Gestern abend hat sich der Wirt von meinem Interesse an den lokalen Traditionen um den Finger wickeln lassen, und wir kommen als einzige Gäste in den Genuss eines vorbereiteten DIY-Frühstücks. Beim Brauch, den er mir erzählt hat, handelt es sich um den Busstag, der jedes Jahr im Mai stattfindet. Aus allen acht Dörfern des Tales pilgern Büsser in schwarzen Roben und schwarzen Kapuzen nach Roncesvalles. Dabei tragen sie grosse Kreuze mit über den Kopf ausgestreckten Armen, dies allerdings „nur“ durch die Dörfer, sonst können sie die Kreuze auf den Schultern abstützen. Die Gemeindepräsidenten tragen auch alte Roben mit einer Halskrause. Das ganze Dorf begleitet sie, ebenfalls in Kleidern aus früheren Zeiten. Von Burguete aus sind es nur 3 km, aber andere Dörfer müssen 25 km zurücklegen! In Roncesvalles wird dann aber richtig gefeiert.
Was uns beim Frühstück sofort ins Auge fällt, ist der Teller. Offensichtlich haben wir die Frühstückskulturwüste Frankreich wirklich hinter uns gelassen. Dort hatten wir nämlich nur in einem oder zwei Hotels oder Gîtes Teller bekommen, so in Cahors; meistens wird einfach ein Chacheli hingestellt, ohne Untertasse, sodass man das Brot in der Luft oder auf dem unsäglichen speckigen Wachstuchtischtuch bebuttern muss (auf dem manchmal noch die Reste des Abendessens liegen/kleben). Wann immer ich um einen Teller gebeten habe, wurde mir bedeutet, die Franzosen seien eben unkompliziert und ich tue schon etwas komisch.
Bei Tagesanbruch verlassen wir das Dorf, an dessen Strasse beidseits ein kleines Bächlein fliesst, das ebenfalls das Dachwasser der Häuser aufnimmt. Die Häuser sind mit kleinen Stegen darüber erreichbar.
Das Wetter ist klar, als wir bald nach der Kirche aufs Land hinaus abzweigen, vorbei an Ställen mit muhenden Kühen, während jene auf den Weiden zufrieden im Gras liegen. Von Zeit zu Zeit drehen wir uns um, in der Hoffnung, einen Blick auf die Pyrenäen zu haben. Aber Richtung Roncesvalles liegt immer noch Nebel.
Der Weg führt an die Furten mehrerer Bächlein, aber sicherheitshalber ist daneben jeweils eine Steinbrücke angebracht. Je nach Wasserstand benützen wir die Furt oder die Brücke. Wir retten einem Riesenwurm das Leben. Schon in Frankreich waren mir die grossen Wurmhügel aufgefallen, aber ich konnte einfach nicht glauben, dass es solch grosse Würmer gibt. Aber einer hat sich auf den festgetretenen Lehmweg verirrt, wo er keine Ueberlebenschance hat. Er misst mindestens 30 cm und hat einen Durchmesser von etwa 1 cm.
Im Dorf Viscarret machen wir den Umweg zur geschlossenen Kirche hinauf und kaufen wir etwas ein, aber die Bäckerei hat kein Roggenbrot.
Wir überqueren drei kleinere Pässe (nach den Pyrenäen mit links) und steigen meistens im Schatten hinauf und hinunter. Vielfach auf diesem extrem dünngeschichteten Fels, von dem bei jedem Auftritt ein Stückchen abbricht. Er steht und liegt in jedem erdenklichen Winkel auf dem Weg. Aber wir treten auch auf solideren nackten Fels. Besonders der Abstieg nach Zubiri ist ganz nach meinem Sinn. Robin nennt diese Abschnitte meine „mountain goat descents“. Mit zwei gesunden Füssen machen sie allerdings noch mehr Spass.
Der Abstecher nach Zubiri lohnt sich, obwohl ich beim Erreichen der schönen alten Brücke noch die Ohren mit den Händen bedecke, wegen der Böllerschüsse, die anlässlich der Hochzeit, die in Kürze in der Kirche geplant ist. Als wir die Kirche betreten, wird eben das Ave Maria von einer Solistin mit Musikbegleitung gesungen. Wir sind hingerissen von ihrer schönen Stimme, die in der kleinen Kirche gut zur Geltung kommt. Sobald die ersten Gäste hereinströmen, verlassen wir die Kirche und überqueren die mittelalterliche Brücke, um unseren Weg fortzusetzen.
Eine steinverarbeitende Fabrik hat ihr Tagbaugelände zwischen Nationalstrasse und Jakobsweg. Es sieht so aus, als ob irgendein Mineral herausgeschwemmt würde. Wir werden über die Werkpiste geleitet, die in der Sonne glänzt und glitzert, wie wenn tausend Spiegel in kleinste Scherben zerbrochen worden wären. Aber das Werkgelände ist kein schöner Anblick.
Vorbei an einigen Weilern mit wunderschönen alten Häusern, über deren Portal vielfach in Stein gemeisselt steht, wer es wann erbaut hat, erreichen wir Zurláin, wo schon wieder eine schöne alte Brücke über den Rio Arga führt. Hier verlassen wir den Schatten und klettern eine weitere Bergflanke hinauf, um schliesslich Trinidad de Arre zu erreichen. Neben der mittelalterlichen Brücke mit ihren sechs Bögen über den Ulzama, erreichen wir die Dreifaltigkeitsbasilika in Arre, auch sie geschlossen. Arre geht übergangslos in Villava (9516 Einwohner) über. Hier haben wir ein Zimmer in der Pension Obelix reserviert, es gilt nur noch, sie zu finden.
Beim Polizeihauptquartier kommt uns eine freundliche Dame im besten Alter entgegen, die ich nach der Strasse frage. Sie sagt, sie müsse sowieso in die Richtung und werde sie uns zeigen. Dann entnimmt sie ihrer Tasche zwei Glacés, die sie uns geradezu aufdrängt. Nach 35 km zu Fuss sind sie absolut himmlisch! Auf meine Fragen hin stellt sich heraus, dass sie Sor Joaquina ist, aber die Tracht seit wenigen Jahren nicht mehr trägt, seit sie von den Kanarischen Inseln hieher gekommen ist. Sie bemüht sich sehr um uns und, verschwitzt wie wir sind, insistiert sie, uns zum Abschied zu umarmen. Nun weiss ich, wie Engel aussehen.
In Befolgung der modernen Theorie (oder ist sie auch schon wieder überholt?), dass verstauchte Gelenke viel bewegt werden sollen, haben wir uns für heute eine etwas längere Etappe vorgenommen, die wir aber ziemlich locker geschafft haben, auch wenn uns am Schluss die Hitze doch etwas zugesetzt hat.
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After our two easy days, today we put in a record-breaking stage of 35 km in just under nine hours.
We left our hotel at just after 7.30 this morning. The weather was cool and clear (but there was mist over the Pyrenees). The day soon warmed up and was quite hot in the afternoon, so that we were glad that we had a reasonable amount of shade while walking.
After taking an agreeable path through pasture land and woodlands, we skirted the village of Espinal and continued along forest paths to Viscarret. Here we visited the 13th century Romanesque church of St. Peter (closed) and made some purchases the village shop. Shortly after Viscarret, a long climb through woods began up to the Alto de Erro.
The long descent from the Erro heights down to the town of Zubiri took us past the Venta del Puerto (Inn of the pass), which is now partly in ruins and used as a cowshed.
In Zubiri, we crossed (by mistake) the river Arga by a great two-arched Gothic bridge, the ‘Bridge of Rabies’. The bridge was named after the traditional local ritual of driving livestock three times round the central pillar to rid them of the disease. This power to ward off illness is attributed to the relics of St. Quiteria, which are buried in the abutment of the bridge. The mistake of crossing the bridge was in fact quite fortunate. We entered the church of San Esteban just at the right moment to hear ‘Ave Maria’ being sung by a lady singer with a really superb voice, to the accompaniment of a group of musicians. In the small church, it just sounded magnificent.
From Zubiri, we more or less followed the river Arga to Huarte (already the suburbs of Pamplona), bypassing the town of Larrasoaña, but passing through a few small villages and hamlets. These villages are very attractive, most of the houses being in an excellent state and looking very similar to the Basque houses north of the Pyrenees that we admired so much. By this time, the sun was shining in full force. In spite of many of the paths being well shaded, this part of the trek was quite arduous.
From Huarte, we skirted the mountain Miravelles to cross into the valley of the Ulzama. We crossed this river via the medieval bridge in La Trinidad de Arre, with its six depressed arches, to arrive in Villava, a suburb of Pamplona.
La Trinidad de Arre
We were guided by a very kind old lady to the street in which the ‘Pension Obelix’, our accommodation for the night, is located. She (who had clearly been sent to help us by our guardian angel) even gave us an ice cream each. Such kind people! We arrived at our destination for the day shortly before 16.30.
The 35 km that we covered today were practically exclusively along paths. We probably covered less than 1 km on roads. These paths were mostly very agreeable and were well signposted. We were however fortunate that the weather was dry; some of the paths, particularly the descent from Alto Erro to Zubiri would be tricky, if not treacherous, in wet conditions.
Our first full day in Spain was arduous, but agreeable!
Samstag, 15. September 2007
Freitag, 14. September 2007
59. Tag: Saint-Michel - Burguete
Im Licht der Lampen sehen wir den dichten Nebel dahinziehen, wie wir uns auf den Weg machen, die Pyrenäen zu überqueren. Die Route Napoléon ist gut zu gehen, aber die Sichtweite beträgt manchmal nicht mehr als 10 m. Wir hören Glocken läuten, Schafe blöken und einen Hund bellen, sonst nichts. Auch die Strasse selbst scheint ins Nichts zu führen. Doch von Zeit zu Zeit tauchen auf und beidseits der Strasse Schafherden auf. Die Schafe haben dunkle Köpfe und Beine, die Wolle ist hell, beim Hals ist der Uebergang meliert. Ihre prächtig geformten Hörner machen sie nicht mutiger; sobald wir uns nähern, laufen sie weg. Die Route Napoléon muss in diesem Abschnitt die am besten gedüngte Strasse überhaupt sein. Am Wegrand grasen auch fünf mit Glocken versehene Pferde, die uns neugierig mustern, wie wir aus dem Nichts auftauchen und wieder darin verschwinden.
