Samstag, 25. August 2007

39. Tag: Conques - Decazeville

Nach dem Nachtessen und dem Pilgersegen in der Kirche wurde uns gestern das Tympanon detailliert und sehr humorvoll erklärt. Anschliessend hatten wir die Möglichkeit, in die Galerien der Kirche hinaufzusteigen, von wo aus wir die wunderschön ausgearbeiteten Kapitelle und die anderen Details bewundern konnten. Die Beleuchtung war so, dass die Einzelheiten sehr schön sichtbar wurden. Während der ganzen Stunde, die dafür eingeplant war, spielte der gleiche Père Prémontré die Orgel. Die umstrittenen Kirchenfenster waren auch beleuchtet, waren aber nicht das Highlight des Abends.



Aussicht am Morgen vom Fenster der Pilgerherberge/
Morning view from window of Pilgrims' Hostel

Wir erwachen im Nebel. Langsam hebt er sich etwas an, so dass wir den Friedhof sehen. Etwas später können wir auch die Kämme der uns umgebenden Berge erkennen, da der Nebel sich auf halber Höhe befindet. Von der Pilgerherberge hinter der Kirche machen wir uns auf den Weg, weiter hinunter ins Tal der Ouche. Die letzten Häuser von Conques (es hat nur gerade 302 Einwohner und ist an einen Steilhang gebaut) befinden sich direkt bei der alten Steinbrücke, dem Pont des Roumieux, der über den Dourdou führt.

Dahinter erstreckt sich Wald und ein Aufstieg, der es in sich hat. In die blanken, glattgeschliffenen Felsplatten haben sich bereits die Fussabdrücke unserer Altvorderen eingegraben, so dass wir sehen, wo die beste Auftrittstelle ist. Es ist mir ein Rätsel, wie es unsere Vorgänger geschafft haben, diesen Steilhang zu erklimmen, waren sie doch kaum mit Adventure-Schuhen mit geländegängigen Profilsohlen ausgerüstet. Das ist mehr als eine Aufwärmrunde, sogar meine Brille schwitzt. Auf halber Höhe befindet sich die Chapelle Ste-Foy mit einer Wunderquelle. Sie gibt uns die willkommene Gelegenheit einer Pause.




Chapelle Ste-Foy

Wir wandern bequem immer auf dem Bergrücken westwärts und merken bei einer Panoramatafel, die unter einem Sendemast aufgestellt ist, dass wir sogar die Vulkane der Auvergne sehen. Montpellier ist nur noch 165 km entfernt. Die Aussicht auf diese wieder fruchtbarere gewellte Gegend mit den wenigen darin verstreuten Weilern ist sehr ansprechend.

Von weitem sehen wir Decazeville und die Découverte in Tal unten. Die Découverte hat nichts mit einer Entdeckung zu tun, sondern mit einer Mine, die im Tagbau abgebaut wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts waren darin 9000 Arbeiter beschäftigt, heute wächst auf den Terrassen der Riesenmulde wieder zaghaft etwas Grün. Wir sind schon über die Industrieviertel der Stadt hinaus, als der Abstieg beginnt, dafür fällt er etwas steiler aus, allerdings ganz komfortabel auf gerilltem Beton. Wir erreichen das Zentrum der Ortschaft mit ihren 6805 Einwohnern und sind überrascht über den zerfallenden Eindruck, den der Ort macht. Viele Läden sind aufgegeben, andere Häuser verlottern. Sogar die Kirchenfenster sind mit Holz und Plastik notdürftig abgedeckt.

Decazeville hiess früher La Salle und wurde im 19. Jahrhundert zu Ehren von Decazes, Napoleons Industrieminister, umbenannt, da er den Bergbau in der Region gefördert hatte.

Hier haben wir ein Hotelzimmer gefunden, und da wir schon früh angekommen sind, ist heute grosser Waschtag, damit wir zum Abendessen wieder etwas Sauberes und Trockenes anziehen können.

----------

Today was quite an easy day. Due to the availability of accommodation, we kept today short, only 20 km in about 5½ hours.

The weather this morning was cool but fine, and there was a nice layer of mist in the valley. The forecast was for sunny and hot conditions, so we were lucky to be able to take breakfast betimes and be on our way at 8.00, a little earlier than usual.




Pont des Roumieux

After a steep drop through the lower parts of Conques, we crossed the Pont des Roumieux (Pilgrims’ Bridge) over the Dourdou on, which was constructed in 1410. The bridge was then followed by a long, steep climb of over 1’000 feet up a narrow, stony and partly slippery forest path. This ascent was all that was needed to wake us up and certainly brought out the perspiration. We were however able to take a short rest at the Chapelle Sainte-Foy, where there is a spring of which the water is reputed to help cure problems with the eyes.

After emerging from the forest, we continued to climb, more gently this time, over wider meadow paths and roads up to a broad mountain ridge, with fine views over to the volcanic mountains of the Auverne from where we had come and over to mountains to the West to where we will be going in the next few days.

Near the top of this ridge, we visited the pretty Chapel of St. Roch. St. Roch, who was born in 1295, contracted the Black Death while on a journey to Rome. In order not to spread it, he took refuge in a forest near a spring. A dog brought him bread stolen from his master’s table every day.

The way continued, mostly along roads, steadily downwards through small farming hamlets to the town of Decazeville, where we have our hotel for the night. We arrived here at about 13.30.

Decazeville is an uninspiring town that was formerly a centre of coal and iron ore mining. The place is rather depressing, with many of the buildings in a dilapidated state, a large number of shops that have gone out of business and a church that looks more like a run-down steel mill than a house of God.

Freitag, 24. August 2007

38. Tag: Fonteilles - Conques

Unter bewölktem Himmel verlassen wir Fonteilles westwärts, aber nicht ohne dass unser Herbergsvater ein Bild von uns aufgenommen hätte, natürlich unter dem Eingangsportal, auf dem der Name des Gîte prangt. Wir wandern der Strasse entlang, immer zwischen Stacheldrahtzäunen, die uns vom Grasland und den Maisfeldern fernhalten. Wir nehmen heute den direkten Weg in Richtung Compuac und Campagnac, ohne Golinhac anzusteuern, das eigentlich am Jakobsweg liegt.

Die Ebene von Compuac, die uns als topfeben beschrieben wurde, entpuppt sich als hügelig. Wir haben immer eine gute Aussicht auf die uns umgebenden Berge/Hügel, alle bewaldet mit wenig Grasflächen. In Compuac kaufen wir vorsichtshalber unser Mittagessen und langsam dringt die Sonne durch die Wolken. Unverhofft, doch von mir herbeigesehnt, kommen wir an einem nicht stacheldrahtbewehrten Maisfeld vorbei. (Un grand merci au propriétaire!) Es sollte heute das einzige sein!

Auf einem Pass stehen und liegen grosse abgeschliffene Felsbrocken umher, die grösseren haushoch. Ob ein Gletscher sie in Vorzeiten bei seinem Rückzug „vergessen“ hat? Kurz danach treffen wir auf eine friedlich grasende 36köpfige Bisonherde mit prächtigen Hörnern, jedes Paar etwas anders geformt.

