
Kreuzgang San Marcos / San Marcos cloister
Ohne Frühstück, dafür früh am Morgen, machen wir uns auf den Weg, grüssen nochmals San Marcos und verlassen die Altstadt von León mit ihren verwinkelten Gassen über die alte Brücke, welche den río Bernesga überspannt. In der Nacht hat es geregnet, so widerspiegelt sich das Licht der Strassenlampen in jeder Pfütze. Durch das noch schlafende Aussenquartier – nur ein paar junge Leute sind auf dem Heimweg – und die sich anschliessende Gewerbe-/ Industriezone erreichen wir, ohne es zu bemerken, den Weiler Virgen del Camino. Es ist eine eigenartige Mischung aus altem Dorfteil, Industriebrachen, Gewerbebauten, neuen Einfamilienhäusern mit gepflegten Gärten, Feldern, Brachland und Strassengewirr, das sich auch nach dem Unterqueren der Autobahn fortsetzt.
Es beginnt zu regnen und wir packen in einer nicht mehr genutzten Autowerkstätte unseren Regenschutz aus. Allerdings dauert der Regen nicht lange, aber die dunklen Wolken hängen tief.
Wir überqueren einige Bächlein und immer nah bei der Ueberlandstrasse (entweder an ihrem Rand oder durch einen Graben von ihr getrennt) erreichen wir San Miguel del Camino, ein eher gesichtsloses Strassendorf. Aber da steht doch am Wegrand ein Tisch mit Reineclauden, Birnen, Aepfeln, Nüssen und Guetzli, offeriert von Agapito, einem Freund des Weges und des Pilgers, wie er sich nennt. Er freut sich offensichtlich über jedes Gespräch und ist glücklich, gleich vier Nationalitäten um sich zu haben, nämlich einen Italiener, eine Litauerin und uns beide.
Bis Villadangos del Páramo folgen wir weiter der vielbefahrenen Strasse (die Autobahn ist mautpflichtig und wird deshalb von vielen, insbesondere den Lastwagenfahrern, gemieden). Einige davon grüssen beim Vorbeibrausen. Heute haben sie nicht so viel zu tun; es sind nur wenige Pilger unterwegs. Der Regen setzt von Zeit zu Zeit ein und dann habe ich Musse, die Kamillen und Malven zu bewundern, oder den feinen Fenchelduft, der zwischen den Abgasen der Dieselfahrzeuge an meine Nase dringt.
Villadangos des Páramo ist ein Dorf, das weder beginnt, noch aufhört. Ein weit verzettelter Gewerbegürtel umgibt es. Doch es hat zwei Längsstrassen und wir finden sogar ein gut geschütztes, trockenes Bänklein unter dem Vordach des Gemeindehauses für unsere Mittagsrast.
Nachher wird es grün. Unvermittelt liegen Maisfelder auf beiden Strassenseiten. Unzählige kleinere und grössere Bewässerungskanäle führten Wasser. Neben uns fliesst es schnell über die Stufen hinunter und ich bin fasziniert von den Fliessmustern, die sich bei jeder Richtungsänderung ergeben. Nun geht der zeitweise leichte Regen in dauerhaften starken über.
Zwischen San Martín del Camino und Puente de Órbigo überqueren wir den Canal del Páramo und entfernen uns etwas von der Strasse. Der Puente de Órbigo ist eine lange Steinbrücke aus dem 14. Jahrhundert, die aus verschiedenen Gründen berühmt ist. Da war die Schlacht von 452, der Zusammenprall der Mauren mit der Armee von Alfonso III (dem Grossen) um 900, und die Herausforderung von 1434, als Don Suero de Quiñones, ein Adliger aus León, alle Wagemutigen, welche die Brücke zwischen dem 10. Juli und dem 9. August überqueren wollten, zum Duell aufforderte. Am Schluss begaben sich alle zusammen nach Santiago de Compostela. Deshalb wird die Brücke auch „el paso honroso“ genannt.
Gleich nach der Brücke beginnt Hospital de Órbigo, wo wir heute im Hostal Paso Honroso nächtigen. Wir sind froh, relativ früh anzukommen, damit wir uns noch auf der Wäscheleine trocknen lassen können, bevor wir zum Abendessen gehen.
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San Marcos
Today was a fairly unexciting day. We covered 33 kilometres across the east part of the Leonese plain, in a little more than seven hours.
Our departure from the hotel in León was just before 7.30, well before the hotel served breakfast. It had rained during the night, the skies were heavily clouded and it was cool (about 12 °C).
After passing the Monastery of San Marcos and crossing the Puente de San Marcos, we walked through the sleeping suburbs of León into an industrial area. Here we reached the N-120 main road, which we were to follow more or less closely for the rest of the day. At this point, we had a few drops of rain, enough to warrant our fitting the rain protections over the rucksacks.
The route took us under the A-66 (Benavente – Oviedo) motorway and through the villages of Valverde de la Virgen and San Miguel del Camino to the sprawling town of Villadangos del Páramo. In San Miguel del Camino a there was a table on the pavement with a basket of fruit, biscuits and nuts offered free to passing pilgrims – a really nice, kind gesture, that was much appreciated (particularly since we had skipped breakfast).
In Villadangos del Páramo we had a short break for lunch before setting off on the second part of our journey. The intermittent light rain that we had been having turned to somewhat heavier showers – but not enough to dampen our spirits! We passed through the hamlet of San Martín del Camino before reaching the village of Puente de Órbigo. Here we crossed the architecturally pleasing and historically important Roman bridge spanning the river Órbigo.

Puente de Órbigo
After a certain difficulty, we located our hotel for the night, the Hotel-Restaurant Paso Honroso in Hospital de Órbigo, where we arrived a about 14.45.
The countryside through which we have been travelling today is fairly unspectacular. Outside the urban and industrial areas, the plain between León and Villadangos del Páramo was practically uncultivated; in summer, it is probably quite arid. The area through which we passed on the second part of our journey is cultivated. In most of the fields, maize was being grown. Despite the quite extensive system of irrigation canals, the maize plants did not look particularly healthy.
Today we had our first day of rain since we entered Spain 2½ weeks ago. We really cannot complain!