Obwohl ich den Hut trage, wird mein linkes Brillenglas nass, da der kalte Wind den Nebelregen von Osten her über uns herbläst. Alles Putzen nützt nichts; sofort ist es wieder nass. Die Sicht wird so weiter eingeschränkt.
Beim Kreuz Thibault zweigen wir auf einen äusserst sparsam signalisierten Weg über die Weiden ab und verlieren irgendwo prompt alle Kennzeichen, die uns die Bestätigung geben würden, auf dem rechten Weg zu sein. Wir erreichen einen schmalen Pfad und sind nicht sicher, ob es sich dabei um einen Schafpfad oder um den Jakobsweg handelt. Jedenfalls gehen wir der Bergflanke entlang und hoffen das Beste, bis uns unten jemand entgegenkommt und ruft, er habe schon lange keine Markierungen mehr gesehen und gehe deshalb zurück. Wie es sich herausstellt, ist es Peter von Fällanden. Er geht noch etwas weiter zurück, holt uns aber bald wieder ein mit der guten Nachricht, dass wir doch richtig gehen.
Ohne es zu bemerken, überqueren wir den Bentarte-Pass, nicht einmal die Marienstatue, die am Weg steht, können wir sehen.
Beim Rolandbrunnen wissen wir aber definitiv, dass wir richtig sind. Das Chanson de Roland ist französisches Kulturgut, und so viel ich weiss, eines der ersten Gedichte in französischer Sprache, wenn nicht das erste überhaupt (habe halt nicht so gut aufgepasst). Es besingt den Heldentod von Roland, der hier in einen Hinterhalt geriet und heldenhaft starb.
Kurz danach taucht aus dem Nebel der Grenzstein auf, der uns wissen lässt, dass wir nun die Grenze zu Navarra (nicht etwa zu Spanien) überschreiten. Nachher gelangen wir auf einen langen steinigen Weg, der uns wieder bergauf führt, bevor wir auf eine Strasse und dann auf einen Grasweg abbiegen. Der Nebel hinterlässt auf den Grashalmen kleine Tröpfchen, die im Licht wie Blümchen aussehen. Die richtigen Blumen wirken irreell mit ihren gelben, lila und violetten Farben, die den Hang (soweit unser Blick halt reicht) bedecken.
Wo wir eine Aussicht auf Roncevaux haben sollten, tappen wir im Nebel und verpassen prompt eine Abzweigung, so dass wir auf der Hauptstrasse landen. Diese ist nicht eben fussgängerfreundlich, obwohl da grosse Tafeln stehen, die den Jakobsweg anpreisen. Wir nehmen nochmals eine kleine Abkürzung, um eine Serpentine zu umgehen und ich rutsche im Gras aus. Das ist genau, was ich nicht brauche für meinen linken Fuss, der denn auch sofort anschwillt. So habe ich wenigstens einen Grund, mich sowohl im Verkehrsbüro als auch beim Pilgerempfang über die mangelhaften Markierungen und die fehlende Sicherheit auszulassen.
Roncesvalles ist kein richtiges Dorf. Es besteht aus einer Touristeninformation, einer Jugendherberge, zwei Kirchen (wovon eine geschlossen), einer Pilgerherberge mit 120 Plätzen (wo man sich eintragen und dann bis 16.00 Uhr warten kann) und einer Lagerstätte von Karl dem Grossen (dem ältesten Gebäude des Ortes). Es hat denn auch ganze 29 Einwohner.
Wir lassen die Rucksäcke im Pilgerbüro und begeben uns trotz Nieselregen auf Sightseeing-Tour.
Die gotische Marienkirche wurde um 1200 errichtet und durch König Sancho den Starken gefördert. Sie hat zylindrische Pfeiler und grosse Rosenfenster. Unter einem Baldachin im Chor befindet sich eine hölzerne versilberte Marienstatue, die im 14. Jahrhundert in Toulouse hergestellt wurde.
Neben der Marienkirche besuchen wir den ebenfalls gotischen Kreuzgang, dem der Zahn der Zeit und ein schwerer Schneefall im Jahr 1600 schwer zugesetzt haben. Das Mauerwerk stammt aus dem Mittelalter, einige wenige Bruchstücke der Verzierungen sind in den ehemaligen Gräbern, die in der Aussenwand eingelassen sind, ausgestellt. Vom Kreuzgang aus betreten wir die Augustinus-Kapelle. Seit 1912 ist dort das Mausoleum von König Sancho dem Starken, der über zwei Meter gross gewesen sein soll und 1234 starb, untergebracht. Die Schlacht von Las Navas de Tolosa (1212), in der er siegreich war, ist in einem grossen Glasfenster dargestellt. Im Chor sind die Statuen von Sancho und seiner Gattin in betender Stellung in einer Nische der Wand aufgestellt.
Beim Verlassen von Roncesvalles bemerken wird, dass sich der zähe Nebel doch etwas gelichtet hat. Mehr oder weniger parallel zur Strasse gelangen wir über einen sehr angenehmen Waldweg nach Burguete, wo im Hostal Burguete ein Zimmer auf uns wartet, das erste in Spanien.
--------------
Although we covered only 20.5 km, today was in some ways a tough one. Nevertheless, we have now crossed the border to Spain and have also passed the 1’500 km mark for the trip.
After only a moderately good night’s sleep (we were in a room with a snorer), we had an early breakfast and were on the road shortly after 7.30.
The whole mountain was enveloped in a thick, clammy mist, and practically everything was damp. We were in this mist for practically the whole day, so that we could only imagine the views as we crossed the mountain pass. According to our guides, they are very beautiful.
Since we had already climbed the steepest part of the ascent up the pass yesterday, the climbing today was continuous, but not too hard. On our way up, we disturbed a number of flocks of sheep. The sheep all had well-developed and beautifully formed horns. There were also a number of freely roaming horses grazing at these altitudes.
The first few kilometres were on a practically traffic-free road, where navigation was easy. Shortly before the top of the pass however, the route went across the pastures. For the first time in France, we found that the marking was inadequate, at least for the misty conditions. We found the correct continuation more by luck than judgment, with the help of a young Swiss, who had also started his march in Canton Zurich. We reached the top of the 4’480 ft high Col de Bentarte and descended to the Spanish border. After crossing the border (no formalities, only a stone announcing that we were entering the province of Navarra), we descended a partly muddy, partly stony path through a wood before joining an asphalt road.
Here again, the marking left a lot to be desired, at least for foggy conditions. In spite of a couple of minor detours, we arrived in the small village of Roncesvalles shortly after midday.
At the entrance to the village, Annette managed to slip on a moist grassy path. She twisted her foot slightly and dirtied the seat of her trousers, which she had washed only two days ago (there is probably a corollary of Murphy’s law which says that such accidents only happen to freshly washed garments).
Roncesvalles (which is much smaller than I was expecting) is a significant station on the Camino. In the Middle Ages, Roncesvalles accommodated a large number of pilgrims in its Hospital. Roncesvalles is also closely linked with Charlemagne and many events of significance for European history.
We visited one of the most important buildings in Roncesvalles, the imposing 12th century collegiate church of St. Mary, with its elegant Gothic arches and large rose windows.
After our visit to Roncesvalles, we moved on to the neighbouring town of Burguete, where quarters for the night had been reserved at an hotel. We arrived there shortly after 14.00.
Obwohl ich den Hut trage, wird mein linkes Brillenglas nass, da der kalte Wind den Nebelregen von Osten her über uns herbläst. Alles Putzen nützt nichts; sofort ist es wieder nass. Die Sicht wird so weiter eingeschränkt.
Beim Kreuz Thibault zweigen wir auf einen äusserst sparsam signalisierten Weg über die Weiden ab und verlieren irgendwo prompt alle Kennzeichen, die uns die Bestätigung geben würden, auf dem rechten Weg zu sein. Wir erreichen einen schmalen Pfad und sind nicht sicher, ob es sich dabei um einen Schafpfad oder um den Jakobsweg handelt. Jedenfalls gehen wir der Bergflanke entlang und hoffen das Beste, bis uns unten jemand entgegenkommt und ruft, er habe schon lange keine Markierungen mehr gesehen und gehe deshalb zurück. Wie es sich herausstellt, ist es Peter von Fällanden. Er geht noch etwas weiter zurück, holt uns aber bald wieder ein mit der guten Nachricht, dass wir doch richtig gehen.
Ohne es zu bemerken, überqueren wir den Bentarte-Pass, nicht einmal die Marienstatue, die am Weg steht, können wir sehen.
Beim Rolandbrunnen wissen wir aber definitiv, dass wir richtig sind. Das Chanson de Roland ist französisches Kulturgut, und so viel ich weiss, eines der ersten Gedichte in französischer Sprache, wenn nicht das erste überhaupt (habe halt nicht so gut aufgepasst). Es besingt den Heldentod von Roland, der hier in einen Hinterhalt geriet und heldenhaft starb.
Kurz danach taucht aus dem Nebel der Grenzstein auf, der uns wissen lässt, dass wir nun die Grenze zu Navarra (nicht etwa zu Spanien) überschreiten. Nachher gelangen wir auf einen langen steinigen Weg, der uns wieder bergauf führt, bevor wir auf eine Strasse und dann auf einen Grasweg abbiegen. Der Nebel hinterlässt auf den Grashalmen kleine Tröpfchen, die im Licht wie Blümchen aussehen. Die richtigen Blumen wirken irreell mit ihren gelben, lila und violetten Farben, die den Hang (soweit unser Blick halt reicht) bedecken.
