Samstag, 1. September 2007

46. Tag: Lauzerte – Moissac

Schon früh am Morgen haben wir eine äusserst erfreuliche Ueberraschung. Auf unseren Wunsch hin, vor 8.00 Uhr zu frühstücken, hat uns das Hotel alles im Esszimmer bereitgestellt. Reichlich Butter und Konfitüre sowie ein Fläschchen Orangensaft in einem Plastikbehälter mit Kühlelement, Kaffee und heisses Wasser für den Tee und Brot schön vorbereitet. So verlassen wir also Lauzerte bereits um 7.30 Uhr und begeben uns dem Friedhof entlang ins Tal hinunter.

Hier wandern wir der Sonne entgegen (ja, auch hier geht sie im Osten auf) und einem Teich (genannt Lagune) entlang, bevor wir den ersten Hügel in Angriff nehmen. Hier haben wir eine wunderbare letzte Sicht auf das weisse Lauzerte, das in der Morgensonne geradezu leuchtet auf dem Hügel. Durch schönen Wald erreichen wir Mirabel und den Weiler Charton, wo wir einen auf Stelzen gebauten Pigeonnier bestaunen und bald die kürzlich renovierte Kapelle St-Sernin erreichen, die leider geschlossen ist. Beim Abstieg ins nächste Tal begleiten uns Sonnenblumenfelder und Obstbäume.

Neben der Strasse, auf der wir auf dem Talboden weiterziehen, fliesst auf jeder Seite ein Bächlein. Um das eine wächst Schachtelhalm (Chatzeschwänz), durch Büschel violetter Orchideen aufgelockert (ich hoffe sehr, dass die Schachtelhalme daheim nicht so überhand genommen haben!), während auf der andern Seite Rohrputzer vor dem Maisfeld stehen.

Vor der Auberge de l’Aube Nouvelle macht sich eben ein gutes Duzend Leute auf den Weg; wir haben aber das Glück, den einzigen Laden auf dem Weg in Durfort-Lacapelette vor ihnen zu erreichen, und kaufen dort Früchte für den Tag ein. Dies ist ein ausgesprochenes Strassendorf, ohne Zentrum und sogar ohne Kirche.

Von hier aus wird die Vegetation direkt üppig. Die wellige Landschaft ist wieder grün in grün und alles scheint hier zu wachsen. Sogar in den Hecken sehen wir Quitten- und Feigenbäume. Die Abhänge sind mit Obstplantagen bedeckt und in den Senken stehen Pappeln und Eschen(?) in Reih und Glied.

Nun folgen wir der bequem der Strasse über den Weiler St-Martin, und nachher einem Pfad entlang der wieder der Strasse folgt. Hier sehen wir Paul rasten und gesellen uns zu ihm.

Nun gilt es nur noch den letzten Hügel zu besteigen, dessen Rücken wir dann auf bequemen Strassen entlang wandern, bis wir von Gal de Merle aus nach Moissac hinunterkommen. Der Ortseingang von Moissac ist schon hinter uns, aber das Städtchen selbst ist noch weit entfernt. Das Prägendste hier ist der Verkehrslärm, obwohl wir über weite Strecken nicht auf der Strasse gehen müssen. Doch schliesslich können wir in die Altstadt abzweigen.

Die Abteikirche St-Pierre ist riesig und beeindruckend. Ihr von einem Text der Apokalypse inspiriertes Tympanon (12. Jahrhundert) stellt ein bewegtes aber feierliches himmlisches Gericht dar, mit Christus in der Mitte.




Tympan de l’Abbaye St-Pierre, Moissac

Wir beschliessen, die Abtei und den Kreuzgang ohne Rucksäcke zu besichtigen und suchen zuerst das Hotel.




Cloître de l’Abbaye St-Pierre, Moissac

Der Kreuzgang bei der Abtei ist gross, gut erhalten und wunderschön. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Die 76 Arkadenbögen wurden im Jahr 1100 fertiggestellt und gelten als ein Meisterwerk mittelalterlicher Kunst. Die gotische Kirche ist aus roten Ziegeln erbaut (rote Ziegel waren damals ein Zeichen des Wohlstandes). Die Innenwände sind ganzflächig bemalt, sie sehen aus wie tapeziert, aber es ist noch die alte Farbe aus dem 15. Jahrhundert. Im Turm zur Empore ist eine Orgel aus dem 10. Jahrhundert ausgestellt. Neben den zeitgenössischen sieht sie fast ein wenig armselig aus.

Bevor wir zur Brücke über den Tarn hinuntergehen, treffen wir (natürlich) auf Günther, Pierre und Paul, alle auf dem Weg nach Santiago. Wir werden uns also weiter begleiten.




Vlnr: / From left to right: Günther, Pierre, Paul

Hier in Moissac haben wir nun die Hälfte des Weges hinter uns. Obwohl ich manchmal das Gefühl habe, dass unsere kleinen Schritte uns nicht vorwärts bringen, bin ich immer wieder erstaunt, dass wir die Wassertürme, die wir wie Fixpunkte am Horizont sehen, jeweils in relativ kurzer Zeit entweder umrunden oder gar hinter uns lassen. Es besteht also doch Hoffnung, dass wir auch die nächsten 1200 km schaffen.

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We are in Moissac, and have now practically covered half the distance to Santiago. Only about 1’200 km to go!

After an early breakfast, we descended from our eyrie Lauzerte just before 7.30 in very cool conditions. We were soon warmed up by the stiff climb which immediately followed the descent from the village.

The way took us up to a ridge, from which we had, inevitably, the next descent. In the valley, the cars of some pilgrims from Northern France and the accompanying car of a German group were parked. Making a pilgrimage with the support of a motorcar is evidently the modern way to do it.

We were joined by the group of 20 Northern French pilgrims at the ‘Auberge de l’Aube nouvelle’ and were fortunate in arriving at the village of Dufort-Lacapelette before them. Here we purchased fruit for our lunch; after the influx of this group, the shop would have been sold out!
The path took us, over hill and dale as usual, through quite fertile farming country – at least more lush than the Quercy blanc that we had just left.




Le Quercy Blanc

The entrance into Moissac, our day’s destination was on busy roads. We arrived at our hotel at about 15.15. Moissac is a very interesting town with an 11th century abbey and marvellous cloisters. Since we arrived early, a short sightseeing trip is planned.

