steinbrücke aus dem 14. Jahrhundert, die aus verschiedenen Gründen berühmt ist. Da war die Schlacht von 452, der Zusammenprall der Mauren mit der Armee von Alfonso III (dem Grossen) um 900, und die Herausforderung von 1434, als Don Suero de Quiñones, ein Adliger aus León, alle Wagemutigen, welche die Brücke zwischen dem 10. Juli und dem 9. August überqueren wollten, zum Duell aufforderte. Am Schluss begaben sich alle zusammen nach Santiago de Compostela. Deshalb wird die Brücke auch „el paso honroso“ genannt.
Gleich nach der Brücke beginnt Hospital de Órbigo, wo wir heute im Hostal Paso Honroso nächtigen. Wir sind froh, relativ früh anzukommen, damit wir uns noch auf der Wäscheleine trocknen lassen können, bevor wir zum Abendessen gehen.
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San Marcos
Today was a fairly unexciting day. We covered 33 kilometres across the east part of the Leonese plain, in a little more than seven hours.
Our departure from the hotel in León was just before 7.30, well before the hotel served breakfast. It had rained during the night, the skies were heavily clouded and it was cool (about 12 °C).
After passing the Monastery of San Marcos and crossing the Puente de San Marcos, we walked through the sleeping suburbs of León into an industrial area. Here we reached the N-120 main road, which we were to follow more or less closely for the rest of the day. At this point, we had a few drops of rain, enough to warrant our fitting the rain protections over the rucksacks.
The route took us under the A-66 (Benavente – Oviedo) motorway and through the villages of Valverde de la Virgen and San Miguel del Camino to the sprawling town of Villadangos del Páramo. In San Miguel del Camino a there was a table on the pavement with a basket of fruit, biscuits and nuts offered free to passing pilgrims – a really nice, kind gesture, that was much appreciated (particularly since we had skipped breakfast).
In Villadangos del Páramo we had a short break for lunch before setting off on the second part of our journey. The intermittent light rain that we had been having turned to somewhat heavier showers – but not enough to dampen our spirits! We passed through the hamlet of San Martín del Camino before reaching the village of Puente de Órbigo. Here we crossed the architecturally pleasing and historically important Roman bridge spanning the river Órbigo.
Puente de Órbigo
After a certain difficulty, we located our hotel for the night, the Hotel-Restaurant Paso Honroso in Hospital de Órbigo, where we arrived a about 14.45.
The countryside through which we have been travelling today is fairly unspectacular. Outside the urban and industrial areas, the plain between León and Villadangos del Páramo was practically uncultivated; in summer, it is probably quite arid. The area through which we passed on the second part of our journey is cultivated. In most of the fields, maize was being grown. Despite the quite extensive system of irrigation canals, the maize plants did not look particularly healthy.
Today we had our first day of rain since we entered Spain 2½ weeks ago. We really cannot complain!
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