Wo wir eine Aussicht auf Roncevaux haben sollten, tappen wir im Nebel und verpassen prompt eine Abzweigung, so dass wir auf der Hauptstrasse landen. Diese ist nicht eben fussgängerfreundlich, obwohl da grosse Tafeln stehen, die den Jakobsweg anpreisen. Wir nehmen nochmals eine kleine Abkürzung, um eine Serpentine zu umgehen und ich rutsche im Gras aus. Das ist genau, was ich nicht brauche für meinen linken Fuss, der denn auch sofort anschwillt. So habe ich wenigstens einen Grund, mich sowohl im Verkehrsbüro als auch beim Pilgerempfang über die mangelhaften Markierungen und die fehlende Sicherheit auszulassen.
Roncesvalles ist kein richtiges Dorf. Es besteht aus einer Touristeninformation, einer Jugendherberge, zwei Kirchen (wovon eine geschlossen), einer Pilgerherberge mit 120 Plätzen (wo man sich eintragen und dann bis 16.00 Uhr warten kann) und einer Lagerstätte von Karl dem Grossen (dem ältesten Gebäude des Ortes). Es hat denn auch ganze 29 Einwohner.
Wir lassen die Rucksäcke im Pilgerbüro und begeben uns trotz Nieselregen auf Sightseeing-Tour.
Die gotische Marienkirche wurde um 1200 errichtet und durch König Sancho den Starken gefördert. Sie hat zylindrische Pfeiler und grosse Rosenfenster. Unter einem Baldachin im Chor befindet sich eine hölzerne versilberte Marienstatue, die im 14. Jahrhundert in Toulouse hergestellt wurde.
Neben der Marienkirche besuchen wir den ebenfalls gotischen Kreuzgang, dem der Zahn der Zeit und ein schwerer Schneefall im Jahr 1600 schwer zugesetzt haben. Das Mauerwerk stammt aus dem Mittelalter, einige wenige Bruchstücke der Verzierungen sind in den ehemaligen Gräbern, die in der Aussenwand eingelassen sind, ausgestellt. Vom Kreuzgang aus betreten wir die Augustinus-Kapelle. Seit 1912 ist dort das Mausoleum von König Sancho dem Starken, der über zwei Meter gross gewesen sein soll und 1234 starb, untergebracht. Die Schlacht von Las Navas de Tolosa (1212), in der er siegreich war, ist in einem grossen Glasfenster dargestellt. Im Chor sind die Statuen von Sancho und seiner Gattin in betender Stellung in einer Nische der Wand aufgestellt.
Beim Verlassen von Roncesvalles bemerken wird, dass sich der zähe Nebel doch etwas gelichtet hat. Mehr oder weniger parallel zur Strasse gelangen wir über einen sehr angenehmen Waldweg nach Burguete, wo im Hostal Burguete ein Zimmer auf uns wartet, das erste in Spanien.
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Although we covered only 20.5 km, today was in some ways a tough one. Nevertheless, we have now crossed the border to Spain and have also passed the 1’500 km mark for the trip.
After only a moderately good night’s sleep (we were in a room with a snorer), we had an early breakfast and were on the road shortly after 7.30.
The whole mountain was enveloped in a thick, clammy mist, and practically everything was damp. We were in this mist for practically the whole day, so that we could only imagine the views as we crossed the mountain pass. According to our guides, they are very beautiful.
Since we had already climbed the steepest part of the ascent up the pass yesterday, the climbing today was continuous, but not too hard. On our way up, we disturbed a number of flocks of sheep. The sheep all had well-developed and beautifully formed horns. There were also a number of freely roaming horses grazing at these altitudes.
The first few kilometres were on a practically traffic-free road, where navigation was easy. Shortly before the top of the pass however, the route went across the pastures. For the first time in France, we found that the marking was inadequate, at least for the misty conditions. We found the correct continuation more by luck than judgment, with the help of a young Swiss, who had also started his march in Canton Zurich. We reached the top of the 4’480 ft high Col de Bentarte and descended to the Spanish border. After crossing the border (no formalities, only a stone announcing that we were entering the province of Navarra), we descended a partly muddy, partly stony path through a wood before joining an asphalt road.
Here again, the marking left a lot to be desired, at least for foggy conditions. In spite of a couple of minor detours, we arrived in the small village of Roncesvalles shortly after midday.
At the entrance to the village, Annette managed to slip on a moist grassy path. She twisted her foot slightly and dirtied the seat of her trousers, which she had washed only two days ago (there is probably a corollary of Murphy’s law which says that such accidents only happen to freshly washed garments).
Roncesvalles (which is much smaller than I was expecting) is a significant station on the Camino. In the Middle Ages, Roncesvalles accommodated a large number of pilgrims in its Hospital. Roncesvalles is also closely linked with Charlemagne and many events of significance for European history.
We visited one of the most important buildings in Roncesvalles, the imposing 12th century collegiate church of St. Mary, with its elegant Gothic arches and large rose windows.
After our visit to Roncesvalles, we moved on to the neighbouring town of Burguete, where quarters for the night had been reserved at an hotel. We arrived there shortly after 14.00.
Donnerstag, 13. September 2007
58. Tag: Saint-Jean-le-Vieux – Saint-Michel
Im Nebel verlassen wir St-Jean-le-Vieux auf dem Talboden und gelangen zum Weiler La Madeleine, wo wir die kleine Kapelle Sainte Marie Magdeleine de la Recluse besuchen, die ein schönes romanisches Portal hat. Sie ist aus dem lokalen roten Sandstein gebaut. Der Nebel bleibt uns erhalten und wir erreichen bald St-Jean-Pied-de-Port, das vielen Leuten als Ausgangspunkt für den Jakobsweg dient. Deshalb haben wir es auch vorgezogen, ausserhalb zu schlafen.
Durch die Porte St-Jacques gelangen wir durch die gut erhaltene Stadtmauer ins befestigte Städtchen. Wir können die Rucksäcke beim Pilgerempfang deponieren und die Ortschaft unbelastet besichtigen. Schon die Rue de la Citadelle, durch die wir hereinkommen, ist sehr pittoresk, und es erstaunt uns nicht, dass St-Jean-Pied-de-Port von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde. Viele Häuser sind aus dem 16. und 17. Jahrhundert, und in bestem Zustand. Die Strasse fällt steil zum Fluss Nive ab, an dessen Ufer die „Kathedrale“, d.h. die Kirche Notre-Dame du-Bout-du-Pont steht. (Sie wird manchmal als Kathedrale bezeichnet, weil hier Bischöfe residierten, während Päpste in Avignon regierten.) Ihr gotisches Portal ist beeindruckend. Die ursprüngliche Kirche wurde von König Sancho dem Starken nach seinem Sieg über die Mauren bei Las Navas de Tolosa von 1212 gebaut. Auch diese Kirche ist im örtlichen Sandstein gebaut und hat eine zweistöckige hölzerne Tribüne.
Nach unseren Besorgungen scheint bereits die Sonne, und wir verlassen das Städtchen durch die Porte d’Espagne, die uns auf die römische Strasse entlässt, welche von Bordeaux nach Astorga führte und später zur Route Napoléon wurde, über die Napoleons Truppen die Invasion Spaniens einleiteten. Eben dieser heute geteerten Strasse folgen wir steil bergan, denn nun gilt es für uns, die Pyrenäen zu überqueren. Sie ist in Tat steil und wird immer steiler. Schatten ist nur wenig vorhanden. Aber schon bei Schiller heisst es – zwar in anderem Zusammenhang – „von der Stirne heiss rinnen muss der Schweiss“. Wenn wir von Zeit zu Zeit innehalten, ist es nicht nur, um die immer atemberaubender werdende Aussicht zu bewundern. Waren noch gestern immer die Pyrenäen im Nebel, so sehen wir sie heute sehr klar, das Unterland jedoch versinkt im Dunst.
In Anbetracht der nahrhaften Steigung zu Beginn der Ueberquerung haben wir uns entschlossen, nach 8 km von St-Jean-Pied-de-Port auf 790 müM zu übernachten und morgen die restliche Steigung zu wagen, die dann etwas weniger streng sein sollte.
So beziehen wir denn auch schon um 13.30 Uhr Quartier in der Auberge Orisson in St-Michel. Theoretisch bleiben uns also noch fünf Stunden bis Roncevaux/Roncesvalles. .Nun sitzen wir auf der Terrasse und geniessen mühelos die prächtige Aussicht auf die nächsten Berge und erfreuen uns am Glockengeläut der Kühe, die weit unter uns auf saftiggrünem Gras weiden, während über uns grosse Vögel lautlos ihre Runden ziehen.
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A short day today! So as to have enough time to explore Saint-Jean-Pied-de-Port and in order to avoid having a long stage in crossing the Pyrenees in a single day, we only covered a distance of 12 km today.
After a slightly unusual hotel breakfast without any jam with our bread and butter (the hotel had allegedly run out!), we left our hotel just after 8.30 in typical autumn weather – cool, misty and moist. The mist cleared quite rapidly so that the morning and early afternoon were warm and sunny, before it clouded over.
The way to Saint-Jean-Pied-de-Port, the starting point for the pass over the Pyrenees, took us first to the small village of La Madeleine. Here there was a sandstone church with a particularly fine Roman portal.
In St. Jean, we were able to deposit our rucksacks at the pilgrims’ meeting point and to explore this exceptionally picturesque town without our normal burdens. Saint-Jean-Pied-de-Port is listed in the Unesco World Cultural Heritage and is most certainly a beautiful place. Apart from our sightseeing, we were able to complete some necessary tasks, such as mailing the now unneeded French guides back home.
After reclaiming our rucksacks, we set out from St. Jean shortly after 11.00 to start our crossing of the Pyrenees. The climb varied from being steep to very steep, but we covered the eight kilometres (and 2’000 ft altitude difference) to our gîte for the night in some 2½ hours. The climb was rewarded by breathtaking views over the foothills of the Pyrenees, which are amazingly green and fertile.
We are now installed in the ‘Auberge Orisson’ in St. Michel, an isolated gîte at an altitude of 2’600 ft from which the view is also phenomenal.