Freitag, 31. August 2007

45. Tag: Pechpeyroux - Lauzerte

Nachdem wir gestern in der Dunkelheit im Siebzehnseelendorf umhergegeistert sind und sämtliche Hunde verängstigt haben, weil wir in der Mitte der einzigen Strasse den Blog wegsandten und somit Robins T-Shirt gespensterhaft fahl vom Bildschirm beleuchtet wurde, machen wir uns heute morgen prompt in die falsche Richtung auf die Socken. Es ist sonnig aber recht kühl.

Bis Lascabanes nehmen wir die Hauptstrasse und steigen von dort zur Chapelle St-Jean-le-Froid hinan. Die Gegend ist immer noch karg, aber voller Sonnenblumenfelder soweit das Auge reicht. Die grossen Köpfe hängen traurig herunter. Nur vereinzelte Blumen haben ihre gelben Blütenblätter noch behalten. Daneben liegen geeggte Aecker, die in der Sonne hell leuchten. Die Gegend heisst nicht vergebens Quercy Blanc. Es sind die weissen Steine, die ihr zum Namen verholfen haben. Auch der Weg ist weiss und in den Sonnenblumenfeldern sieht man neben den Steinen die Erde kaum mehr. Hier fällt uns auf, dass wir zwar immer noch zwischen Hecken wandern, aber Stacheldraht ist keiner mehr sichtbar.

Die näheren Hügelzüge sind bewaldet. Doch einer ist kahl und die Erosion hat tiefe Furchen darin hinterlassen.

Bereits vor Montcuq sehen wir vom Hügelrücken hinab den viereckigen Bergfried, der das Städtchen überragt. Er ist der Ueberrest einer Burg aus dem 13. Jahrhundert. Seine Mauern sind bis zu 1,9 m dick. Bevor wir jedoch zum eigentlichen Städtchen aufsteigen können, müssen wir ins Tal hinunter. Montcuq ist ein lebhafter Ort mit zwei Kirchen. Die Eglise St-Hilaire steht fast zuoberst auf dem Hügel. Sie wirkt recht imposant mit ihrem achteckigen Glockenturm. In Montcuq finden wir aber auch einen Früchteladen sowie ein schattiges Bänkchen.

Heute lüftet sich für mich auch das Geheimnis der vielen Taubenhäuser im Quercy Blanc. Die Taubenhaltung war in Frankreich lange dem Adel vorbehalten. Der Taubenkot war im Mittelalter für die Medizin und anstelle von Hefe für die Herstellung von Patisserie gefragt. 1789 wurde das Privileg abgeschafft, doch die Taubenhaltung blieb Prestigefrage. Seither halten die meisten Bauernhöfe im Quercy Blanc Tauben, deren Kot ein willkommenes Düngemittel für die Kulturen in einem Gebiet liefert, das nur wenig Viehzucht kennt.

Durch einen Hohlweg gelangen wir zum Eingangstor des Château Charry und folgen dann einem Waldrand in eine Senke. Hier ist die Vegetation bedeutend weniger karg, und an der Flanke des Hügels, den wir besteigen, sind grosse Hirsefelder und Steinobstkulturen angelegt.

Irgendwo hier überqueren wir auch noch eine Grenze: nun sind wir im Département Tarn-et-Garonne. Wie gewohnt merken wir es an der Wegbeschilderung.

Wir umrunden das Dorf Montlauzun, das auf einer Hügelkuppe thront, bei den ersten Häusern und steigen wieder gegen die Strasse ab, bevor wir auf einem steilen Lehmweg wieder auf einen Bergrücken gelangen. Dieser Weg ist mit einem Seil versehen, das bei Nässe Halt geben soll. Wir haben jedoch heute Glück, denn er ist ausgetrocknet. Von hier aus folgen wir lange einem schön weichen Waldpfad, doch dann geht es ebenso steil wieder hinunter. Wieder auf festgestampftem trockenen Lehm, durch den das Wasser Gräben gefressen hat. Es gibt nur Disteln und Stacheldraht, um uns daran festzuhalten. Würden wir ausrutschen, kämen wir im grossen Hirsefeld, das darunter liegt, zum Stillstand.

Doch es kommt nicht soweit, und wir können sofort wieder den Aufstieg ins mittelalterliche Städtchen Lauzerte in Angriff nehmen, wo wir heute im Hôtel du Quercy übernachten werden. Wir deponieren nur die Rucksäcke, bevor wir ganz hinaufsteigen, um das wunderschöne Städtchen zu besuchen. 1990 wurde Lauzerte als eines der „plus beaux villages de France“ ausgezeichnet. Die Häuser aus weissem Stein geben dem Ort ein südländisches, fröhliches Aussehen und die alten Fachwerkhäuser dazwischen sind gut erhalten. Der Hauptplatz (Place des Cornières) mit seinen Arkaden lädt zum Verweilen ein. Hier treffen wir auch Paul, der heute Geburtstag hat und sich mit seiner Mutter und seiner Schwester dort niedergelassen hat. Unsere Herbergsmutter hat uns heute morgen gesagt, ein Paul habe annulliert, deshalb habe sie Platz für uns gehabt. Deshalb sind wir sehr erstaunt, ihn zu sehen, hat er ihr doch gesagt, er sei krank und müsse aufgeben. Er beruhigt uns jedoch, er habe sich wieder erholt und sei dann doch losgezogen.

Die Bartholomäus-Kirche steht quer zum Platz und wurde seit dem 13. Jahrhundert ständig erweitert und umgebaut. Sie enthält eine ganze Reihe monochromer Bilder des Malers Joseph Ingres.

Meine Schuhe zeigen erste Zerfallserscheinungen, obwohl sie noch neu sind. Ich habe sie erst Anfang Juli gekauft und erst grad richtig eingelaufen. Auch mein Rucksack benötigt etwas Zuwendung, doch die Sattlerin des Ortes musste weg und hätte erst am Montag Zeit..

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Our 45th day was again a quite comfortable one. We covered 27 km in just about seven hours.

The morning was quite cool when we left our B&B at about 8.20, after saying our farewells to Mme Berrod, her two dogs and seven cats.

We covered the first two kilometres into the pretty village of Lascabanes on a quiet road before climbing up to the Chapel Saint-Jean, a nice, but simple little pilgrims’ chapel set in a small copse.