Nach Campagnac, von wo aus der Weg steil ansteigt, wandern wir wieder zum malerischen Dörfchen Espeyrac hinunter. Die dortige Peterskirche gehörte einem von Conques abhängigen Priorat an. Gleich dahinter beginnt eine lange Steigung. Die Brombeerhecken verdecken die Stacheldrahtzäune und laden immer wieder zum Pflücken ein.

Nach Sénergues und seiner Martinskirche aus dem 14./15. Jahrhundert und dem Schloss mit dem Turm von 1388 steigen wir wieder auf und marschieren auf der Kuppe eines Hügels, was uns eine schöne Aussicht auf die uns umgebenden Bergketten erlaubt. Je näher wir Conques kommen, desto bewaldeter werden die Bergkämme, ausser ein paar gegen Süden gerichtete Flanken, die violett leuchten, da sie ganz mit Erika bedeckt sind. Und am Wegrand entdecken wir – nach dem Duft – ganz unerwartet Pfefferminze.

Conques liegt am Südhang der durch den Wildbach Ouche gegrabenen Schlucht und deshalb entsprechend tief. So gestaltet sich der Abstieg vom Berg kurz aber heftig. Die Steine sind immer noch nass und rutschig, aber wir haben schon bedeutend unangenehmere Wege passiert.

Conques wird die Perle der Via Podiensis, d.h. des Jakobsweges von Le Puy aus, genannt. Es ist ein wunderschönes mittelalterliches Städtchen, das schon von der Anhöhe aus mit seinen schiefergedeckten Steildächern und den drei imposanten Kirchtürmen beeindruckt.

Wir sind in der Abtei Ste-Foy untergekommen (Zimmer mit Blick auf den Friedhof), und während Robin seinen Tagesrückblick schreibt, gehe ich auf Erkundungstour. Die Kirche ist berühmt für ihr Tympanon des Jüngsten Gerichts am Westportal, das uns heute abend nach dem Abendgebet detailliert erklärt werden soll. Die Uebernachtung in einem Pilgerhospiz bringt natürlich auch gewisse Pflichten mit sich. So sind die Essenszeiten festgelegt und es wird erwartet, dass man an den kirchlichen Aktivitäten teilnimmt. Um 21.00 Uhr findet auch jeden Tag ein Orgelkonzert statt, währenddem die Fenster beleuchtet werden.



Tympanon der Kirche Ste-Foy / Tympanum of the St. Fides Church

Die romanische Kirche Ste-Foy ist noch schöner, als ich sie mir von den Bildern vorgestellt hatte und das Tympanon ist eines der wichtigsten Werke romanischer Bildhauerkunst, wunderschön (sogar noch leicht farbig, hauptsächlich blau) und wird seinem Ruf absolut gerecht. Rechts ist wild die Hölle dargestellt, links stehen die Heiligen brav in Reih und Glied. Der Bau der Kirche fiel in die Blütezeit von Conques, Mitte des 11. bis Anfang des 12. Jahrhunderts. Da der Untergrund wegen der Hanglage und der Quelle des Plô einen Bau in die Breite nicht zuliess, aber möglichst viele Pilger Aufnahme finden sollten, wurde die Kirche relativ zur Grundfläche sehr hoch gebaut. Der Innenraum ist geprägt von Emporen und Säulengängen. Die Fenster erstaunen auf den ersten Blick, sind sie doch mit einem milchartigen Glas gestaltet (1994 von Pierre Soulages) aber es wurde uns gesagt, dass sie am Abend beleuchtet wunderschön aussehen.
____________

Another milestone reached! Today we arrived in Conques after a comfortable walk of 25 km, which we covered in about 6½ hours.

Early in the morning, the weather was cloudy but dry. In the course of the day, it became sunnier and warmer, almost ideal conditions for hiking.

We said goodbye to our kind host at the well-appointed ‘gîte rural’ at 8.30 this morning and set off along roads in the direction of Campuac, where we stocked up with fruit for the day. The way then continued (also along roads) to the hamlet of Campagnac.

The route to Campagnac was over the undulating Campuac plain. This plateau (about 2’000 feet above sea level) is devoted mostly to cattle farming and, particularly in comparison with the Aubrac plain, is very green.

After Campagnac, the way descended to Espeyrac, a picturesque village with pretty alleyways between the houses constructed of the local stone. From here, there was a climb varying from steep to very steep over an overall altitude difference of 750 feet. This climb was partly along wooded paths, partly along roads. The last part after the village of Sénergues was through a coniferous forest with a wonderful pine scent.

This climb was followed by the inevitable descent, first of all gently and then finally down a steep, partly slippery, rocky path to Conques, our day’s destination, where we arrived at about 15.00.

Conques (from the Latin word for seashell) is considered to be the pearl of the Via Podiensis. The Monastery in Conques (founded in the 9th century by Benedictine monks) has a particularly interesting history (which I will not go into here) and is associated with Saint Fides. The monastery houses the bones of St. Fides, which were ‘transferred’ from Agen (i.e. stolen) in 866 AD. Since medieval times, Conques has been an especially significant station on the pilgrimage path to Santiago.

We have our bed for the night in the Abbaye Sainte Foy (St. Fides). Conques is a particularly picturesque little town, which we hope to be able to explore tomorrow.

Donnerstag, 23. August 2007

37. Tag: Saint-Côme-d’Olt - Fonteilles

Obwohl es beim Verlassen des Klosters regnet, besuchen wir zuerst St-Côme-d’Olt, dessen gedrehte Kirchturmspitze wir schon gestern von weitem gesehen haben. Offenbar gibt es sogar eine „Association des clochers tors“. Die Kirche ist den heiligen Cosimus und Damian geweiht, aber Damian hat es nicht bis in den Ortsnamen geschafft. Sie wurde 1522 gebaut zur Vergrösserung jener, die aus dem 13. Jahrhundert stammte. Der Eingang ist voller Skulpturen und das Kircheninnere leider vor neugierigen Blicken geschützt.

Ueber eine alte Steinbrücke, die eben restauriert wird, verlassen wir das malerische Städtchen mit seinen schönen alten Häusern und folgen dem linken Ufer des Lot, da uns gestern beim Abendessen dringendst davon abgeraten worden war, den Bergweg zu nehmen, der infolge der ergiebigen Regenfälle der letzten Tage unpassierbar sei. Vor den Maisfeldern, die beidseitig der Strasse liegen, sind wir durch Stacheldraht geschützt. Auch ein Tabakfeld sehen wir, dahinter beginnt das bewaldete Hügelland.

Espalion, das weiter unten am Flusslauf des Lot liegt, ist ebenso malerisch, aber mit seinen 4360 Einwohnern viel grösser als St-Côme. Die schöne alte Steinbrücke mit ihren Bögen wurde unter dem heiligen Ludwig aus rosafarbenem Stein gebaut und war damals auf beiden Seiten durch einen befestigten Turm geschützt.