The trouble with my swollen leg seems to be getting slightly better, but now Annette seems to be starting the same trouble. We have no explanation for this complaint – unless our consumption of French wine has given us gout!
This will be our last station in France on our way to Santiago. By the time we cross the border into Spain, we will have covered some 1’500 km from home (according to my tally). There will then remain about 800 km to cover in Spain.
Durch die Porte St-Jacques gelangen wir durch die gut erhaltene Stadtmauer ins befestigte Städtchen. Wir können die Rucksäcke beim Pilgerempfang deponieren und die Ortschaft unbelastet besichtigen. Schon die Rue de la Citadelle, durch die wir hereinkommen, ist sehr pittoresk, und es erstaunt uns nicht, dass St-Jean-Pied-de-Port von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde. Viele Häuser sind aus dem 16. und 17. Jahrhundert, und in bestem Zustand. Die Strasse fällt steil zum Fluss Nive ab, an dessen Ufer die „Kathedrale“, d.h. die Kirche Notre-Dame du-Bout-du-Pont steht. (Sie wird manchmal als Kathedrale bezeichnet, weil hier Bischöfe residierten, während Päpste in Avignon regierten.) Ihr gotisches Portal ist beeindruckend. Die ursprüngliche Kirche wurde von König Sancho dem Starken nach seinem Sieg über die Mauren bei Las Navas de Tolosa von 1212 gebaut. Auch diese Kirche ist im örtlichen Sandstein gebaut und hat eine zweistöckige hölzerne Tribüne.
Nach unseren Besorgungen scheint bereits die Sonne, und wir verlassen das Städtchen durch die Porte d’Espagne, die uns auf die römische Strasse entlässt, welche von Bordeaux nach Astorga führte und später zur Route Napoléon wurde, über die Napoleons Truppen die Invasion Spaniens einleiteten. Eben dieser heute geteerten Strasse folgen wir steil bergan, denn nun gilt es für uns, die Pyrenäen zu überqueren. Sie ist in Tat steil und wird immer steiler. Schatten ist nur wenig vorhanden. Aber schon bei Schiller heisst es – zwar in anderem Zusammenhang – „von der Stirne heiss rinnen muss der Schweiss“. Wenn wir von Zeit zu Zeit innehalten, ist es nicht nur, um die immer atemberaubender werdende Aussicht zu bewundern. Waren noch gestern immer die Pyrenäen im Nebel, so sehen wir sie heute sehr klar, das Unterland jedoch versinkt im Dunst.
In Anbetracht der nahrhaften Steigung zu Beginn der Ueberquerung haben wir uns entschlossen, nach 8 km von St-Jean-Pied-de-Port auf 790 müM zu übernachten und morgen die restliche Steigung zu wagen, die dann etwas weniger streng sein sollte.
So beziehen wir denn auch schon um 13.30 Uhr Quartier in der Auberge Orisson in St-Michel. Theoretisch bleiben uns also noch fünf Stunden bis Roncevaux/Roncesvalles. .Nun sitzen wir auf der Terrasse und geniessen mühelos die prächtige Aussicht auf die nächsten Berge und erfreuen uns am Glockengeläut der Kühe, die weit unter uns auf saftiggrünem Gras weiden, während über uns grosse Vögel lautlos ihre Runden ziehen.
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A short day today! So as to have enough time to explore Saint-Jean-Pied-de-Port and in order to avoid having a long stage in crossing the Pyrenees in a single day, we only covered a distance of 12 km today.
After a slightly unusual hotel breakfast without any jam with our bread and butter (the hotel had allegedly run out!), we left our hotel just after 8.30 in typical autumn weather – cool, misty and moist. The mist cleared quite rapidly so that the morning and early afternoon were warm and sunny, before it clouded over.
The way to Saint-Jean-Pied-de-Port, the starting point for the pass over the Pyrenees, took us first to the small village of La Madeleine. Here there was a sandstone church with a particularly fine Roman portal.
In St. Jean, we were able to deposit our rucksacks at the pilgrims’ meeting point and to explore this exceptionally picturesque town without our normal burdens. Saint-Jean-Pied-de-Port is listed in the Unesco World Cultural Heritage and is most certainly a beautiful place. Apart from our sightseeing, we were able to complete some necessary tasks, such as mailing the now unneeded French guides back home.
After reclaiming our rucksacks, we set out from St. Jean shortly after 11.00 to start our crossing of the Pyrenees. The climb varied from being steep to very steep, but we covered the eight kilometres (and 2’000 ft altitude difference) to our gîte for the night in some 2½ hours. The climb was rewarded by breathtaking views over the foothills of the Pyrenees, which are amazingly green and fertile.
We are now installed in the ‘Auberge Orisson’ in St. Michel, an isolated gîte at an altitude of 2’600 ft from which the view is also phenomenal.
The trouble with my swollen leg seems to be getting slightly better, but now Annette seems to be starting the same trouble. We have no explanation for this complaint – unless our consumption of French wine has given us gout!
This will be our last station in France on our way to Santiago. By the time we cross the border into Spain, we will have covered some 1’500 km from home (according to my tally). There will then remain about 800 km to cover in Spain.
Mittwoch, 12. September 2007
57. Tag: Uhart-Mixe – Saint-Jean-le-Vieux
Die Nacht ist sternenklar und wir gehen bereits über die Holzplanken zum Sanitärblock. Doch beim Frühstück tagt es, denn wir bleiben (zu) lange sitzen, da unser Tagessoll nur 22 km beträgt.
Während wir von Uhart-Mixe aus hochsteigen, hängen die Nebelfetzen noch in den Bäumen der umliegenden Hügel und in den Tälern. Doch bereits bei unserer Ankunft im Weiler Harambelz wird es warm. Die Kirche ist geschlossen. Auch sie hat die Siegristinnenwohnung über dem Vorplatz des Eingangs, von dem fünf halbrunde Stufen zum Portal hinaufführen. Ihr Arkadenturm ist dreieckig und zuoberst steht ein kleines Steinkreuz.
Ueber den nächsten Bergrücken haben wir eine gute Aussicht, aber gegen die Pyrenäen hin verschwinden die Berge immer mehr im Dunst. Wir sehen nur die erste Bergkette klar. Von weitem sehen wir schon Ostabat-Asme, dessen weisse Häuser inmitten der grünen Weiden und Wälder von der Sonne beschienen werden. Die Weiden an den Berghängen sind hier in dreieckiger Form durch Hecken voneinander abgegrenzt. Viele Herden weiden darauf und wir freuen uns über das Glockengeläute, das von weither an unsere Ohren dringt.
Beim Ortseingang steht eine Stehle, die oben der Name des Dorfes in baskischer und auf der andern Seite in französischer Sprache als Relief ziert. Darunter sind lauter Vornamen angebracht. So: Robin, Johannes, Ueli, etc. Zu früheren Zeiten war Ostabat ein wichtiger Sammelpunkt für Pilger, die auf verschiedensten Wegen hierher kamen. Es gab damals verschiedene Herbergen, wo bis zu 5000 Personen betreut werden konnten. Heute bleiben nur noch einige Ruinen davon übrig. Viele der Häuser haben über der Eingangstüre, die gegen die Strasse hin in der Mitte des Hauses liegt, eine Steinplatte mit Text angebracht, die den Gebäuden einen herrschaftlichen Touch gibt.
Hauseingang in Ostabat / House entrance in Ostabat
Eine Schafherde kreuzt unsern Weg, und unsere Anwesenheit verunsichert die Schafe sichtlich, die ihre Wolle wie einen Mantel tragen. Hier sind aus den Hügeln der letzten Tage ausgewachsene Berge geworden, die steil aus den Tälern emporwachsen. Doch wir bleiben ein Weilchen auf dem Talboden und machen einen Abstecher nach Larceveau, einem schmucken Dörfchen, dessen Friedhof für die typisch baskischen oben runden Grabsteine, zum Teil aus dem 17. Jahrhundert, bekannt ist. Die Kirche wird eben renoviert und ist deshalb geschlossen. Ihr Arkadenturm beherbergt eine grosse und eine sehr kleine Glocke.
Alter baskischer Grabstein / Old Basque gravestone
Nun werden wir neben der Hauptstrasse weiter talwärts geführt. Die vielbefahrene Strasse ist manchmal fünf Meter, teilweise auch bis zu 30 m unter uns und so ertragen wir sie gerne, besonders da wir zum Teil auch durch schattigen Wald kommen. Beim Kreuz von Galzetaburu (zu deutsch Wegkopf) von 1714, das auf dem Kreuzungspunkt von zwei römischen Strassen steht, erreichen wir wieder die Strasse. Aber nach wenigen Metern überqueren wir sie (auf einer Kuppe, was nicht sehr beruhigend ist) und besuchen die Weiler auf der Südseite.
Hier ist eine ganze Schafherde unter einer einzigen Eiche am Schatten versammelt. Nach Gamarthe begegnen wir zuerst einer Kuhherde auf dem Weg, etwas später drei Pferden, die sich an den reifen Edelkastanien, die am Boden liegen, gütlich tun. Alle drei tragen Glocken und traben kurz nachher an uns vorbei, zu einem kleinen Grasstück, wo weitere Pferde weiden.
Aus einiger Distanz sehen wir bei Lacarre das Schloss Harispe aus dem 12. Jahrhundert. Etwas später steht an der Strasse das Schloss Apat, das mit seinen vier Rundtürmen an den Ecken wirklich gut aussieht.
Nun erreichen wir St-Jean-le-Vieux, wo wir heute im Hôtel Mendy ein Zimmer haben. Wir sind früh dran und gehen schon bald zum Sightseeing. Die Kirche St-Pierre hat ein schönes romanisches Portal aus dem 12. Jahrhundert, das 1630 restauriert wurde. Im Innern sind zwei Emporen angebracht, die beidseitig bis zum Chor den Wänden entlang laufen. Noch nach Mitte des 20. Jahrhundert war es Usus, dass die Frauen bei der Messe unten sassen, während die Männer auf die Frauen heruntersahen. Inzwischen ist aber dieser alte Zopf abgeschnitten.