The way continued to the little town on Montcuq across the plateau of the Quercy blanc with its typical raw scenery. This is a charming little town, with houses in the typical local light-coloured stone and interesting narrow streets. Its church of Saint-Hilaire, which goes back to the 13th century, is particularly attractive with its octagonal bell tower.

From Montcuq, we descended down to a small river before commencing a long climb up a pleasant wooded path back up to the plateau. The way then went down again, to be followed (of course) by a long climb on side roads in the direction of the village of Montlauzun.

From Montlauzun, there was again a descent, which was followed by a really stiff climb up a path through a wood. We were fortunate that the conditions were dry; this path would be perilous if wet – there is even a rope at the side as a (small) help. After negotiating this hurdle, we were once again on a high ridge, which we followed on an agreeable wooded path. The descent from this ridge was less agreeable however. The path down was at least as dangerous as the ascent, without the assistance of a rope. Fortunately it was dry.

This descent was the final drop before we climbed up to our destination for the day, Lauzerte, where we arrived at about 15.15. We were sufficiently early to have time for a bit of sightseeing.

The old part of the small town of Lauzerte crowns a 750 ft high hill and has its origins in the 12th century, when it was a fortified town that controlled the roads from Cahors to Moissac. The buildings in the old part of the town have been restored well and the town is really delightful.

It would appear that many of these villages on the Quercy blanc are being steadily taken over by the English. There are English cars to be seen in many of the places that we have passed through in the last couple of days, English newspapers are sold in the ‘tabacs’ and there is even an English bookshop in Montcuq. In the windows of the estate agents that we have looked at, the descriptions of the property for sale are all in both French and English. Is this the secret revenge for 1066?

Donnerstag, 30. August 2007

44. Tag: Cahors - Pechpeyroux

Die Stadt schläft noch, als wir uns auf Erkundungstour begeben. Das Portal der Kathedrale ist geschlossen, doch wir finden einen maurisch anmutenden Nebeneingang. Von der Strasse führen Stufen ins Kirchenschiff hinunter. Ueberrascht, dass wir die Kirche ganz für uns haben, bewundern wir in Ruhe die alten Wandmalereien und die wunderschönen Glasfenster. Der Kreuzgang ist noch nicht offen, aber wir versuchen, durch das Gitter einen Blick darauf zu erhaschen.

Am Square Olivier de Magny bestaunen wir die mittelalterliche Häuserreihe.und an der Strasse, die am Lot liegt, das Haus von Henri IV. Von dort geht es zur Horloge monumentale, einer Tinguely-artigen Konstruktion, auf der wie auf einer Chügelibahn die Kugeln die Uhr antreiben. Im gedeckten Markt der Stadt decken wir uns mit Proviant ein. Als wir ins Hotel zurückkehren, um die Rucksäcke zu holen, sehen wir, dass die Temperatur mit 9 ° angegeben ist.

So sind wir denn heute später dran als sonst, aber wir nehmen uns viel Zeit, um auf dem Weg noch den Arc de Diane zu besuchen und natürlich den Pont Valentré, auf dem wir schlussendlich auch den Lot überqueren und so aus Cahors hinauskommen. Der Bau dieser Brücke wurde von Papst Johannes XXII in Auftrag gegeben, der seiner Heimatstadt zu einem richtigen Entwicklungsschub verhalf. Sie hat acht Bögen und drei Türme, an jedem Ende einen sowie einen in der Mitte. Sie gilt als eine der besterhaltenen befestigten Brücken des Mittelalters

Neben der Brücke beginnt gleich der steile Aufstieg auf die Klippe. Es sind 127 hohe Stufen. Sie sind betoniert und ein Rhombenmuster ist eingeritzt für mehr Sicherheit. Da sie den Klippen abgetrotzt wurden, sind sie nicht einfach zu gehen und wir sind froh, dass es trocken ist und vor allem, dass wir hinauf- und nicht hinuntersteigen müssen. Doch wir werden durch eine wunderbare Aussicht auf die Brücke und die Stadt belohnt. Von hier oben aus sehen wir sogar den Turm des Königsschlosses, den wir in der Stadt nicht sehen konnten, da er von einer hohen (Gefängnis-)Mauer umgeben ist. Jetzt flacht der Weg etwas ab und wir steigen auf blanken Felsen weiter hinan, bis wir wieder das Plateau des Quercy blanc erreichen, das wir gestern verlassen haben.

Cahors Wein ist scheint’s berühmt und hier sehen wir denn auch die ersten wenigen Rebstöcke. Aber bereits folgen wir der Strasse ins Tal und nach einiger Verwirrung vor lauter Strassen, die es zu über-. und unterqueren gilt, finden wir den richtigen Weg hinauf zum Domaine des Mathieux, wo sich ein neuer Gîte (mit Schwimmbad) befindet. Für uns ist es noch zu früh, um auszuruhen. Wir steigen auf einem unangenehmen Steinweg wieder ins Tal, folgen in einigem Abstand der Strasse und einer stillgelegten Eisenbahnlinie und befinden uns bald in einem lichten Wald. In einer der Hecken wachsen Schlehdornbüsche, die vor lauter Schlehen mehr blau als grün sind. Die vielen Beeren ziehen die Aeste tief hinunter. Vor uns kreuzen zwei Rehkitze mit ihrer Mutter den Weg.

Im Weiler Labastide-Marnhac rasten wir und beurteilen die Lage. Es ist bewölkt und ausgesprochen gutes Wanderwetter, sodass wir uns entschliessen, nach Lascabanes weiterzuwandern. Doch der dortige Gîte ist ausgebucht, was uns nach Pechpeyroux ausweichen lässt.

Von hier aus folgen wir einem Bergrücken mit karger Vegetation. Es sind hauptsächlich Eichen und Wacholder. Aber die Eichen sind nicht die uns bekannten mächtigen alten Bäume, sondern eher Bonsai, d.h. etwas mickerig und verkrüppelt. Doch auch hier finden wir ein paar Rebstöcke, wenige Sonnenblumenfelder (in einem verstecken sich die Blumen hinter dem Unkraut), sowie Grasflächen, auf denen Esel, Pferde und Kühe weiden. Die wenigen frisch gepflügten Aecker sind dunkelbraun mit vielen Steinen übersät. Die uns umgebenden Hügelketten wirken ähnlich karg.