Weiter talwärts liegt der Weiler St-Pierre-de-Bessuéjols, der eine wunderschöne und bemerkenswerte Kirche hat. Es ist eine kleine Kirche, in deren Kirchturm eine „chapelle aérienne“ integriert ist. Diese weist wunderbare Steinmetzarbeiten auf. Sie wurde als Versteck und gewissermassen als Untergrundkirche genutzt.

Inzwischen hat der Regen aufgehört und wir erreichen Verrières mit seinen charmanten alten Häusern, die von einem hohen Schloss dominiert werden. Von hier aus folgen wir weiter der Hauptstrasse und dem Lot. Auf der flussabgewandten Seite erheben sich schroffe Felsen, aus denen nur etwas Farn wächst. So erreichen wir Estaing, dessen hohes und mächtiges Schloss trotz des viel einfacheren Stils irgendwie an Neuschwanstein erinnert. Es beherrscht das ganze Städtchen mit seinen 612 Einwohnern, das in einer Schleife des Lot liegt. Auf der alten Steinbrücke mit je zwei „Nasen“ stehen in der Mitte auf der einen Seite ein schmiedeisernes Kreuz und auf der andern eine Statue des seligen François d’Estaing. Estaing ist heute wegen des ehemaligen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing bekannt. Seine Vorfahren stammen in der weiblichen Linie vom Geschlecht Estaing ab. 1922 erhielt sein Vater die staatliche Erlaubnis, Estaing seinem Namen anzufügen. Die Einwohner des Ortes scheinen dies zwar eher als Raub zu empfinden.

Sobald wir wieder auf der linken Ufer des Lots weiterwandern, beginnt es von neuem zu regnen. Aber wir folgen weiter der Strasse, immer eingeklemmt zwischen Felsen und Fluss. Das einzige, das ich hier über lange Strecken sehe, ist etwa einen Meter weisse Markierung auf schwarzem Asphalt, unten von den Füssen getreten, oben durch die Hutkrempe abgegrenzt. Es ist mir ein Rätsel, wie eine Strasse ansteigen kann, die einem Fluss und dann einem Stausee folgt, aber wir steigen immer höher und sehen den Lot, der hier gestaut ist, weit unten.

Doch wir verlassen die Strasse und die wahre Steigung beginnt. Wie gewohnt, nimmt der Jakobsweg die Abkürzung zwischen den Serpentinen. Während wir uns diesen ersten schmalen Pfad hinaufkämpfen, beginnt es zu giessen. Wir kommen für ein Weilchen aus dem Wald und die Asphaltstrasse ist voll dem Regen ausgesetzt. Nach etwa hundert Metern sehe ich aber einen Unterstand, wo ein alter Mann sitzt, zu dem ich mich geselle. Was ist näherliegend, als über das Wetter zu sprechen. Er lästert, hier habe es seit Juni ständig geregnet und es sei viel zu kalt für die Jahreszeit. Als ich ihn unter Anspielung auf den unter uns liegenden Stausee damit tröste, dass es wenigstens genug Strom gebe, meint er lachend, „ja, und der Grundwasserspiegel steigt auch“. Kaum lässt der Regen etwas nach, verlassen wir den Unterstand und zwei andere Wanderer nehmen unseren Platz dort ein.

Den nächsten Pfad, den wir nehmen sollten, verschmähen wir, denn ein echter Wildbach strömt uns daraus entgegen. So steigen wir lieber über die Serpentinen der Strasse auf. Aber wieder beginnt es zu schütten und der recht steile Aufstieg scheint unendlich, obwohl er nur um die 3 km lang ist. Er führt uns auf das Plateau de Campuac, das um die 650 müM liegt. Auf den letzten paar Metern scheint jedoch unvermittelt die Sonne, wie wenn sie uns verspotten möchte, denn inzwischen sind wir innen und aussen nass.

So sind wir denn froh, dass wir nicht wie heute morgen an und für sich geplant, nach Golinhac weiterziehen müssen. Wir wollten dort ein Zimmer reservieren; weil wir jedoch nichts gefunden haben, sind wir heute in einem Zimmer in einem Gîte rural einquartiert, der sich in Fonteilles, rund 7 km vor Golinhac, befindet.
_____________

A day that was only moderately agreeable! We covered some 25 km in just over seven hours. For various reasons we walked mostly along roads. For those of you who would maybe like to locate Fonteilles on a map, it is a hamlet about halfway between F-12190 Estaing and F-12140 Golinhac.

The morning was overcast, and it just started to rain as we were about to leave our comfortable convent accommodation shortly before 8.30 this morning. Appropriately equipped with our weather protection, we walked down into the pretty town of Saint-Côme-d’Olt. (Olt, by the way, is the old Langue d’Oc name for the river Lot.) The town is very picturesque, but one of its main items of interest is the unusual twisted church spire. The renaissance style sculptures round the entrance portal of this church (Eglise Saint-Côme et Saint-Damien) are also very special.

The staff of the convent had advised against our following the hiking path from Saint-Côme-d’Olt to Espalion, the next town; it could be dangerous after the recent heavy rainfall in the area. For this reason, after crossing the river Lot, which was in full flow, we walked along the road to Espalion. Fortunately, this road is not highly frequented and it more or less follows the course of the Lot.

We passed through the attractive little town of Espalion, with its beautiful gothic Pont Vieux over the Lot. We followed the banks of the Lot out of the town and, in order to avoid a very steep, and possibly hazardous, descent on the hiking path, we once again decided to follow the road to the next town, Estaing,. On the way, we were able to make a short detour to visit the marvellous Roman-style Eglise Saint-Pierre in Saint-Pierre-de-Bessuéjouls.

Estaing is also a very pretty town with an impressive castle and a nice old gothic bridge over the Lot. The town is also associated with the former French president, Valéry Giscard d’Estaing; his father, also a high-ranking politician, was given permission in 1922 to append the name of his female ancestors to his name.

The way from Estaing took us first of all along the banks of the Lot, which at this point becomes an artificial lake created by a dam at Golinhac. We then began a steady, steep climb of a total of 1’150 feet up to the high Campuac plateau. In the course of this climb, the rain, which up to then had been light at the most, became a real downpour. We were fortunate in being able to shelter in a farm outhouse for part of the time, but this heavy shower was the worst rain that we have had since the thunderstorm on the shores of Lake Geneva.

We are now installed in a very comfortable gîte and expect to reach Conques, one of our minor milestones, tomorrow.

Mittwoch, 22. August 2007

36. Tag: Nasbinals – Saint Côme d’Olt

Die Wettervorhersage für heute lautet: pluie soutenue. Tolle Aussichten also für unsere heutige lange Etappe. Doch momentan ist es nur kalt und bewölkt, und ich beschliesse, den Regen abzuwarten, bevor ich den Regenschutz hervorkrame. Das Hotel liegt direkt am Jakobsweg, so dass wir rasch aus dem Ort heraus- und in den Weiler Le Coustat hineinkommen, da die beiden verschmolzen sind. Hier beginnt die angenehme Steigung, um wieder auf die Aubrac-Ebene hinaufzukommen. Wie gestern gehen wir Weiden entlang, die Steine der Mauern sind etwas kleiner geworden und auf den Weiden wachsen gelbe Enzianstauden (leider alle schon verblüht) und violett blühende Disteln. Verstreut sind nun kleine Buchenwäldchen oder einzelne Buchen zu sehen.