Es fällt uns auf und wird auch bestätigt, dass im Baskenland keine alten verfallenen Häuser in den Weilern und Dörfern stehen. Alle Häuser wirken schmuck und sehr gepflegt und auch die Gärten werden offenbar mit mehr Liebe versorgt als in den Regionen, die wir vorher in Frankreich durchquert haben. In vielen Gärten wachsen Albizien, in einigen Bananen oder Palmen. Auch etwas noch feiner Gefiedertes als die Albizia ist dabei, vielleicht eine Mimose?
_______________
A more comfortable day today! After two days of covering practically 30 km on each of the last two days, today we walked ‘only’ 22.5 km in 6½ hours, a more casual pace. 30 km per day is about the reasonable upper limit for us.
The night at the small gîte in Uhart-Mixe was very agreeable. We shared the room with Bjørg, a Norwegian lady with whom we had had a lot of contact over the last few days (we are all following the same route and cover about the same distances every day, so it is practically inevitable that we stay at the same places each night). The atmosphere in the family run restaurant / gîte was very friendly, and the meal was of good local quality.
The sky was crystal clear when we went from our room to go into the restaurant for breakfast at 6.30, but it had clouded over slightly by the time that we set out at 7.40. Later the weather became much warmer, without getting too hot for walking.
The first few kilometres were on stony tracks through the rolling countryside to the small village of Ostabat-Asme. The valleys were hidden in the early morning mist, but the hilltops were splendid in the morning sunlight.
At the entrance to Ostabat, we were surprised to find a memorial stone engraved with a number of modern, mostly Swiss, male names. Enquiries with a friendly local did not help explain the significance of this obelisk.
From Ostabat, we continued along field tracks to the village of Larceveau, where there are a number of 17th century Basque gravestones in the churchyard. In Larceveau, we were able to stock up with provisions for the day.
The further path took us along paths, mostly close to a busy main road, and then along roads towards our day’s destination of Saint-Jean-le-Vieux. At one stage, we were passed by a small group of horses grazing by the roadside and were surprised to note that they had bells around their necks. Since the French hunting season has just begun, we thought that this could be a measure to make it clear to huntsmen (who shoot at anything that moves) that these animals were not to be considered as prey.
The countryside through which we were travelling is a very pleasant, very green undulating pre-Pyrenees landscape. There are a number of maize plantations, but it seems to be mostly pastureland. Unlike many of the villages that we have passed though further north, the Basque villages have a friendly and lively atmosphere. The houses a especially attractive, being rather reminiscent of those in the Engadine.
Haus in Larceveau / House in Larcevau
We arrived at our hotel in Saint-Jean-le-Vieux at about 14.15. The small town of Saint-Jean-le-Vieux was an important place already in Roman times, being the start of the St. Michel pass to Roncevalles. Not only we will be beginning our crossing of the Pyrenees from Saint-Jean-le-Vieux, also other famous people (e.g. Charlemagne) started from here.
Während wir von Uhart-Mixe aus hochsteigen, hängen die Nebelfetzen noch in den Bäumen der umliegenden Hügel und in den Tälern. Doch bereits bei unserer Ankunft im Weiler Harambelz wird es warm. Die Kirche ist geschlossen. Auch sie hat die Siegristinnenwohnung über dem Vorplatz des Eingangs, von dem fünf halbrunde Stufen zum Portal hinaufführen. Ihr Arkadenturm ist dreieckig und zuoberst steht ein kleines Steinkreuz.
Ueber den nächsten Bergrücken haben wir eine gute Aussicht, aber gegen die Pyrenäen hin verschwinden die Berge immer mehr im Dunst. Wir sehen nur die erste Bergkette klar. Von weitem sehen wir schon Ostabat-Asme, dessen weisse Häuser inmitten der grünen Weiden und Wälder von der Sonne beschienen werden. Die Weiden an den Berghängen sind hier in dreieckiger Form durch Hecken voneinander abgegrenzt. Viele Herden weiden darauf und wir freuen uns über das Glockengeläute, das von weither an unsere Ohren dringt.
Beim Ortseingang steht eine Stehle, die oben der Name des Dorfes in baskischer und auf der andern Seite in französischer Sprache als Relief ziert. Darunter sind lauter Vornamen angebracht. So: Robin, Johannes, Ueli, etc. Zu früheren Zeiten war Ostabat ein wichtiger Sammelpunkt für Pilger, die auf verschiedensten Wegen hierher kamen. Es gab damals verschiedene Herbergen, wo bis zu 5000 Personen betreut werden konnten. Heute bleiben nur noch einige Ruinen davon übrig. Viele der Häuser haben über der Eingangstüre, die gegen die Strasse hin in der Mitte des Hauses liegt, eine Steinplatte mit Text angebracht, die den Gebäuden einen herrschaftlichen Touch gibt.
Hauseingang in Ostabat / House entrance in Ostabat
Eine Schafherde kreuzt unsern Weg, und unsere Anwesenheit verunsichert die Schafe sichtlich, die ihre Wolle wie einen Mantel tragen. Hier sind aus den Hügeln der letzten Tage ausgewachsene Berge geworden, die steil aus den Tälern emporwachsen. Doch wir bleiben ein Weilchen auf dem Talboden und machen einen Abstecher nach Larceveau, einem schmucken Dörfchen, dessen Friedhof für die typisch baskischen oben runden Grabsteine, zum Teil aus dem 17. Jahrhundert, bekannt ist. Die Kirche wird eben renoviert und ist deshalb geschlossen. Ihr Arkadenturm beherbergt eine grosse und eine sehr kleine Glocke.
Alter baskischer Grabstein / Old Basque gravestone
Nun werden wir neben der Hauptstrasse weiter talwärts geführt. Die vielbefahrene Strasse ist manchmal fünf Meter, teilweise auch bis zu 30 m unter uns und so ertragen wir sie gerne, besonders da wir zum Teil auch durch schattigen Wald kommen. Beim Kreuz von Galzetaburu (zu deutsch Wegkopf) von 1714, das auf dem Kreuzungspunkt von zwei römischen Strassen steht, erreichen wir wieder die Strasse. Aber nach wenigen Metern überqueren wir sie (auf einer Kuppe, was nicht sehr beruhigend ist) und besuchen die Weiler auf der Südseite.
Hier ist eine ganze Schafherde unter einer einzigen Eiche am Schatten versammelt. Nach Gamarthe begegnen wir zuerst einer Kuhherde auf dem Weg, etwas später drei Pferden, die sich an den reifen Edelkastanien, die am Boden liegen, gütlich tun. Alle drei tragen Glocken und traben kurz nachher an uns vorbei, zu einem kleinen Grasstück, wo weitere Pferde weiden.
Aus einiger Distanz sehen wir bei Lacarre das Schloss Harispe aus dem 12. Jahrhundert. Etwas später steht an der Strasse das Schloss Apat, das mit seinen vier Rundtürmen an den Ecken wirklich gut aussieht.
Nun erreichen wir St-Jean-le-Vieux, wo wir heute im Hôtel Mendy ein Zimmer haben. Wir sind früh dran und gehen schon bald zum Sightseeing. Die Kirche St-Pierre hat ein schönes romanisches Portal aus dem 12. Jahrhundert, das 1630 restauriert wurde. Im Innern sind zwei Emporen angebracht, die beidseitig bis zum Chor den Wänden entlang laufen. Noch nach Mitte des 20. Jahrhundert war es Usus, dass die Frauen bei der Messe unten sassen, während die Männer auf die Frauen heruntersahen. Inzwischen ist aber dieser alte Zopf abgeschnitten.
Es fällt uns auf und wird auch bestätigt, dass im Baskenland keine alten verfallenen Häuser in den Weilern und Dörfern stehen. Alle Häuser wirken schmuck und sehr gepflegt und auch die Gärten werden offenbar mit mehr Liebe versorgt als in den Regionen, die wir vorher in Frankreich durchquert haben. In vielen Gärten wachsen Albizien, in einigen Bananen oder Palmen. Auch etwas noch feiner Gefiedertes als die Albizia ist dabei, vielleicht eine Mimose?
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A more comfortable day today! After two days of covering practically 30 km on each of the last two days, today we walked ‘only’ 22.5 km in 6½ hours, a more casual pace. 30 km per day is about the reasonable upper limit for us.
The night at the small gîte in Uhart-Mixe was very agreeable. We shared the room with Bjørg, a Norwegian lady with whom we had had a lot of contact over the last few days (we are all following the same route and cover about the same distances every day, so it is practically inevitable that we stay at the same places each night). The atmosphere in the family run restaurant / gîte was very friendly, and the meal was of good local quality.
The sky was crystal clear when we went from our room to go into the restaurant for breakfast at 6.30, but it had clouded over slightly by the time that we set out at 7.40. Later the weather became much warmer, without getting too hot for walking.
The first few kilometres were on stony tracks through the rolling countryside to the small village of Ostabat-Asme. The valleys were hidden in the early morning mist, but the hilltops were splendid in the morning sunlight.
At the entrance to Ostabat, we were surprised to find a memorial stone engraved with a number of modern, mostly Swiss, male names. Enquiries with a friendly local did not help explain the significance of this obelisk.
From Ostabat, we continued along field tracks to the village of Larceveau, where there are a number of 17th century Basque gravestones in the churchyard. In Larceveau, we were able to stock up with provisions for the day.
The further path took us along paths, mostly close to a busy main road, and then along roads towards our day’s destination of Saint-Jean-le-Vieux. At one stage, we were passed by a small group of horses grazing by the roadside and were surprised to note that they had bells around their necks. Since the French hunting season has just begun, we thought that this could be a measure to make it clear to huntsmen (who shoot at anything that moves) that these animals were not to be considered as prey.
The countryside through which we were travelling is a very pleasant, very green undulating pre-Pyrenees landscape. There are a number of maize plantations, but it seems to be mostly pastureland. Unlike many of the villages that we have passed though further north, the Basque villages have a friendly and lively atmosphere. The houses a especially attractive, being rather reminiscent of those in the Engadine.