Um zu unserem Chambre d’hôte bei Valérie Berrod zu kommen, verlassen wir den Jakobsweg und gelangen in ein Tal, wo ein Melonenfeld neben einem abgeernteten Tabakfeld liegt. Auf der andern Seite der Hauptstrasse steigen wir in den Weiler hinauf, aber finden das Haus nicht auf Anhieb. Trotzdem sind wir nun hier in diesem schönen alten Steinhaus mit zwei Hunden, sieben Katzen (und auf.dem Dach Mönche und Nonnen).


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Since we spent part of the morning sightseeing in Cahors, today we had a relatively short stage of 22 km.

Cahors is a really fascinating town. It is also very convenient for sightseeing, since all the points of interest lie very close together. It would be inappropriate to describe all the places of interest here, but I mention some highlights that I found particularly noteworthy. The 11th century cathedral Saint-Etienne is remarkable for its two 18 metre diameter domes and its particularly spacious nave. The ‘horloge monumentale’ is a scurrile timepiece with a timekeeping mechanism using steel balls; it could well have been constructed by Heath Robinson or Tinguely.

Probably the most well-known landmark in Cahors is the 14th century Pont Valentré with its eight arches and three towers.

After our sightseeing trip around the old town, we shouldered our rucksacks and set off from our hotel at about 10.10. The route out of Cahors took us over the Pont Valentré. As soon as we had reached the west bank of the Lot, our hiker’s lives began again in earnest; the path up the cliff was very, very steep. Our efforts were however rewarded by exceptional views over the town of Cahors and the Lot.

This climb took us up to the extensive, rolling limestone plateau south west of Cahors known as the Quercy blanc. Our day’s walk took us across this plateau, mostly on rather stony paths, sometimes on asphalt roads. The area is relatively unfertile. Most of it is quite wild and is covered by scrub and stunted bushes and trees, mainly oaks. I think that I have seen more oak trees in the last few days than in the whole of the rest of my life! The areas that are cultivated seem to be devoted mainly to sunflowers and crops grown for animal fodder.

After about nine kilometres we took a short break in the village of Labastide-Marnhac. From here Annette phoned around and found a bed and breakfast for us in this small hamlet of Pechpeyroux.

We arrived here in Pechpeyroux at about 15.45 and, after having some problems to find the B&B, were received by Mme Berrod with a glass of mint syrup.

We were lucky with the weather today. The morning was cool, the sun appeared only towards mid-afternoon and there was always a cool breeze. Good conditions for walking!

Mittwoch, 29. August 2007

43. Tag: Varaire - Cahors

Der Morgen beginnt mit einem Gewitter, das beim Frühstück keine Eile aufkommen lässt. Beim Verlassen der Herberge liegt Nebel über dem Dorf. Wir schwenken auf den Weg ein, den uns die Herbergsmutter gestern empfohlen und sogar skizziert hat, um das Dorf, dessen Wahrzeichen ein „lavoir papillon“ ist zu verlassen. Wir sind offensichtlich noch im Halbschlaf, denn bereits die zweite Abzweigung verpassen wir, und so wandern wir halt am Rande der Hauptstrasse nach Bach.

Die Kirche des Weilers ist noch geschlossen, aber eine Frau verträgt das Brot mit dem Auto. Nach Bach nehmen wir den Römerweg, den Cami Ferrat, der uns wie schon gestern, zwischen Mäuerchen und Hecken 15 km weit durch karge Landschaften führt. Diese römische Strasse verband Caylus mit Cahors und wurde nach dem Niedergang des Römischen Reiches noch lange als Handelsweg genutzt.

Der Nebel ist inzwischen nahtlos in Nieselregen übergegangen. Ich vertraue jedoch darauf, dass mein T-Shirt schnell trocknet, und ziehe nur den Hut an, um meine Brille trocken zu halten.

Björk holt uns hier auf und wir wandern fröhlich plaudernd weiter. Wir haben die Norwegerin gestern beim Abendessen im Gîte kennen gelernt. Sie trägt jedoch Siebenmeilenstiefel und zieht wieder davon.

Ueber Hügel und Täler gelangen wir zu einem Waschhaus und folgen ein Stück weit der Strasse nach Pech, bevor wir die Autobahn unterqueren und den steinigen und recht steilen Aufstieg nach Le Garlat beginnen. Aber wir sind guten Mutes, werden uns doch eine Sitzgelegenheit und Getränke in diesem Weiler in Aussicht gestellt. Aber leider wird nichts daraus. So entschliessen wir uns, einen Umweg ins Dörfchen Flaujac-Poujols einzulegen, um dort im Trockenen sitzend eine Pause zu machen. Es gibt jedoch weder eine Bar noch ein Restaurant, sodass wir erst beim öffentlichen Telefon, das mit einer Bushaltestelle zusammengelegt wird, ein bequemes Bänkchen unter Dach finden.

Es nieselt immer noch, als wir wieder bergauf bis hinauf auf einen Hügelzug marschieren, dem wir dann bis vor Cahors folgen. Von hier können wir die uns umgebenden Hügel sehen, deren Vegetation genauso spärlich scheint. Praktisch bereits im Quartier St-Georges von Cahors steigen wir auf einer Asphaltstrasse sehr steil zum Lot hinunter, den wir auf der Brücke Louis-Philippe überqueren. Im ehemaligen Zollhäuschen an der Brücke ist jetzt der Pilgerempfang untergebracht. Und so treffen wir denn hier auch auf Günther sowie auf Pierre und Paul, mit denen wir gestern das Nachtessen im Gîte eingenommen haben.

Die Altstadt von Cahors ist sehr konzentriert und wunderschön erhalten. Wir haben noch Zeit für einen kurzen Besuch in der Kathedrale St-Etienne mit ihren alten Wandmalereien und einem Tympanon, das zwar nicht ganz jenem von Conques entspricht, aber doch unbedingt sehenswert ist. Die beiden Kuppeln über dem Hauptschiff haben einen Durchmesser von je 18 m. Wir beschliessen, morgen bei Tageslicht nochmals hinzugehen.

Das Château du Roi aus dem 14. Jahrhundert ist heute ein Gefängnis und deshalb der Oeffentlichkeit nicht zugänglich.

Unser Hotel Jean XXII liegt bezeichnenderweise neben dem Turm von Jean XXII (Ende des 13. Jahrhunderts). Jean XXII war ein Papst aus Cahors, während der Zeit, als Päpste in Avignon residierten.
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We started our seventh week of our walk to Santiago with a fairly long stage. Today we covered 31 km in some 7½ hours.