Die vielen Bächlein, die den Berg herunterfliessen, verwandeln den Weg jedes Mal in ein Morastfeld, sodass wir unsern Weg über Steine und grosse Grasbüschel suchen müssen. Wir quetschen uns durch eine grosse Anzahl verschiedenster Kuhgatter-Schleusen, immer zwischen Stacheldraht geschützt. Bei einer dieser Schleusen, bei der man auf einen Stein und noch etwas höher auf ein nasses Brett (hochkant) steigen muss, um die eigentliche Schranke zu überqueren, bleibt Robin wahrscheinlich am Stacheldraht, der um die beiden begrenzenden Pfosten gewickelt ist, hängen, rutscht aus und stürzt hinunter. Ein leicht verknackster Knöchel und ein scheinbar verstauchter kleiner Finger sind nebst der zerrissenen Jacke die einzigen Folgen. Nun spricht Robin nicht mehr von seiner Jacke, sondern von deren Ueberresten, obwohl ich daheim den Riss praktisch unsichtbar werde flicken können.

Vom höchsten Punkt aus, den wir heute erreichen (1368 müM), haben eine gute Aussicht auf die tief liegenden Wolken. Obwohl wir wissen, dass dies nur ein Vorgeschmack auf den Herbst in Nordwestspanien ist, sind wir nicht unglücklich, gegen das Städtchen Aubrac hinuntersteigen zu können, dessen trutzige Kirche, l’église Notre–Dame-des-Pauvres, und der danebenstehende hohe Turm von weitem auffallen. Der Turm ist dasr einzige Ueberbleibsel einer mittelalterlichen Pilgerherberge, die von Domherren des heiligen Augustinus geführt worden war. Wir sind nun im Département Aveyron angekommen, was uns aufgrund der Beschilderung des Jakobsweges auffällt.

Bei Aubrac steht ein kleiner Tannenwald, doch sobald wir den Pfad dem Berg entlang einschlagen, der eine sachte Neigung aufweist, befinden wir uns wieder in einem Buchenwald. In den Hecken, die sich zwischen dem Stacheldrahtzaun und dem Pfad gebildet haben, wachsen gelbe Enzian (auch sie verblüht), viele lila und violette Erika, Farn und recht hohes Gras. Der Pfad ist eng und die Grashalme, noch nass vom nächtlichen Regen, erfrischen meine Beine zusätzlich. Es ist ein so angenehmer Pfad, dass wir uns daran gewöhnen könnten, obwohl wir wissen, dass dies nicht von Dauer sein kann. Und wirklich, bald münden wir in einen Steinweg ein, der uns nicht mehr sachte, sondern steil talwärts führt. Die kürzlichen Regenfälle haben ihm offensichtlich zugesetzt und ihn noch weiter ausgehöhlt.

Ueber dem verschlafenen Weiler Belvezet thronen die kläglichen Ruinen der Burg der Herren von Belvezet, die im 13. Jahrhundert jemand waren. Bis nach St-Chély-d’Aubrac geht es weiter bergab, manchmal steil, manchmal leicht geneigt auf Asphaltstrassen. In St-Chély gehört die Kirche auch zu einem ehemaligen Priorat, das sich der Pilgerbetreuung gewidmet hatte. Die Kirche hat zwei Querschiffe und zwei Emporen, die vom Eingang her bis zum ersten Querschiff auslaufend den Wänden entlang laufen. Eine Statue des heiligen Jakobus als Pilger steht im Chor. Wir überqueren die alte Brücke über die Boralde mit ihrem alten Steinkreuz, in deren Sockel ein kleiner Pilger abgebildet ist.

Hier beginnt es zu regnen, als wir direkt nach der Brücke wieder bergan steigen. Anstatt der Strasse mit ihren Serpentinen zu folgen, klettern wir in der Falllinie empor, bis der Weg abzweigt und flach durch einen wunderschönen Buchenwald führt. Das braune Laub des letzten Jahres am Boden, darüber die gesprenkelten Stämme und zuoberst das fast hellgrüne Laub. Doch auch dieser Weg artet in einen steilen Steinweg aus, der uns häufig über nackte Felsen führt.

Beim Verlassen des Weilers Cambrassats fällt uns der stümperhafte Heckenschnitt entlang des Weges auf. Die Bäumchen und Büsche sind nicht etwa geschnitten, sondern richtiggehend abgerissen (uns somit ausgefranst) und das Schnittgut liegt immer noch herum. Von unseren ehemals traditionellen Novemberbesuchen in England sind wir uns an das dortige Heckenschneiden gewohnt, das die Hecken zwar zurückstutzt, aber nicht verunstaltet. Nach getaner Arbeit wird das Schnittgut dort auch eingesammelt. Wie wäre es mit ein paar Nachhilfestunden in Häckseln?

Doch unser Weg zweigt wieder ab und da sind sie: die Edelkastanienbäume, deren abgefallene Blätter und Blüten den Waldweg so weich polstern. Hier rasten wir etwas, bevor wir auf einem steilen und steinigen Weg, teilweise über nackte Felsen, weiter talwärts steigen. An und für sich ist dies kein Weg, sondern nach dem Regen der letzten Tage ein Bachbett, schön mit Stacheldraht eingezäunt, damit ja niemand ausweichen kann. Das Schönste am Weg ist die orange Farbe. Ohne grössere Unbill erreichen wir die Furt durch den Bach Cancels. Nach jedem Bach kommt aber wieder eine Steigung. Langsam kennen wir die Regeln. Dieser Aufstieg ist nicht allzu lange und bald geht’s ja wieder zum nächsten Bach hinunter, den wir auf einer alten, vor lauter Vegetation kaum sichtbaren Brücke überqueren.

Nun aber gilt’s ernst: Im Schweisse unseres Angesichtes bezwingen wir die lange, steile und steinige Steigung nach La Rozière und dies in voller Sonne. Dann ist jedoch das Schlimmste geschafft. Schon kurz hinter dem Weiler erhaschen wir den ersten Blick auf St-Chôme-d’Olt (385 müM), das weit unten im Tal liegt. Wir wissen, dass das Kloster, in dem wir ein Zimmer reserviert haben, auf dieser Seite des Ortes liegt und folgen beim Ortseingang der Hauptstrasse, um es nicht zu verpassen. Olt ist übrigens die alte Bezeichnung für Lot.

Das Couvent de Malet ist inzwischen total renoviert worden und heisst jetzt Espace Rencontre Angèle Merici. Es ist ein eindrückliches Bild, das sich uns vom Eingang her bietet und der Empfang ist herzlich und zugleich professionell. Wir werden zu unserem Zimmer geführt, als es zu regnen beginnt; nicht etwa ein bisschen, sondern Bindfäden. (St-Jacques est avec nous!)