Haus in Larceveau / House in Larcevau
We arrived at our hotel in Saint-Jean-le-Vieux at about 14.15. The small town of Saint-Jean-le-Vieux was an important place already in Roman times, being the start of the St. Michel pass to Roncevalles. Not only we will be beginning our crossing of the Pyrenees from Saint-Jean-le-Vieux, also other famous people (e.g. Charlemagne) started from here.
Dienstag, 11. September 2007
56. Tag: Navarrenz – Uhart-Mixe
Wir verlassen den gut eingerichteten aber lieblos geführten Gîte spät, da die Gastgeberin kein Gehör für unsere Bitte nach einem frühen Frühstück hatte. Dafür treffen wir auf Günther, der eben Navarrenx Richtung Süden verlässt. Wir hingegen gehen durch das Tor in der alten Stadtmauer, wo ein Plakette in Erinnerung an Franz Liszt angebracht ist, der die Stadt einmal besucht hat. Danach überqueren wir den Gave d’Oloron folgen der Hauptstrasse durch Castetnau-Camblong in einen schönen Wald. Zum Glück ist die Strasse nicht sehr befahren und wir kommen gut vorwärts, was uns in Anbetracht der Schleierwolken und der deshalb zu erwartenden Hitze besonders freut.
Wir verlassen den Wald und haben eine gute Sicht auf die Maisfelder, die uns umgeben und etwas tiefer als die Strasse liegen.
Beim Ueberqueren des Saison überqueren wir gleich noch eine andere Grenze: wir sind zwar noch im Département Pyrenées-Atlantiques, aber nun im Baskenland. Die Ortschaften und viele Strassen sind jetzt sowohl französisch wie auch baskisch angeschrieben.
Die Häuser wirken freundlich. Ausser den markanten Ecksteinen sind sie weiss verputzt. Die Fensterläden, Türen sowie die Unterseite der Dächer sind bordeauxrot bis braunrot angestrichen, oder dann grün. (Eine andere Farbe sei nicht „erlaubt“.)
Auf einer Anhöhe vor Aroue rasten wir bei Kuhglockengeläute (das erste seit Urzeiten) und dem Hämmern eines Spechtes und steigen dann ins Tal hinunter, damit wir nach Aroue wieder ansteigen können. Hier besuchen wir die Kirche St-Etienne, die in keiner Weise der Beschreibung entspricht und uns denn auch eher etwas enttäuscht.
An der Strasse liegt das Schloss Etcharry, das heute als Bildungszentrum genutzt wird. Die folgende Strecke führt uns bei einzelnen Gehöften vorbei, sodass wir nie wissen, wo wir sind, da die einzelnen Häuser ja nicht angeschrieben sind. Sogar bei Weilern oder kleinen Dörfern fehlt meistens eine Ortstafel, was die Orientierung nicht unbedingt einfacher macht.
Wir gelangen in die Nähe der Kapelle von Olhaïby, gehen den Schlüssel holen und merken zu spät, dass die dafür zuständige Frau beim Mittagessen ist. Die romanische Kapelle St-Just ist dafür sehr eindrücklich. Der Altaraufbau ist mit Blattgold verziert, das in der Sonne, die durch die Fenster einfällt, richtig aufleuchtet. Das Taufbecken ist in die Aussenwand eingelassen und über dem Vorbau beim Eingang ist die Wohnung der ehemaligen Siegristin angebracht.
Mit der Archelako-Ebene ist es so ein Ding: Sie ist nicht eben, sondern der Weg mit den unsäglichen grossen scharfkantigen Steinen geht immer hinauf und hinunter. Dazu verziehen sich eben jetzt alle Wolken, und wir sind der Hitze ausgesetzt. Dafür sehen wir die vielen Weiden, auf denen Kühe liegen und ein paar wenige Maisfelder dazwischen. Auch die Hügel der Umgebung, die meisten grösstenteils bewaldet, sehen wir, während die weiter entfernt liegenden bereits im Dunst verschwinden, von den Pyrenäen gar nicht zu reden.
Beim Abstieg kommen wir an einer mit Bäumen bewachsenen Weide vorbei, wo sich vier Pferde aufhalten, wovon eines mit einer Blechglocke ausgerüstet ist.
Unmittelbar vor Ortseingang des Weilers Uhart-Mixe (ausgesprochen etwa wie üärmit) überqueren wir eine alte Steinbrücke über die Bidouze, und beziehen dann unser Zimmer im Café Duhalde.
____________________
Eight weeks gone by and Spain is in sight! Our 56th day was again rather tough – we covered about 31.5 km in about 7½ hours. This was the sort of day when we hardly passed though any places of note. It was rather a matter of simply covering the ground – a bit like a route march. Nevertheless, the day went well – for me, better than expected, since I am slightly handicapped (see below).
The morning was cool and overcast when we left the gîte at about 7.35 this morning. Later during the day, the sun broke though and it became warmer after midday, though not too warm for the walking that we still had to do.
The walk from the gîte into the town of Navarrenz was nearly 2 km before we really started. The ancient bastion town of Navarrenz was still asleep at this time of the morning. We passed through the narrow streets of this attractive town, went through an arch under the ramparts and crossed the 13th century bridge over the Gave d’Oloron river. From then on, we were walking mainly along roads (partly from choice, so that we were able to take a short-cut) until we reached the village of Aroue. On the way to Aroue, we crossed the river Saison, so that we are now in the Basque country.
From Aroue, we again chose to walk along roads (slightly shorter, but flatter) to the Eglise Saint-Just in Olhaïby. We were able to obtain the key to this delightful Roman chapel and admire the beautiful 17th century ceiling paintings.
There then followed a relatively gruelling trek along a stony path over the Archelako plateau (it was starting to get warm) before we were able to take the route leading to the hamlet of Uhart-Mixe, our destination for the day. We arrived here at about 15:15.
We are steadily nearing the last stages of the French part of our journey. After eight weeks and more than 1’400 km of walking, I, naïve as I am, would have expected that the problems with our legs and feet would have been things of the past. Evidently, the first 1’500 km still belongs to the warming-up phase however. For no apparent reason, my lower right leg has become swollen above the ankle and it feels as if someone has given me a violent kick on the shin. This is not particularly painful, but is a disturbance when walking. However, the 31.5 km today went quite well, so I do not expect any serious problems with the continuation of the Camino.
Wir verlassen den Wald und haben eine gute Sicht auf die Maisfelder, die uns umgeben und etwas tiefer als die Strasse liegen.
Beim Ueberqueren des Saison überqueren wir gleich noch eine andere Grenze: wir sind zwar noch im Département Pyrenées-Atlantiques, aber nun im Baskenland. Die Ortschaften und viele Strassen sind jetzt sowohl französisch wie auch baskisch angeschrieben.
Die Häuser wirken freundlich. Ausser den markanten Ecksteinen sind sie weiss verputzt. Die Fensterläden, Türen sowie die Unterseite der Dächer sind bordeauxrot bis braunrot angestrichen, oder dann grün. (Eine andere Farbe sei nicht „erlaubt“.)
Auf einer Anhöhe vor Aroue rasten wir bei Kuhglockengeläute (das erste seit Urzeiten) und dem Hämmern eines Spechtes und steigen dann ins Tal hinunter, damit wir nach Aroue wieder ansteigen können. Hier besuchen wir die Kirche St-Etienne, die in keiner Weise der Beschreibung entspricht und uns denn auch eher etwas enttäuscht.
An der Strasse liegt das Schloss Etcharry, das heute als Bildungszentrum genutzt wird. Die folgende Strecke führt uns bei einzelnen Gehöften vorbei, sodass wir nie wissen, wo wir sind, da die einzelnen Häuser ja nicht angeschrieben sind. Sogar bei Weilern oder kleinen Dörfern fehlt meistens eine Ortstafel, was die Orientierung nicht unbedingt einfacher macht.
Wir gelangen in die Nähe der Kapelle von Olhaïby, gehen den Schlüssel holen und merken zu spät, dass die dafür zuständige Frau beim Mittagessen ist. Die romanische Kapelle St-Just ist dafür sehr eindrücklich. Der Altaraufbau ist mit Blattgold verziert, das in der Sonne, die durch die Fenster einfällt, richtig aufleuchtet. Das Taufbecken ist in die Aussenwand eingelassen und über dem Vorbau beim Eingang ist die Wohnung der ehemaligen Siegristin angebracht.
Mit der Archelako-Ebene ist es so ein Ding: Sie ist nicht eben, sondern der Weg mit den unsäglichen grossen scharfkantigen Steinen geht immer hinauf und hinunter. Dazu verziehen sich eben jetzt alle Wolken, und wir sind der Hitze ausgesetzt. Dafür sehen wir die vielen Weiden, auf denen Kühe liegen und ein paar wenige Maisfelder dazwischen. Auch die Hügel der Umgebung, die meisten grösstenteils bewaldet, sehen wir, während die weiter entfernt liegenden bereits im Dunst verschwinden, von den Pyrenäen gar nicht zu reden.
Beim Abstieg kommen wir an einer mit Bäumen bewachsenen Weide vorbei, wo sich vier Pferde aufhalten, wovon eines mit einer Blechglocke ausgerüstet ist.
Unmittelbar vor Ortseingang des Weilers Uhart-Mixe (ausgesprochen etwa wie üärmit) überqueren wir eine alte Steinbrücke über die Bidouze, und beziehen dann unser Zimmer im Café Duhalde.
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Eight weeks gone by and Spain is in sight! Our 56th day was again rather tough – we covered about 31.5 km in about 7½ hours. This was the sort of day when we hardly passed though any places of note. It was rather a matter of simply covering the ground – a bit like a route march. Nevertheless, the day went well – for me, better than expected, since I am slightly handicapped (see below).
The morning was cool and overcast when we left the gîte at about 7.35 this morning. Later during the day, the sun broke though and it became warmer after midday, though not too warm for the walking that we still had to do.