Although the weather forecast was totally different, last night we had a thunderstorm and today was overcast, with moderate temperatures. Most of the time we were walking through light mist, with a very fine drizzle. These conditions were very much better for a 31 km march than the sunny conditions and 36 °C that were forecast!

We left Varaire at 7.50 and walked along a road to the village of Bach (we missed a turning). From Bach, the path was along an old Roman road, the Cami Ferrat. This 15 km long stretch of our day’s march was along a mostly very agreeable forest road, and did not pass through any villages or hamlets; there were thus no churches to be visited.

The continuation also avoided villages, so that we even made a slight detour into a village in order to find a bench for a midday pause.

In the final part of the journey, we were walking over the high limestone plateau above Cahors. This area was quite wild, with mostly stunted trees and bushes.

The final descent into Cahors was down a very steep asphalted road. We arrived in the town at about 15.15, in time to make some purchases and even to do a bit of sightseeing.

Dienstag, 28. August 2007

42. Tag: Cajarc - Varaire

Ganz unerwartet haben wir gestern abend Kingsley getroffen, den wir bereits kurz in Decazeville gesprochen hatten, im Hotel und verbrachten einen anregenden Abend mit ihm und seiner Frau Catherine.

Zuerst suchen wir eine Bäckerei und eine Epicerie, denn wir haben keine Vorräte mehr und die Causses du Quercy beginnen hinter Cajarc. Causse ist der hiesige Ausdruck für weite, nackte und aride Karstebenen. Wobei Ebene und Causse ein Widerspruch in sich ist, denn er ist hügelig.

Da Cajarc auf drei Seiten von Klippen eingeschlossen ist, erwarten wir einen steilen Anfang. Die Wetterprognose meldet für heute Höchsttemperaturen von 36 ° und bereits am Morgen ist es recht warm. Wir durchqueren das westliche Aussenviertel und die Steigung beginnt, wie erwartet, steil. Auf steinigem Zickzackpfad erreichen wir die Hauptstrasse, auf der wir den Lot überqueren und nachher sachte ansteigen bis zur Chapelle de Notre-Dame de la Paix vor dem (der, nicht das) Pech d’Andressac. Die Kapelle aus dem 12. Jahrhundert ist halb verfallen, bildet aber trotzdem einen angenehmen Gegensatz zu all den Kriegsdenkmälern, die sich landauf, landab in jedem noch so kleinen Dorf finden. (Ein Pech ist übrigens hier ein Berg oder mindestens ein Hügel.)

Von der Anhöhe aus sehen wir auf eine kleine Ebene hinab, wo viel Mais wächst. Uns fällt das ungewöhnliche Muster auf: immer vier Reihen dunkelgrün und dann zwei Reihen gelb. Beim Näherkommen sehen wir, dass die beiden hellen Reihen eine andere, kleinere Varietät sind und blühen, während die vier dunklen Reihen gekappt worden sind. Ob das etwas mit der Bewässerungsanlage zu tun hat, die nur eben die Höhe der gekappten Pflanzen erreicht? Daneben steht ein Tabaktrocknungskäfig, aber die Tabakpflanzung dazu sehen wir nicht.

Der Weiler Gaillac schmiegt sich auf halber Höhe an die Klippe. Hier fällt uns ein Turm mit abgeschrägtem Dach auf, ohne dass uns seine Bestimmung klar wäre. Erst später fällt der „Zwänzger“.

Nun steigen wir weiter hinauf zum Pech Niol. Die Steinmauern und –wälle begleiten uns hier ebenfalls und der Buchs, der Wacholder und die kleinen Eichen auch, dazu kommt ein Busch mit schwarzen Früchten, der ein Hartriegel sein könnte. Die Steigung des Steinweges entspricht den 200 Höhenmetern, die es in kürzester Zeit zu überwinden gilt. Aber auf der Anhöhe werden wir mit einem Panorama auf die umliegenden bewaldeten Bergrücken belohnt.

Doch immer können wir nicht auf der Strasse diesem Kamm entlang wandern, sonst würden wir ja die nächste Steigung verpassen. Also geht es sachte zum Weiler St-Jean-de-Laur hinunter, den wir zwar dann links liegen lassen, aber dessen Lavoir allein schon einen Augenschein wert ist, liegt diese „Waschanstalt“ doch in einer Höhle und hat parallel angeordnete Einseifplätze. Der Wasserhahn mit dem gutem Trinkwasser ist uns natürlich ebenfalls willkommen. Das Wasserreservoir daneben ist jedoch so trüb, dass ich den aufgeschreckten Frosch nicht mehr sehe, sobald er ins Wasser eingetaucht ist.

Hier unten wird die karge Vegetation angereichert durch Eschen, Efeu, Ahorn und Weissdorn. Am Weg blühen auf hohen Stielen Blumen, die aussehen wie weisse Skabiosen. Es gibt vereinzelte Linsenfelder und die frisch geeggten Aecker sind ockerfarben, ja sogar fast orange. Wir kommen an einem Feld vorbei, dessen Pflanzen wir nicht zuordnen können. Wären die Blätter hellgrün, wäre es Tabak, der noch nicht blüht, aber die Blätter sind sattgrün. Ueber den Steinwällen und dem Stacheldraht reifen Schlehen, Holunderbeeren und Hagebutten.

Auf einer (zu) langen Strecke wurden liebenswürdigerweise die beiden uns normalerweise einschliessenden Steinmauern bzw. –wälle auf den Weg geschaufelt, sodass ein hoher Damm entstanden ist, der sehr unangenehm zu gehen ist, bis wir zur Stelle kommen, wo ihn auch Kühe benutzen. Ihre Stoffwechselendprodukte füllen die Zwischenräume bald so aus, dass das Gehen leichter fällt. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich mich einmal so über „Alpenpizzas“ freuen würde.

Beim Mas de Palat, den wir umrunden, fällt uns ein quergestelltes Bauernhaus auf, das auf beiden Schmalseiten einen quadratischen Turm aufweist, der es um ein Stockwerk überragt. Es sind dies zwei Taubenhäuser. Die Bewohnerinnen halten sich jedoch offensichtlich lieber auf den drei Dächern auf.