So haben wir heute also relativ locker 33 km zurückgelegt. Den Füssen geht es übrigens ganz gut. Meine Löcher von den Kieselsteinen heilen langsam und neue Blasen sind nicht aufgetaucht. (Vielleicht lerne ich auch einfach richtig zu gehen?)

--------

Today was quite strenuous. On the one hand, the distribution of the accommodation possibilities was such that we had the alternatives of either having an extremely short day or a rather long one. We chose the long version and thus covered today 33 km which took us about 8¾ hours. On the other hand, in the course of the day, we have descended a total of 3’300 feet. As a compensation for our efforts, tonight we will again have a new experience – we will be sleeping in a former convent.

After a cold and rainy night, the weather was cool and cloudy when we left Nasbinals just before 8.30 this morning. Very soon we were away from civilisation and started crossing the high plain towards Aubrac. This high plain is beautiful moorland which is used primarily as pasture. Here we had our third minor mishap of the trip: In crossing one of the stiles separating two such pastures, I managed to slip on the wet wooden bar and perform a backwards somersault. Far from getting high marks for technical merit, I managed to twist my ankle, sprain a joint in the little finger and open the cuff of my anorak. Fortunately, none of these is serious.

The paths across this moor were quite marshy in places, but we managed to traverse them without mishap.

After reaching 4’560 feet, the highest point on our day’s journey we descended to the small town of Aubrac. From here, after a short gentle climb, the descent continued to the picturesque little town of Saint Chély d’Aubrac. Much of this descent was on stony paths, which I personally dislike; it is difficulty to make a steady progress and there is always a real danger of making a wrong step and either falling or twisting an ankle. Very often, these paths doubled up as small rivers, which did not make walking more agreeable.

At the exit from Saint Chély d’Aubrac there is a particularly nice old stone bridge, in the middle of which there is a cross with the sculpture of a praying pilgrim. After this bridge, we began a long climb, first of all along small paths and roads, but then on a wide path through a deciduous forest. This was probably the most agreeable part of the day’s walk.

After practically regaining much of the height that we had lost on our way down to Saint Chély d’Aubrac, we then started to descend, first of all gently, later quite steeply down stony paths down to the river Cancels. Having again reached a minimum of altitude, the path then climbed up to the hamlet of La Rozière. Finally, from here we could begin our long drop (mostly on stony paths) towards our day’s destination, the town of Saint-Côme-d’Olt.

Here we will be spending the night in a former convent, the Couvent de Malet. Here we were received very friendlily and the rooms here would do justice to a first class hotel.

With the exception of a very few drops of rain in the middle of the afternoon, the weather remained dry today, we even had some prolonged sunny spells. Shortly after we arrived a the convent however, it began to rain really heavily; our guardian angel is still watching over us!

Dienstag, 21. August 2007

35. Tag: Aumont-Aubrac - Nasbinals

Es regnet in Strömen als wir das Hotel verlassen. Wir nehmen eine Abkürzung, um nicht wieder mehr als einen Kilometer zum Bahnhof und auf der andern Seite der Gleise zurückzugehen. Die Strasse mündet in eine Siedlung und schliesslich in eine Forststrasse durch einen lichten Wald. Bald hören wir den Lärm der Autobahn, die wir unterqueren, bevor wir weiter nach La Chaze-de-Peyre marschieren. Wir verstecken unsere Hände in den Aermeln und bereuen fast, keine Handschuhe eingepackt zu haben, denn es ist nicht nur kalt, sondern es weht auch ein kalter Wind.

Die Leute von La Chaze-de-Peyre kennen offenbar ihre Pappenheimer, bzw. ihre Pilger, stehen doch am Ortseingang drei Schilder, die Hinweise in dieser Reihenfolge geben: Toilette / Eglise / Bar-Restaurant. In La Chaze-de-Peyre besichtigen wir die Kirche, die ursprünglich romanisch war. Sie wurde 1728 wieder aufgebaut, nachdem der Kirchturm eingestürzt war. Schon bald nach diesem Weiler erreichen wir die schöne Chapelle de Bastide mit ihren lieblichen Wandmalereien.

Wir kommen an einem Hafer- und einem Linsenfeld vorbei, es regnet nicht mehr, und wir sehen sogar einen kleinen Zipfel blauen Himmels. Im Weiler Lasbros bewundern wir ein schön restauriertes Steinhaus mit dem charakteristischen Bogen über dem Eingang. Es sind zwei längliche Steine mit einem Mittelstein in Keilform, der den flachen Bogen hält. Viele Häuser und Ställe weisen hier solche schön gearbeiteten Bögen auf.




Typisches Portal des Aubrac / Typical Aubrac portal

Auf der andern Strassenseite erwartet uns ein Märchenwald. Es ist ein lichter Föhrenwald, wo alles dicht mit Flechten überwachsen ist. Sogar die Pfosten der allgegenwärtigen Stacheldrahtzäune sind damit bedeckt. Falls es stimmt, dass Flechten ein guter Indikator der Luftverschmutzung sind, hat die hiesige Luft Topqualität. Nach Les Quatre Chemins, wo (wie der Name es nicht sagt) fünf Strassen zusammenlaufen, durchqueren wir einen Waldfriedhof, wo die entwurzelten Bäume abgesägt und dem Schicksal überlassen wurden. Es entwickelt sich bereits neues Leben daraus, junge Föhren spriessen und der unvermeidliche Ginster ebenfalls.

Nun aber erblicken wir das leicht gewellte Hochplateau des Aubrac mit seinen Grün- und Gelbbrauntönen. Zwischen den Weiden sind Steinwälle aufgeschichtet, die manchmal sogar das Aussehen von Trockenmauern annehmen. Die Steine sind teilweise Felsbrocken, so dass ich mich frage, wie diese in alten Zeiten von den Feldern hierher gebracht worden sind. Die Stacheldrahthalter sind einbetoniert und der Weg dazwischen wäre recht gemütlich breit, wenn sich nicht auf beiden Seiten Wachholderbüsche – zum Teil recht hoch und ausladend – gelber Enzian und viel hohes Gras breit gemacht hätten. Auf dieser Ebene stehen praktisch keine Bäume und auf dem Grasland weiden Rinder, die einer besonderen Rasse angehören, eben der Rasse Aubrac. Sie sind honiggelb und etwa so gross und massig wie Aberdeen Angus, ohne jedoch deren langes Fell zu haben. Die Weiden sind ebenfalls mit Steinwällen und Stacheldraht voneinander abgetrennt und die grössten Felsbrocken wurden auf dem Weideland gelassen und zu Haufen aufgetürmt, aus denen Gebüsch spriesst.

Die Sonne hat sich nun durchgesetzt und es wird entsprechend angenehm warm. Einen kleinen Bach überqueren wir auf quergelegten langen Granitsteinen und erreichen den Weiler Finieyrols, von wo aus wir den dahinterliegenden Berg (1273 müM) besteigen, der eigenartigerweise La Colline heisst. Hier ist das Land wilder und die umherliegenden Felsbrocken bedeutend grösser. Von der Kuppe der Colline erschliesst sich uns eine beeindruckende Rundsicht auf diese weite Hochebene, die wir nun teilweise bereits durchwandert haben. Wir steigen auf der westlichen Seite durch ein Meer von Erika (oder lautet der richtige Name Heidekraut?) ab, das dem ganzen Berg eine lila/violette Farbe gibt.