The walk from the gîte into the town of Navarrenz was nearly 2 km before we really started. The ancient bastion town of Navarrenz was still asleep at this time of the morning. We passed through the narrow streets of this attractive town, went through an arch under the ramparts and crossed the 13th century bridge over the Gave d’Oloron river. From then on, we were walking mainly along roads (partly from choice, so that we were able to take a short-cut) until we reached the village of Aroue. On the way to Aroue, we crossed the river Saison, so that we are now in the Basque country.
From Aroue, we again chose to walk along roads (slightly shorter, but flatter) to the Eglise Saint-Just in Olhaïby. We were able to obtain the key to this delightful Roman chapel and admire the beautiful 17th century ceiling paintings.
There then followed a relatively gruelling trek along a stony path over the Archelako plateau (it was starting to get warm) before we were able to take the route leading to the hamlet of Uhart-Mixe, our destination for the day. We arrived here at about 15:15.
We are steadily nearing the last stages of the French part of our journey. After eight weeks and more than 1’400 km of walking, I, naïve as I am, would have expected that the problems with our legs and feet would have been things of the past. Evidently, the first 1’500 km still belongs to the warming-up phase however. For no apparent reason, my lower right leg has become swollen above the ankle and it feels as if someone has given me a violent kick on the shin. This is not particularly painful, but is a disturbance when walking. However, the 31.5 km today went quite well, so I do not expect any serious problems with the continuation of the Camino.
Montag, 10. September 2007
55. Tag: Arthez-de-Béarn - Navarrenz
Heute schultern wir den Rucksack, um zum Frühstück in die Bäckerei im Dorf zu gehen. Jede Strassenlampe beleuchtet ihren eigenen Nebelkegel, aber wir haben gestern das lange Strassendorf zweimal hin und her abgeschritten, einmal fürs Sightseeing, in der Hoffnung die Pyrenäen etwas näher zu sehen, und einmal für das Abendessen in der Auberge, die am andern Ende liegt. So finden wir denn auch die Bäckerei fast im Dunklen und verlassen nachher Arthez-de-Béarn immer noch im Dunkeln und im Nebel gegen Westen.
Wir gelangen recht zügig auf einen Hügelkamm, aber hinter den Maisfeldern liegt das Ende der Welt im Nebel. Argagnon, dessen Kirche (noch) geschlossen ist, liegt bereits in der Ebene des Gave , den wir auf einer Brücke überqueren, die gleichzeitig über die Autobahn führt. Nach Maslacq folgen wir noch etwas dem Gave zwischen Maisfeldern, bevor wir einen Hügel überqueren und in ein Nebental gelangen, das vom Géü entwässert wird. Die Steigung auf den nächsten Hügel ist lang und anstrengend, doch wir erreichen die Abtei von Sauvelade, die im Tal der Laa liegt. Hier besuchen wir die Kirche, die Jakobus dem Aelteren geweiht ist. Es sind die Ueberreste einer alten Abtei, die 1128 gegründet und 1569 von den Hugenotten zerstört wurde. 1630 wurde sie wiederaufgebaut und1793 während der Revolution verkauft. Wir rasten etwas an der Sonne, die langsam den Nebel vertreibt, und freuen uns, die ersten 17,5 km in der Kühle in nur 3½ Stunden zurückgelegt zu haben, da für heute eine lange Etappe eingeplant ist.
Von nun an überqueren wir noch einige Hügel, oben sieht die Landschaft schon recht bergig aus, d.h. viele Weiden und Kuhherden, in den Tälern reift jedoch überall Mais. Gegen Mittag wird es heiss, aber wir gelangen zur rechten Zeit in einen angenehm kühlen Wald, in dem wir eine ziemliche Strecke zurücklegen, um erst kurz vor dem Weiler Méritein wieder an die Sonne zu treten. In der Kirche von Méritein singen Günther und ich zusammen „Grosser Gott wir loben dich“, während Björg und Robin etwas verunsichert zuhören. Robin bekundet zunehmend Mühe mit seinem rechten Bein, das geschwollen ist. Besonders die Abstiege machen ihm zu schaffen.
Bis Navarrenx zickzacken wir dem Schatten auf der Strasse nach. Leider ist unser Gîte im östlichen Teil des Städtchens, das früher eine Bastide war. Es ist ein schmuckes, lebhaftes Städtchen mit viel Blumenschmuck. Ein Teil der Stadtmauer ist noch erhalten. Die Kirche weist schöne Wandmalereien auf.
Wir verabschieden uns von Günther, der von hier aus über den Somport-Pass nach Spanien gelangen will. Er ist den ganzen Tag mit Björg und uns gewandert.
Bei der Ankunft im privat geführten Gîte geniessen wir zuerst einige Runden im Schwimmbad, noch bevor wir uns den andern Aktivitäten widmen, wie z.B. dem Waschen und dem Bloggen.
______________
Our 55th day was also a quite strenuous one. Due to the geographical distribution of the overnight stay possibilities, today we had a stage of 29 km, which we covered in about 7¼ hours.
Since we had a rather long stretch in front of us, and the later part of the day could prove to be very hot, an early start was called for. After breakfast in the bakery run by our gîte host, we set off from Arthez at 6.45, before sunrise. The first stretch was through the village, so that we had the illumination of the streetlights. The sun rose at about 7.15 to a cool and overcast morning.
The first part of the way was mostly along asphalt roads. Most of these were very quite, but there was a short stretch parallel to the very busy RN 117. After crossing a main railway line, the Gave de Pau river and the A64 autoroute, we reached the village of Maslacq.
From Maslacq, the route took us over two chains of hills (always a lot of climbing and descending on the Camino!) to the Abbey of Sauvelade. The abbey was founded by the Benedictine order in 1127 and the church took on its present Greek cross form in 1286 under the Cistercians.
We made a short pause near the abbey to gather strength for the remainder of the walk.
The continuation took us again over two high ridges to our day’s destination in Navarrenz. The sky had remained cloudy for most of our journey, but the sun broke through for the last hour of our trip, so that the walking (and climbing) became less agreeable. We arrived at our very well appointed gîte at about 14.00 and were able to refresh ourselves with a swim in the outdoor pool.
Wir gelangen recht zügig auf einen Hügelkamm, aber hinter den Maisfeldern liegt das Ende der Welt im Nebel. Argagnon, dessen Kirche (noch) geschlossen ist, liegt bereits in der Ebene des Gave , den wir auf einer Brücke überqueren, die gleichzeitig über die Autobahn führt. Nach Maslacq folgen wir noch etwas dem Gave zwischen Maisfeldern, bevor wir einen Hügel überqueren und in ein Nebental gelangen, das vom Géü entwässert wird. Die Steigung auf den nächsten Hügel ist lang und anstrengend, doch wir erreichen die Abtei von Sauvelade, die im Tal der Laa liegt. Hier besuchen wir die Kirche, die Jakobus dem Aelteren geweiht ist. Es sind die Ueberreste einer alten Abtei, die 1128 gegründet und 1569 von den Hugenotten zerstört wurde. 1630 wurde sie wiederaufgebaut und1793 während der Revolution verkauft. Wir rasten etwas an der Sonne, die langsam den Nebel vertreibt, und freuen uns, die ersten 17,5 km in der Kühle in nur 3½ Stunden zurückgelegt zu haben, da für heute eine lange Etappe eingeplant ist.
Von nun an überqueren wir noch einige Hügel, oben sieht die Landschaft schon recht bergig aus, d.h. viele Weiden und Kuhherden, in den Tälern reift jedoch überall Mais. Gegen Mittag wird es heiss, aber wir gelangen zur rechten Zeit in einen angenehm kühlen Wald, in dem wir eine ziemliche Strecke zurücklegen, um erst kurz vor dem Weiler Méritein wieder an die Sonne zu treten. In der Kirche von Méritein singen Günther und ich zusammen „Grosser Gott wir loben dich“, während Björg und Robin etwas verunsichert zuhören. Robin bekundet zunehmend Mühe mit seinem rechten Bein, das geschwollen ist. Besonders die Abstiege machen ihm zu schaffen.
Bis Navarrenx zickzacken wir dem Schatten auf der Strasse nach. Leider ist unser Gîte im östlichen Teil des Städtchens, das früher eine Bastide war. Es ist ein schmuckes, lebhaftes Städtchen mit viel Blumenschmuck. Ein Teil der Stadtmauer ist noch erhalten. Die Kirche weist schöne Wandmalereien auf.
Wir verabschieden uns von Günther, der von hier aus über den Somport-Pass nach Spanien gelangen will. Er ist den ganzen Tag mit Björg und uns gewandert.
Bei der Ankunft im privat geführten Gîte geniessen wir zuerst einige Runden im Schwimmbad, noch bevor wir uns den andern Aktivitäten widmen, wie z.B. dem Waschen und dem Bloggen.
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Our 55th day was also a quite strenuous one. Due to the geographical distribution of the overnight stay possibilities, today we had a stage of 29 km, which we covered in about 7¼ hours.
Since we had a rather long stretch in front of us, and the later part of the day could prove to be very hot, an early start was called for. After breakfast in the bakery run by our gîte host, we set off from Arthez at 6.45, before sunrise. The first stretch was through the village, so that we had the illumination of the streetlights. The sun rose at about 7.15 to a cool and overcast morning.
The first part of the way was mostly along asphalt roads. Most of these were very quite, but there was a short stretch parallel to the very busy RN 117. After crossing a main railway line, the Gave de Pau river and the A64 autoroute, we reached the village of Maslacq.
From Maslacq, the route took us over two chains of hills (always a lot of climbing and descending on the Camino!) to the Abbey of Sauvelade. The abbey was founded by the Benedictine order in 1127 and the church took on its present Greek cross form in 1286 under the Cistercians.
We made a short pause near the abbey to gather strength for the remainder of the walk.
The continuation took us again over two high ridges to our day’s destination in Navarrenz. The sky had remained cloudy for most of our journey, but the sun broke through for the last hour of our trip, so that the walking (and climbing) became less agreeable. We arrived at our very well appointed gîte at about 14.00 and were able to refresh ourselves with a swim in the outdoor pool.