Der Himmel überzieht sich mit Wolken, die uns sehr willkommen sind. Doch schon fallen die ersten paar Tropfen. Ein richtiger Regen setzt jedoch nicht ein. Heute drückt mich auch der Rucksack, und alles Engerschnallen hilft nichts. Vielleicht habe ich einfach falsch gepackt. Während der ersten vier Wochen musste ich meinen Gürtel ein Loch pro Woche enger schnallen. Da ich jedoch kein viertes Loch mehr hatte, kaufte ich mir in Le Puy einen stufenlos verstellbaren Gürtel, wo die Veränderung nicht so auffällt. Bei der Bauchtasche bin ich am Anschlag angelangt, und sie hängt jetzt so tief, dass es schon etwas unbequem ist.

Auch auf dem nunmehr kurzen Weg nach Limogne-en-Quercy fallen uns die vielen viereckigen Türme auf, die vielfach an ein Haus angebaut sind. Die einen dienen noch heute als Taubenhäuser, bei andern sind die Tauben in die obersten Stockwerke verbannt und noch andere sind zu Wohnhäusern umfunktioniert worden. Nun fällt auch der besagte „Zwänzger“ von Gaillac, denn auch hier gibt es vereinzelte runde Türme, die als Taubenschlag dienen.

Das lebhafte Dorf Limogne-en-Quercy bietet uns alles, was wir in Cajarc vergeblich gesucht haben: Früchte und Roggenbrot. Nach all den menschenleeren Weilern ist es erfrischend, in eine so lebendige Ortschaft zu kommen. Und natürlich wartet hier bereits Günther auf uns. Wir meinen, nur noch 6 km von Varaire entfernt zu sein, und gönnen uns eine Essenspause auf dem Dorfplatz. Doch die neue Wegführung ist rund 2,7 km länger. Nein, diesmal ist es kein Gîte, der diese Umleitung veranlasst hat, sondern der Besitzer des Weidelandes, durch das der Weg früher geführt wurde. Es gab da zwei Gatter zu öffnen und hinter sich zu schliessen, was scheint’s nicht von allen als selbstverständlich angesehen worden war.

Trotzdem erreichen wir den Gîte des Marronniers, wo wir für heute ein Zimmer reserviert haben, zu einer angenehmen Zeit.

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Yesterday we spent a very agreeable evening over dinner with Kingsley and Catherine, an Anglo-American couple with whom we had had brief contact in Decazeville.

Today we had a fairly short stage of some 27 km from the small town of Cajarc to Varaire, a small village on our way towards Cahors.

Since temperatures of 36 °C were forecast for this afternoon, we again made an early start and were on our way at 7.50 this morning. Our early start meant that we did not breakfast in the hotel, so we first stopped in Cajarc to buy bread and a snack for breakfast.

The first part of the route took us along the valley of the Lot towards Gaillac and was relatively flat. After Gaillac, we began a long, steady climb of 650 ft up the Causse de Limogne. This rather unfertile limestone plateau is mainly covered by an oak forest and is famous for its truffles. We crossed this plateau on often stony paths and then descended to the small town of Limogne-en-Quercy. Here we were able to replenish our stock of fruit. Here we also encountered Günther, our fellow pilgrim from Würzburg, who is staying in the same gîte this evening.

Fortunately, the weather was not quite as hot as forecast, so that the temperatures were quite agreeable for walking.

The path from Limogne to Varaire was given in our guides as having a length of 6 km. However, the French authorities had struck again! The path had been re-routed and is now about 9 km. The few additional kilometres may not seem much, and did not disturb us unduly, but could be frustrating at the end of a long day. Nevertheless, we arrived in Varaire at about 14.40.

In one of my previous reports, I had commented on the very high quality of the signposting of the Camino. While certainly still being more than adequate, the signposting quality has deteriorated over the last few hundred kilometres from Le Puy.

The large number of pilgrims descending on the areas along the Camino may well be leading to some negative reactions. Pilgrims could well be welcome as a source of income to the hotel and para-hotel trades, but we suspect that the large numbers are leading to a certain rejection in the population. It is noticeable that many of the paths are separated from the surrounding property by fences, usually of barbed wire. It is also very noticeable that many property owners have found it necessary to put up more or less polite requests not to trespass on their ground.

It is also perfectly possible that the above mentioned re-routing of the path is due to past problems with pilgrims. The original path went through a pasture, which required two gates to be opened (and closed). Even the best-hearted farmer reaches the end of his patience when he has had to round up his straying animals dozens of times.

Montag, 27. August 2007

41. Tag: Figeac - Cajarc

Der kurze Stadtrundgang von gestern abend war eine Offenbarung. Figeac ist eine wirklich schöne Stadt. Die Häuser kombinieren oft Fachwerkelemente in den oberen Stockwerken mit unverputzten gelblichen Steinen eher in den unteren Etagen. Die Altstadt wirkt gut erhalten oder renoviert und weist viele schöne Häuser auf. Sie ist jederzeit einen Besuch wert.

Da die Wetterprognose für heute Temperaturen von 35 ° verheisst, machen wir uns so früh wie möglich auf den Weg, verlassen Figeac dem Célé entlang und steigen dann auf den Berg, der die Stadt im Süden dominiert. Beim Gefallenendenkmal blicken wir noch ein letztes Mal auf die Stadt hinunter. Hier oben auf dem Plateau befindet sich ein Obelisk aus dem 13. Jahrhundert, der – so glaubt man – die Grenze der 755 von Pépin gegründeten Benediktinerabtei markierte.

Wir umrunden ein Industriequartier und wähnen uns auf den schmalen mit Trockenmauern und Hecken eingefassten Strässchen bald in England. Da wir uns nach dem zweiten Aufstieg immer auf dem Bergrücken bewegen, sehen wir bald sowohl ins Tal des Célé als auch des Lot, ohne jedoch die beiden Flüsse zu erblicken, da sie sich tief ins Gelände eingegraben haben.

Die Schieferdächer haben wir hinter uns gelassen, nach Figeac sind eher Rundziegel angesagt. Aber nur auf den allerältesten Gebäuden liegen noch die traditionellen Mönche und Nonnen, sonst es eine moderne Version, die aussieht wie eine 5, die nach links gekippt ist.