Weiter unten überqueren wir auf der schönen alten Steinbrücke mit ihren zwei dreieckigen Erkern die Peyrade, die bestimmt mehr Wasser führt als sonst.

Beim Weiler Rieutort-d’Aubrac hat eine Rinderzucht die alte Buckingham-Mühle verdrängt, die nach dem englischen Kriegsherrn benannt war, der dort scheint’s eine Niederlage erlitten hatte, und im Volksmund „Moulin de Bounquincan“ hiess.

In Montgros, mit 1234 müM dem höchsten Punkt, den wir heute erreichen, bewundern wir wieder die Bögen über den Eingängen sowie zwei schöne Brunnen, die ganz niedrig sind und zwei Tröge aufweisen: einen rechteckigen und einen runden.

Nach einer guten halben Stunde erreichen wir das malerische Dorf Nasbinals, als es eben wieder zu regnen beginnt. Hier haben wir ein Zimmer im Hôtel de France reserviert. Aber bevor wir es erreichen, besuchen wir noch die wunderschöne romanische Kirche aus dem 14. Jahrhundert mit ihrem achteckigen Turm. Die Kirche ist aus braunem Basalt gebaut und hat ein Schieferdach, wie die meisten Häuser dieses Ortes. Drei der Kapitelle des Eingangs sind mit Ranken verziert, während das dritte den Kampf eines Schützen mit einem Lanzenträger darstellt. Der Eingang befindet sich auf der Südseite, denn an der Westseite ist ein Haus angebaut, das früher ein Priorat war und heute das Pfarrhaus ist. Hier stempelt denn auch der nicht übermässig begeisterte Pfarrer unseren Pilgerpass.



Eglise de Nasbinals

________________

Today we had a quite comfortable day – we covered some 26.5 km in about 6½ hours.

It rained really heavily in the night and it was cool and raining moderately when we left our hotel at about 8.10. The rain however eased after about one hour and it had stopped altogether by about 10 o’clock. Later in the day, we even had long sunny spells, so that the walking conditions were good.

The first part of the journey took us along roads and wide woodland paths, under the A75 motorway, to the villages of La Chaze-de-Peyre and Lasbros, before we started a gentle climb through a forest. Fortunately for us, none of the paths were slippery after the heavy rain, so the climb was agreeable.

The way to the hamlet of Finieyrols was across the undulating Aubrac plain. Although the paths were very wet, even marshy in places, the way was agreeable. The Aubrac plain lies at an altitude of 3’500 to 4’000 feet and is a relatively wild, but beautiful area. For me, it is reminiscent of the Welsh hills or the Scottish Highlands. The plain, which is criss-crossed by dry stone walls, is mainly devoted to cattle farming (an especially hardy breed of cattle, in view of the often tough conditions).

After Finieyrols, we had a short, stiff climb up to an altitude of 4’250 feet over a minor pass and then descended gently through wild countryside (with large banks of heather) and crossed a beautiful old stone bridge over the river Bès, before climbing up to the hamlet of Montgros.

From Montgros, it was a gently descent to our destination along a path with a rather loose stone surface. We arrived here shortly after 15.30.

The village of Nasbinals is really pretty. The houses are all constructed of brown basalt blocks in the local traditional style, with the typical slate roofs. The church in Nasbinals is one of the nicest looking that I have seen. It is also constructed of the local basalt blocks, and is an almost perfectly proportioned piece of architecture.

Montag, 20. August 2007

34. Tag: Chanaleilles - Aumont-Aubrac

Beim Verlassen des Gîte bläst uns ein kalter Wind ins Gesicht. In der Nacht hat es geregnet und die dunklen Wolken hängen tief. Zuerst gibt es eine Diskussion über die Richtung, da wir beschliessen, den traditionellen Weg einzuschlagen. Wir einigen uns schliesslich mit Brigitte, die auch in einem der Zimmer des Gîte geschlafen hat, darauf auf der Hauptstrasse zuerst ins Dorf hinauf und dann wieder hinaus zu gehen. Bei diesem kalten Wetter hat es kaum Verkehr und die sanfte Steigung ist über fast 6 km problemlos zu bewältigen.

Auf dem Scheitelpunkt des Passes steht ein grosser Stein, und wir erwarten, dass dort die Höhe über Meer geschrieben steht. Doch stattdessen wird die Jagd und das Fischen verboten. Trotzdem wissen wir, dass wir auf dem Col de l’Hospitalet auf 1304 müM angekommen sind. Irgendwo in dieser Gegend verläuft die Grenze, die uns kundtut, dass wir jetzt im Département Losère angekommen sind. Kurz danach erreichen wir die Kapelle St-Roch, wo uns ein Animateur (so nennt er sich selbst) empfängt, und uns Informationen und Ratschläge aufdrängen will. Wir aber möchten nur in Ruhe die einsame Kapelle besuchen und den Pilgerpass stempeln.

Von der Passhöhe steigen wir vorerst einen guten Pfad hinunter, immer in einem lichten Wald, bis wir die Ebene (immer noch die Margeride) erreichen. Es ist eine eher unwirtliche Gegend, vor allem Grasland und einige wenige Weizenfelder, die noch nicht geschnitten sind. Die Kühe haben alle Farbnuancen von weiss bis dunkelbraun und verstecken sich auf manchen Weiden zwischen dem Ginster. Aber auch hier ist offensichtlich das Gras in Nachbars Garten grüner, fressen doch viele von ihnen angestrengt sich streckend unter dem Haag hindurch. Nun sind es Föhren, die uns die Sicht auf die umgebenden Berge und Hügel verdecken, und in den allgegenwärtigen Hecken wächst vor allem Ginster und vereinzelt Waldweideröschen. Hier verlässt uns Brigitte, denn sie hat offensichtlich Mühe mit unserem Rhythmus.

Nach der Ueberquerung eines Baches gilt es, den nächsten Pass (1207 müM) durch einen Föhrenwald zu erklimmen. Doch langsam nähern wir uns nun St-Alban-sur-Limagnole, einer kleinen Stadt, die durch ihre wunderschönen Schieferdächer auffällt. Die Schieferplatten in Wappenform sind unten grösser und auf den Seiten breiter, während sie gegen oben immer kleiner werden. Manchmal stehen sie am First über die Gegenseite hinaus vor. Die romanische Kirche mit ihrer Glockenarkade lädt mit den vielen Stufen, die zu ihr hinunterführen zu einer Rast ein. Die Kirche ist aus Sandstein in verschiedenen Farben gebaut. An der Aussenwand ist ein in mehr oder weniger menschlicher Form ausgehöhlter Stein angebracht, in dem sich Pilger in früherer Zeit erholen konnten. Die ganze Stadt wird jedoch dominiert von der psychiatrischen Klinik mit 600 Patienten, die zuoberst auf dem Hügel steht. Vergrössert und modernisiert ist sie die Nachfolgerin der 1821 im Schloss der Apcher errichteten Irrenanstalt. Vom Kriegsdenkmal aus nehmen wir wieder kurz die Hauptstrasse, um uns nach Grazières-Mages zu wenden. Die Wegbeschreibungen erwähnen hier immer Kreuze, die spezielle Namen haben. An jeder Weggabelung steht eines und dient so immer der Orientierung. In Chabanes-Planes steht z.B. das Croix de l’Azuel, von wo wir nach Süden abbiegen.