Sonntag, 9. September 2007
54. Tag: Arzacq-Arraziguet – Arthez-de-Béarn
Beim Verlassen des Zimmers sehen wir ganz klar die Pyrenäen gegen den hellen Himmel abgezeichnet. Doch nach dem Frühstück sind sie bereits im Nebel eingepackt. Der Nebel liegt auch in den Tälern zwischen den Hügeln, die von der aufgehenden Morgensonne golden gefärbt werden. Nur die Dörfer mit ihren hellen Kirchen zuoberst auf den Hügelkuppen leuchten weiss.
Am Ortsende von Arzacq liegt eine gut erhaltene Waschstelle in Hufeisenform aus dem 19. Jahrhundert. Vorbei an der Abfallsammelstelle steigen wir in einem Hohlweg zwischen hochgelegenen Maisfeldern vom Hügel hinunter. Entlang des Strässchens ist beidseits ein Graben und daneben liegen auf ca. 2,5 bis 3 m Höhe die Maisfelder. Am frühen Morgen ist es hier noch recht kühl, um nicht zu sagen kalt.
Heute ist die Eröffnung der Jagdsaison. Im Wissen um die französische Leidenschaft dafür habe ich einen roten Pullover eingepackt in der Annahme, dass es eher wenige rote Rehe und Perlhühner gibt. Um 8.30 Uhr sehen wir bereits die ersten Jäger.
Wir erreichen das weite Tal des Luy-de-France, den wir auf zwei Brücken überqueren, bevor wir nach Louvigny aufsteigen. Hier besuchen wir die Kirche und steigen dann auf einen Hügelrücken, von dem wir eine gute Weitsicht auf die uns umgebenden Hügel und Täler haben. Hier wird die Landschaft richtig voralpin. Kuhherden weiden auf ausgedehnten Grasflächen. Sie gehören der Rasse „Blonde d’Acquitaine“ an, die eine sehr helle, fast weisse, bis hellbeige Farbe und sehr schöne Hörner hat.
Steil geht es dann nach Ficheus-Riumayou hinunter, das eine romanische Kirche hat. Ueber ein paar weitere Hügel und Täler, eines davon für ein Bächlein, dessen Rinnsal nun wirklich keine Brücke benötigt hätte, erreichen wir den Weiler Larreule, wo eine Jägerversammlung im Gang ist. Die Jäger tragen orange Mützen und die Hunde bellen ungeduldig. In Uzan springt ein grosser Labrador auf mich zu, doch auf mein scharfes „nein“ stoppt er und weicht zurück. Aus dem Garten kommt die Frage „Hat er sie gebissen?“ Bei der Kirche machen wir eine kleine Pause, bevor wir weiter nach Pomps wandern.
Nun ist es wirklich heiss, und wir sind froh, dass wir den Aufstieg nach Castillon schaffen. Hier ist die Kirche geschlossen; es ist ja schliesslich Sonntag. Für eine Pause im Schatten reicht es aber doch vor dem recht steilen Abstieg ins flache Tal des Aubin. Es ist dann ein guter Hohlweg, auf beiden Seiten mit hohem Farn eingefasst und dahinter mit Wald, sodass wir angenehm beschattet sind.
Doch dann, ganz treu der Tradition, kommt noch der letzte Aufstieg des Tages. Auf frisch geteerten und gesplitteten Strassen steigen wir auf den letzten Hügel, auf dem Arthez-de-Béarn thront. Hier erreichen wir auch den Gîte de la Boulangerie, nur ist niemand da, der uns empfangen würde. So warten wir denn halt im Schatten sitzend und mit den andern Wartenden scherzend. Doch schliesslich kommt der Bäcker und bringt zum Trost zwei Kuchen mit.
---------------
A somewhat tougher day! Today, we covered 26.5 km in just about 6½ hours.
The day dawned bright and fine again, but quite cool. We left our gîte in Arzacq at 7.30 and, after crossing the small river Luy-de-France, arrived in the little village of Louvigny. From here we took a short cut along the road (along the historical route) before rejoining current official path. This then took us up to a high ridge which gave us superb views of the surrounding rolling countryside in the bright morning light. Unfortunately, the Pyrenees were hidden in mist.
From this ridge, we descended into the valley where the river Rance has its source. This descent was followed by a very stiff climb up to the hamlet of Fichous-Riumayou. From here the way took us to Larreule, where, unfortunately, the 12th century Eglise Saint-Pierre was closed.
We had now entered the region of Béarn, famous for various culinary specialities.
The sun was now shining strongly, and the temperatures were climbing, so that the walk along roads along maize fields to the next village of Uzan became steadily more arduous. In Uzan, the church and the adjoining spring are dedicated to St. Quitteria. Here we took a short lunch break.
In view of by now warm weather, we decided to take a shortcut round Pomps, our next port of call, and to head directly for our final destination, Arthez-de-Béarn.
We arrived at our gîte at about 14.00, to discover that there was no response to our ringing of the doorbell. We discovered that the hostess was only due to return at 16.00, so we settled down to a longish wait, together with some other pilgrims. In fact, the host arrived at about 15.15, so that we were finally able to install ourselves and to shower off the dust of the day. The accommodation does not correspond to what we reserved, but at least we have a bed for the night – which is not necessarily the case at the moment, since there are now very many pilgrims travelling in this area at the moment.
Am Ortsende von Arzacq liegt eine gut erhaltene Waschstelle in Hufeisenform aus dem 19. Jahrhundert. Vorbei an der Abfallsammelstelle steigen wir in einem Hohlweg zwischen hochgelegenen Maisfeldern vom Hügel hinunter. Entlang des Strässchens ist beidseits ein Graben und daneben liegen auf ca. 2,5 bis 3 m Höhe die Maisfelder. Am frühen Morgen ist es hier noch recht kühl, um nicht zu sagen kalt.
Heute ist die Eröffnung der Jagdsaison. Im Wissen um die französische Leidenschaft dafür habe ich einen roten Pullover eingepackt in der Annahme, dass es eher wenige rote Rehe und Perlhühner gibt. Um 8.30 Uhr sehen wir bereits die ersten Jäger.
Wir erreichen das weite Tal des Luy-de-France, den wir auf zwei Brücken überqueren, bevor wir nach Louvigny aufsteigen. Hier besuchen wir die Kirche und steigen dann auf einen Hügelrücken, von dem wir eine gute Weitsicht auf die uns umgebenden Hügel und Täler haben. Hier wird die Landschaft richtig voralpin. Kuhherden weiden auf ausgedehnten Grasflächen. Sie gehören der Rasse „Blonde d’Acquitaine“ an, die eine sehr helle, fast weisse, bis hellbeige Farbe und sehr schöne Hörner hat.
Steil geht es dann nach Ficheus-Riumayou hinunter, das eine romanische Kirche hat. Ueber ein paar weitere Hügel und Täler, eines davon für ein Bächlein, dessen Rinnsal nun wirklich keine Brücke benötigt hätte, erreichen wir den Weiler Larreule, wo eine Jägerversammlung im Gang ist. Die Jäger tragen orange Mützen und die Hunde bellen ungeduldig. In Uzan springt ein grosser Labrador auf mich zu, doch auf mein scharfes „nein“ stoppt er und weicht zurück. Aus dem Garten kommt die Frage „Hat er sie gebissen?“ Bei der Kirche machen wir eine kleine Pause, bevor wir weiter nach Pomps wandern.
Nun ist es wirklich heiss, und wir sind froh, dass wir den Aufstieg nach Castillon schaffen. Hier ist die Kirche geschlossen; es ist ja schliesslich Sonntag. Für eine Pause im Schatten reicht es aber doch vor dem recht steilen Abstieg ins flache Tal des Aubin. Es ist dann ein guter Hohlweg, auf beiden Seiten mit hohem Farn eingefasst und dahinter mit Wald, sodass wir angenehm beschattet sind.
Doch dann, ganz treu der Tradition, kommt noch der letzte Aufstieg des Tages. Auf frisch geteerten und gesplitteten Strassen steigen wir auf den letzten Hügel, auf dem Arthez-de-Béarn thront. Hier erreichen wir auch den Gîte de la Boulangerie, nur ist niemand da, der uns empfangen würde. So warten wir denn halt im Schatten sitzend und mit den andern Wartenden scherzend. Doch schliesslich kommt der Bäcker und bringt zum Trost zwei Kuchen mit.
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A somewhat tougher day! Today, we covered 26.5 km in just about 6½ hours.
The day dawned bright and fine again, but quite cool. We left our gîte in Arzacq at 7.30 and, after crossing the small river Luy-de-France, arrived in the little village of Louvigny. From here we took a short cut along the road (along the historical route) before rejoining current official path. This then took us up to a high ridge which gave us superb views of the surrounding rolling countryside in the bright morning light. Unfortunately, the Pyrenees were hidden in mist.
From this ridge, we descended into the valley where the river Rance has its source. This descent was followed by a very stiff climb up to the hamlet of Fichous-Riumayou. From here the way took us to Larreule, where, unfortunately, the 12th century Eglise Saint-Pierre was closed.
We had now entered the region of Béarn, famous for various culinary specialities.
The sun was now shining strongly, and the temperatures were climbing, so that the walk along roads along maize fields to the next village of Uzan became steadily more arduous. In Uzan, the church and the adjoining spring are dedicated to St. Quitteria. Here we took a short lunch break.
In view of by now warm weather, we decided to take a shortcut round Pomps, our next port of call, and to head directly for our final destination, Arthez-de-Béarn.
We arrived at our gîte at about 14.00, to discover that there was no response to our ringing of the doorbell. We discovered that the hostess was only due to return at 16.00, so we settled down to a longish wait, together with some other pilgrims. In fact, the host arrived at about 15.15, so that we were finally able to install ourselves and to shower off the dust of the day. The accommodation does not correspond to what we reserved, but at least we have a bed for the night – which is not necessarily the case at the moment, since there are now very many pilgrims travelling in this area at the moment.
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