Faycelles ist offenbar so etwas wie eine Hochburg der Taubenzucht, sehen wir doch hier in kurzem Abstand mindestens zehn alte Taubenhäuser, zum Teil liebevoll renoviert, zum Teil mehr als halb verfallen. Die Kirche des Dörfchens ist noch von der Hochzeit vom Samstag grosszügig mit Blumen geschmückt. Hier holen wir ein norwegisches Ehepaar im besten Alter (d.h. in unserem) ein, das den Jakobsweg von Le Puy nach Santiago macht, und dies bereits zum zweiten Mal.

Auf dem weiter ansteigenden Weg können wir immer eine noch bessere Aussicht geniessen auf eine weite Landschaft, in der sich Wälder und Landwirtschaftsflächen abwechseln und in der hie und da ein Weiler oder gar ein Schloss oder Landschlösschen liegt.

Bald definieren wir unseren eigenen Jakobsweg, um nicht einen weiten (wohl kommerziell bedingten) Umweg gehen zu müssen. Hier gibt es verträumte Weiher und in den Hecken immer wieder Zwetschgenbäume, deren Früchte offenbar niemand pflückt und die uns deshalb erfreuen. Ein kaum begangener Feldpfad führt uns wieder auf den schmalen Pfad der Tugend zurück und hier treffen wir denn auch prompt auf Günther, der mit uns bei den Karmeliterinnen übernachtet hat, sich jedoch schon früher auf den Weg gemacht hat.

Auf Steinwegen steigen wir weiter hinan. Erst in diesen Tagen ist mir die volle Bedeutung des Ausdruckes „es ist ein steiniger Weg“ so richtig aufgegangen. Wir machen Bestandesaufnahme des zurückgelegten und des heute noch möglichen Weges und versuchen ein Zimmer zu organisieren. Die beiden Auberges in Cajarc, die wir kontaktieren, nehmen das Telefon nicht ab, so dass wir auf ein Hotel ausweichen.

Gréalou sehen wir nur von oben, aber wandern dem Friedhof entlang aus dem Weiler hinaus, bis wir zu einem der anscheinend zahlreichen Dolmen der Region gelangen, wo wir wieder auf einen Steinweg abbiegen, diesmal talwärts. Es ist bereits sehr heiss und wir schätzen jeden Baum, der seinen Schatten auf den Weg wirft. Weiter unten treffen wir auf einen grossen schattigen Picknickplatz, wo wir etwas ruhen. Die beiden Hunde des Bauernhofes grüssen uns und der grössere legt sich zu uns unter den Tisch. Hier treffen wir auch eine junge Australierin, die dem Jakobsweg von Le Puy nach Santiago folgt.

Wir erreichen eine Kuppe, auf der die Erde weggewaschen ist und nur grauweisse Steine (Jurakalk?) liegen. Zwischen dem trockenen Gras wachsen Wacholdersträucher und ein paar kleinere Bäume. Das Ganze wirkt ausgetrocknet. Aus den gleichen Steinen sind die Trockenmauern geschichtet, die uns bis hinunter nach Cajarc begleiten. Die Steine sehen aus, als wenn sie auseinanderbröckeln würden, wenn man sie etwas fest anschaut. Die Trockenmauern am Weg sind deshalb auch in jedem erdenklichen Zustand: wunderschön aufgeschichtet, notdürftig wieder hergerichtet, mit Moos bedeckt, vom Moos zusammengehalten, halb zerfallen, ein Steinhaufen, ein Steinhäufchen... Am Anfang werden sie hauptsächlich von Wachholder begleitet, später von Buchs und ein Weilchen von Eichen.

Cajarc liegt in einem Tal, das von Klippen umgeben ist, deshalb ist der Abstieg auch entsprechend steil. Und natürlich wieder auf einem Steinweg. Als wir unten zurückblicken, sehen wir das Schild: Chaussée dangereuse. Gut wussten wir es oben noch nicht! Das Hotel La Ségalière liegt direkt am Weg, so dass wir es nicht nur problemlos finden, sondern uns auch noch eine halbe Stunde Hitze erspart bleibt. Und dazu hat es noch ein Schwimmbad!! Die Wassertemperatur ist mit 20 ° angegeben, aber das hält uns heute ganz bestimmt nicht ab.

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Yesterday evening we visited the church in the Carmelite convent for vespers before sitting down to an excellent meal cooked by Maria.

Today it was hot and sunny. Fortunately, we were able to set off early and complete the day’s march of 30 km sufficiently early to avoid the worst of the heat.

We left the Carmelite pilgrims’ hostel in Figeac at 7.30 and immediately began a 600 ft climb out of the valley of the Célé. The climb was rewarded with a grand view over Figeac from the Aiguille du Cingle.

The next few kilometres were along the ridge between the valleys of the Célé and the Lot. Although the countryside is still quite green, it is noticeable that we are steadily moving into drier areas. It is also noticeable that there are fewer cattle in the meadows, the emphasis is moving away from beef production towards dairy farming.

The way along this ridge took us through the delightful hamlet of Faycelles and the village of Gréalou, otherwise we did not go through many villages or hamlets. The route was mostly along asphalt roads.

On the way from Gréalou towards our day’s destination, we passed by two dolmen (relics of the pre-Celtic megalith culture, comprising a large stone placed across two other large stones, presumably used as burial chambers).

The last hour of our descent to Cajarc was arduous. It was by now very hot and sunny, and there was no shade. This made the cool beer / apple juice that was consumed immediately after our arrival at about 14.15 all the more enjoyable.

With respect to our accommodation, we have gone somewhat from one extreme to the other. The Carmelite hostel was very simple, the hotel that we have for tonight is somewhat more luxurious. A swim in the hotel pool shortly after our arrival was certainly an excellent way to recover from the exertions of the journey.

If there were very many pilgrims travelling between Le Puy and Conques, it is very noticeable that we now see fewer fellow pilgrims on our journey. This could be because many pilgrims only walk the stretch Le Puy – Conques. (It could also be because the last weekend in August has now passed). What is (for me) surprising, is to find just how many intend to walk to Santiago de Compostela. For example there is Günther, who is hiking there from Würzburg and Georges, a 78 year old Belgian, who started in Namur. Today we met a young Australian girl, who started in Le Puy. We are not the only ones to be doing a long walk!