Was ist das? Wozu dient es? / What is this? What is it for?

Hier steigen wir auf einem Kiesweg steil ab und erreichen so Les Estrets (940 müM), an dessen Eingang eine Schafherde weidet, der ungewöhnlich viele Lämmlein angehören. Auch hier sind die Häuser auf gleiche Art mit Schieferdächern bedeckt. Ein Einwohner erklärt uns, dass diese Dächer hundert Jahre dauern und nur von Spezialisten gedeckt werden können. Er erwähnt auch das grosse Gewicht der Steine (obwohl sie sehr dünn sind). Die kleine romanische Kirche ist in eine Häuserzeile integriert und hat zwei Glockenarkaden.



Neues Haus mit typischen Schieferdach / New house with typical slate roof

Nach dem Verlassen des Dörfchens überqueren wir den Bach La Truyère, einen Zufluss des Lot, und steigen wieder einmal steil über nackte Felsen den Berg hinan. Die Wolken haben sich in der Zwischenzeit etwas aufgelockert, sodass wir eine Apfelpause einlegen. Felsbrocken zum Absitzen liegen genug im lichten Föhrenwald umher.

Auf der Höhe eines Hügelzuges wandern wir weiter westwärts. Die Aussicht ist durch Bäume verstellt. Allerdings liegen auch viele entwurzelte Bäume am Boden. Die Rinden sind bereits verrottet. Ob es ein Sturm war? Am Wegrand sind drei Baum-, Gras- und Mooshütten aufgebaut, die offensichtlich Schutz vor Unwetter gewähren sollen. Auf der uns unendlich lange scheinenden Kiesstrasse erreichen wir eine Lichtung, wo wir zurückschauen und die ganze Bergkette der Margeride, die wir durchquert haben, erblicken.

Auf der Hauptstrasse nähern wir uns Aumont-Aubrac, unserem heutigen Etappenziel. Wir sind inzwischen im Bergland Aubrac angelangt, das sich zwischen den Tälern der Truyère und des Lot erhebt. Auf der Suche nach dem Bahnhof, in dessen Nähe unser heutiges Hotel liegen soll, kommen wir an der grossen Kirche St-Etienne vorbei, deren Apsis aus dem 14. Jahrhundert stammt und deren neueste Glasfenster in den sattesten Farben leuchten (sie stammen aus dem Jahre 1967). Der Bahnhof befindet sich am andern Ende des langgezogenen Dorfes und wird kaum mehr benützt. Noch weiter aussen finden wir schliesslich das Hotel Le Relais de Peyre.
________________

Once again, we have made good progress – 29.5 km in about 7½ hours.

The weather today was overcast and there was a quite cold wind. The low temperature meant that we occasionally had personal thermal regulation problems, and that the windproof jackets came off and on a number of times during the day.



Eglise de Chanaleilles mit Glockenarkade / Chanaleilles church with typical bell tower

After stocking up with fruit for the day, we left the village of Chanaleilles at about 8.30 in the company of Brigitte, a young Frenchwoman.

Our chosen route took us along a quiet road up to the 4’350 ft high Col de l’Hospitalet (the highest point of our day’s journey). This route is more direct (shorter by 4 km) than the signposted route, which makes a detour from the historic Camino to pass by a gîte. Once again, it was evidently possible for an influential gîte owner to allow priority to be given to his commercial interests rather than to historical authenticity.

Shortly after reaching the pass summit, we crossed into the département of Lozère and reached the Chapelle Saint-Roch, a nice little chapel built in 1901. After visiting the chapel, we descended through meadows and forests on mostly agreeable paths down to the town of Saint-Alban-sur-Limagnole. Here Annette was able to stock up with bread. We were also able to visit the church, which is built of sandstone of various colours and has an open bell tower, in the style typical for this area.

From St. Alban, we had a fairly long and strenuous climb on rocky paths through pine forests and then a short, steep descent to the hamlet of Les Estrets down a tricky loose-grit path. This hamlet is especially beautiful. Many of the houses are built from local granite blocks and have their roofs covered with local slate, laid in a special order (sizes of the tiles decreasing from eaves to ridge).

The last stretch from Les Estrets to Aumont-Aubrac involved a steady climb up partly loose-stone paths up to a high ridge. The reward for our efforts was that we had a superb view back over the Margeride range of mountains that we have been crossing the last day and a half.

We arrived at our day’s destination at about 16.00.

There are now regular signposts on our way, giving the distance to Santiago de Compostela. Although the distances given are sometimes to be taken with a pinch of salt (if they were all to be believed, sometimes we are getting further away from Santiago), it is fairly sure that we now have less than 1’500 km left to cover. Not much more to go!

Sonntag, 19. August 2007

33. Tag: Saint-Privat-d'Allier - Chanaleilles

Frisch ist es heute morgen beim Verlassen von St-Privat d’Allier. Aber gleich hinter dem Dorf beginnt eine steile Steigung, die uns durch Hecken und Wäldchen auf die Höhe von Rochegude (967 müM) bringt. Der Weiler Rochegude war eine Festung an der Grenze zwischen dem Veley und dem Gévaudan. Die Kapelle St-Jacques ist weitherum sichtbar und umgekehrt ist von dort eine einmalige Rundsicht über den Taleinschnitt des Allier, aber auch auf die ihn umgebenden Berge zu geniessen.

Nun geht’s aber bergab. Und wie. Es ist genau der steile Pfad mit nacktem Felsen, Baumwurzeln und weichem Waldboden, wie ich ihn für einen Abstieg liebe (und Robin ihn hasst).

Im Weiler Pratclaux sind alle Briefkästen individuell bemalt und offensichtlich auf die Bewohner abgestimmt. So hat es Esel, Enten und andere Sujets drauf. Das gibt dem Weiler einen fröhlichen Anstrich, der nicht so recht zu den dunklen Häusern passen will.

Wir steigen weiter ab, nun auf einer steilen Asphaltstrasse, bis wir Monistrol-d’Allier erreichen. Da dieses Dorf in einem tiefen Taleinschnitt (619 müM) zwischen ein paar Bergen liegt, wurde hier bereits in den 1920er Jahren das erste Wasserkraftwerk gebaut. Inzwischen ist mindestens noch eines dazugekommen, wie die vielen Hochspannungsleitungen beweisen, die von hier ausgehen. Wir überqueren den Allier auf einer Eisenbrücke und steigen zur romanischen Kirche auf, die auf einem Hügel das Dorf überragt. Wie viele Kirchen hat sie anstatt einem Turm eine Mauer mit Oeffnungen im oberen Teil, wo die Glocken in einer Linie und von zwei Seiten sichtbar eingehängt sind.