Sonntag, 26. August 2007

40. Tag: Decazeville - Figeac

Unter bewölktem Himmel verlassen wir das triste Decazeville und steigen direkt beim Kreisel den ersten Berg hinan. Hier treffen wir auf den Süden: eine Pittostorum- Hecke und gleich daneben eine „Pommes-frites-Pflanze“; etwas weiter oben sogar noch eine Kräuselmyrthe. Wir steigen in den Aussenquartieren weiter steil bergan auf gerilltem Betonbelag bis wir St-Roch erreichen, wo wir auch die gleichnamige Kapelle besuchen, in der eben eine Gruppe deutscher Frauen eine Andacht hält. Vom ehemaligen Pfarrer von St-Roch erhalten wir den Pilgerstempel und ein paar interessante Informationen zur Kirche.

Wir haben eine schöne Rundsicht auf die uns umgebenden Bergkämme und Täler. Hier sind die Bergflanken bedeutend weniger bewaldet als vor Decazeville und wir durchqueren viele Kuhweiden. Die freilaufenden Hunde ignorieren uns, was uns auch recht ist.

Von oben sehen wir bereits seit geraumer Zeit auf den Lot und Livinhac-le-Haut hinunter und wundern uns, wann der Abstieg beginnt. Er geht durch den Wald, ist lehmig, aber nicht nass und somit nicht so rutschig und recht gut zu gehen. Livinhac-le-Haut trägt seinen Namen zu unrecht, liegt es doch zuunterst im Tal des Lot. Wir sind hier bereits fest in der Gegend, in der viele Ortschaften auf –ac enden. Es ist dies eine Endung gallo-römischen Ursprungs. Livinhac ist ein schönes Städtchen mit Fachwerkhäusern, deren erstes Stockwerk oft ca. 30 cm in die Strasse vorsteht, manchmal auch zusätzlich noch das zweite.

Nun verlassen wir das Tal des Lot vorderhand und erklimmen den nächsten Berg, wo wir das malerische Montredon mit seiner Chapelle Notre-Dame besuchen, die 1958 wiederaufgebaut wurde.

Wir haben das Département gewechselt und sind jetzt im Lot. Die Kennzeichnung des Weges verrät es uns, und es ist keine Verbesserung.

Bei einem Ziehbrunnen werden die Amis Pèlerins aufgefordert, kein Wasser zu vergeuden, da es der Dorfbrunnen ist.

Wieder bergan erreichen wir die romanische Kapelle Ste-Madeleine, in der wunderschöne Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert erhalten sind. Unsere Ueberraschung ist gross, als wir hineintreten. Zuerst glauben wir, es seien Fledermäuse, aber dann sehen wir, dass es Schwalben oder Mauersegler sind (die mit den weissen Bäuchen). Sie fliegen aufgeregt in der kleinen Kapelle umher und auf einmal wird klar, dass es ein Elternpaar ist, das in der Kapelle genistet hat und die beiden Jungen sitzen auf dem Kapitell einer Säule und warten auf die Fütterung. Wir verlassen die Kapelle, um auf dem Bänkchen davor zu rasten, als plötzlich alle vier herausflitzen. Bevor wir also den Ort verlassen, stellen wir sicher, dass die ganze Familie wieder vereinigt Zugang zum Nest hat.

Inzwischen ist es heiss geworden und die Asphaltstrasse trägt nur bedingt zur Erfrischung bei. Wenigstens ist sie nicht sehr befahren und ein paar Bäume spenden uns Schatten.

Am Dorfeingang von St-Félix steht die Kirche Ste-Radegonde (wer immer das war). Das Tympanon aus dem 11. Jahrhundert stellt Adam und Eva vor dem Baum und die Schlange dar. Auf den Glasfenstern sehen wir Heilige mit Namen (u.a. Jakobus und Radegonde) und den Namen der Spender. Auf der Hauptstrasse gehen wir weiter Richtung Figeac, das mit seinen über 10'000 Einwohnern ein grösserer Ort auf unserem Weg ist. Wir haben nichts reserviert, hoffen aber, im Karmel unterzukommen, der eine Pilgerherberge betreibt.

Hier treffen wir wieder auf Günther, den wir vor einiger Zeit gesehen und in Conques kennen gelernt haben. Er ist in Würzburg zu Fuss gestartet und will nach Santiago. Von den andern Pilgern haben wir keine mehr gesehen. Silvia ist wohlbehalten nach Hause gekommen, Christof ist vielleicht hinter uns, hat er doch einen Tag in Le Puy eingeschaltet. Ralph haben wir schon vor Le Puy nicht mehr gesehen und wissen nicht, wo er sich befindet. Walter, den wir in Le Puy kennenlernten, haben wir in St-Privat-d’Allier zum letzten Mal gesehen. Unser Weg kreuzt sich manchmal mit Andrées, aber nun schon seit ein paar Tage nicht mehr.
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Today, according to our reckoning, we passed 1000 kilometre mark from home. Not much further to go! On our 40th day, we covered some 26 km in just about seven hours. This evening, we will be sleeping in a pilgrims’ hostel run by the Carmelites of Figeac.

The morning was slightly cloudy when we left our hotel in Decazeville at 8.15. The clouds steadily thinned in the course of the morning and the afternoon was increasingly sunny and warm, almost too warm for walking – we were glad not to have set out any later.

The route away from Decazeville involved a long, steep climb (as usual), up to a further chapel dedicated to St. Roch. Here, we met the friendly curé, who kindly added his stamp to our pilgrims’ passports. From this chapel, we then descended a somewhat slippery woodland path, crossed the river Lot and entered the small village of Livinhac-en-Haut.

After an abortive attempt to buy bread for Annette in Livinhac, we started our longest climb of the day (some 650 ft altitude difference) up roads and a pleasant path through an oak wood to the hamlet of Montredon.

From here, we had impressive views over the rolling countryside, which is largely devoted to cattle farming. There are of course very many cows grazing in the meadows, but it is very noticeable that there are also a great number of calves. These are evidently allowed to spend their short lives with their mothers, which must be more satisfactory for both mother and calf than their both leading separate lives as often happens.

On the way from Montredon towards Figeac, we visited the small chapel of Sainte-Madeleine in Guirande. This very simple chapel has some remarkable 14th century murals and was unusual in that it was home to a family of swallows.

From Guirande, we took a shortcut along the road. We passed through the small hamlet of Saint-Félix, where we visited the church of Sainte-Radegonde. The 11th century tympanum of this church depicts Adam and Eve in paradise, with tree and snake. From here, we followed the hiking path (which also ran mostly along busy roads) to Figeac.

Here we located our hostel and were very friendlily received by the wardens, Antoine and Maria.