Wir steigen weiter an Basaltorgeln vorbei und haben auf der andern Seite eine gute Sicht auf den Allier und das Dorf. Der Weg ist steil und mit Treppen durchsetzt, denn wir müssen ja die Klippen erklimmen, die den Allier umgeben. Bei diesem Aufstieg fragt mich ein Franzose, ob sich auf unserem Weg von der Schweiz her auch schon Berge befunden hätten. Ueberhaupt die „Coquillards“: Heute sehen wir so viele wie vorher auf dem ganzen Weg nie. Es ist ein ständiges Ueberholen. Vielleicht liegt es daran, dass wir inzwischen recht fit sind und die Aufstiege problemloser meistern als noch den Etzel oder die Haggenegg. So beschliessen wir in unserem jugendlichen Uebermut, heute eine besonders lange Etappe einzulegen, um die Menschenmassen etwas hinter uns zu lassen.

Die Hochebene, die wir nun erreichen, ist bereits 1022 müM. und scheint eine recht raue Gegend zu sein. Jedenfalls sind ihre strengen Winter berüchtigt. Hier gibt es noch Weizen- und Linsenfelder neben den vielen Weiden, später nur noch Weideland und Nadelwälder. Kurz nach Montaure treffen wir auf einen Schafhirten mit seiner Herde und drei Hütehunden. Wir wechseln ein paar Worte und ich darf ihn fotografieren.

Auf dieser Hochebene, der Margeride, liegen ein paar verschlafene Weiler, die wir durchqueren, bevor wir nach Saugues hinunterstechen (ja es ist schon wieder steil). In Saugues steht neben der Kirche St-Médard der Engländerturm (Tour des Anglais). Wir finden nicht heraus, weshalb er so heisst, rasten aber trotzdem vor ihm und der Kirche unter einem wunderschönen, sicher 5 m hohen Eisenkreuz. Saugues wird überragt von einer weissen Madonnenstatue, die etwas ausserhalb der Stadt auf einem Berg steht. Auch viele grosse Holzskulpturen zieren die Einfallsstrassen. In Saugues sind die Häuser nicht mehr so dunkel, werden doch hauptsächlich Granitsteine zum Bau verwendet, allerdings manchmal mit Einsprenkeln von Basalt.

Beim Wiederaufstieg auf die Hochebene kommen wir durch den Weiler Malzieu, wo sich sogar eine Notschlafstelle für Pilger befindet. Ueberhaupt scheint sich seit Le Puy hier eine regelrechte Pilgerindustrie etabliert zu haben. So ist es möglich, sich das Gepäck an die nächste Uebernachtungsstätte senden zu lassen; der Jakobsweg wird umgeleitet, damit der Gîte, der sonst kein Geschäft machen würde, nicht zu kurz kommt. Dies war auf der gestrigen Etappe der Fall, aber auch auf der morgigen, wo wir mindestens 4 km sparen, wenn wir dem traditionellen Weg folgen, anstatt dem kommerziellen.

In La Clauze sehen wir von weitem einen hohen Turm, der ganz allein steht und – wie sich beim Näherkommen herausstellt – ganz eigenartig auf einem Granitblock steht. Er ist der einzige Ueberrest eines Schlosses, das in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gebaut worden war und während dem Hundertjährigen Krieg und den Religionskriegen eine wichtige Rolle gespielt hat. In diesem Weiler sind die Häuser bereits ganz hell und irgendwie scheint mir, dass die Menschen auch fröhlicher seien (wahrscheinlich nur Einbildung).

Wir folgen der Asphaltstrasse bis kurz vor Falzet, wo wir noch einmal einen ausgesprochen steilen frisch gesplitteten Weg nehmen müssen. Im Weiler Villeret-d’Apchier gibt es eine heilige Quelle, die source St-Pierre, deren Wasser heilende Wirkungen zugeschrieben werden. Wir machen also den Umweg, um unsere Flaschen zu füllen, aber leider ist die Quelle versiegt.

Kurz nach dem Dorf überqueren wir den Bach Virlange bevor wir unsere zweitletzte Steigung für heute in Angriff nehmen. Und diese Steigung hat es in sich. Sie ist ausgesprochen steil und zudem ist es eine Geröllhalde. Aber auch dies schaffen wir, und beim anschliessenden Abstieg sehen wir schon bald den Friedhof des Weilers Chanaleilles vor uns. Wir wissen also, dass dies die letzten Kilometer sind, denn in Chanaleilles wartet ein Zimmer in einem Gîte auf uns. Die romanische Kirche des Weilers hat auch eine „Glockenmauer“ mit fünf Glocken. Die drei grossen hängen in einer Reihe unter den beiden kleinen.

Heute sind wir etwas müder als sonst, sind wir doch tatsächlich 35 km marschiert, ohne die Umwege für Kirchen, Kapellen, Quellen und sonstiges einzurechnen.

-------------

On our 33rd day, we advanced some 35 km in just under nine hours. Due to the situation with accommodating the large number of pilgrims making it difficult to find a place to stay the night, today we were obliged to walk a little bit longer than we would otherwise have preferred.

The weather was quite cool and cloudy when we left Saint-Privat-d'Allier at about 8.10 this morning. The steep climb up to Rochegude began practically immediately after leaving the hotel, so that we were soon warmed up. In Rochegude there is a tower, all that remains of a former castle, and a chapel, which however was not open. The view from Rochegude over the deep valley of the Allier was phenomenal.

This climb was followed by a descent of 1’150 feet down to the small town of Monistrol d’Allier. The path was often very steep and stony. Fortunately for us, everything was dry, otherwise the path could have been quite difficult.

On the way down, Annette telephoned around to fix up a room for us for the night. She was able to reserve a place in a gîte in the village of Chanaleilles, which involved a somewhat longer walk than we would maybe have wanted, but was not too far for us to walk in the day.

Since one of the main features of Monistrol d’Allier is a hydro-electrical power station, there are power lines running through the whole valley like spiders’ webs.

After a short visit to the church, the climb up the other side of the valley of the Allier began on asphalted roads. After a short, but very stiff climb, we reached the Chapelle Madeleine, which is built into a cave in the side of the mountain.

The steep climb continued on stony paths up the hamlet of Escluzel and then further through woods before reaching a more or less flat plateau. Here we walked through agricultural countryside (much dairy-farming) before descending into the town of Saugues.

We had a short pause in Saugues to rest our feet before setting off on the next part of the journey. This involved a steady climb, first of all along roads through pasture land, and then along a wide path through a pleasant pine forest, before arriving in the hamlet of Le Falzet (height 3’780 feet). From here, we descended further into the hamlet of Le Villeret d’Apchier, in which there are houses decorated with animal figures hewn into the stone facades, and in which there is a spring with allegedly healing properties.

We then had a short, steep climb and a steady descent to Chanaleilles, where we arrived at about 17.00, having done enough walking for the day.